Fünfzehntes Brâhmaṇam.

[499] Dieses auch Îçâ 15-18 vorkommende Stück ist nach dem Scholiasten ein Sterbegebet, was nach dem Inhalte nicht notwendig aber wohl möglich ist. Der Sterbende bittet Pûshan, den Sonnengott, seine Strahlen, welche die Wahrheit verdecken (vgl. Bṛih. 5,5,2), zu zerteilen, und sieht, nachdem dies geschehen, den Mann in der Sonne (ein häufiges Symbol des Brahman) und erkennt sich als identisch mit ihm. Mit einem bedeutsamen Rückblick auf seine Werke scheidet er dahin, indes vielleicht die Umstehenden den aus Ṛigveda 1,189,1 entnommenen Schlussvers beten.


Mit einer Schale ganz aus Gold

Ist zugedeckt der Wahrheit Mund;

O öffne, Pûshan, diese mir,

Dem Wahrheitstreuen mach' sie kund!
[499]

O Pûshan, einiger Seher, o Yama, Sonnengott, Prajâpati's Sohn! zerteile deine Strahlen, schliess zusammen deine Herrlichkeit; – ja, ich sehe sie, deine lieblichste Gestalt; und jener dort, der Mann dort, ich bin es selbst! –

Nun werde, Hauch, zum Winde, dem unsterblichen, und dieser Leib mag endigen in Asche!


Om!


O Geist, gedenk, des Werks gedenk,

O Geist, gedenk, des Werks gedenk!


O Agni! führe uns auf ebenen Stegen,

Du pfadekundiger Gott, hin zum Gelingen!

Halt fern uns von der Sünde krummen Wegen!

Und höchste Ehre wollen wir dir bringen.

Fußnoten

1 Nach Ça k. soll ti (t) die Unwahrheit repräsentieren, weil es in den Worten anṛitam (Unwahrheit) und mṛityu (Tod) vorkommt.


2 Die Strahlen sind durch das Auge, die Lebenshauche durch die Sonne bedingt.


3 M. Müller und Böhtlingk übersetzen auch hier çoka mit sorrow, Kummer.

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 499-500.
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