Vierzehntes Kapitel

[29] Von den Schlussfiguren ist die erste diejenige, welche am meisten das Wissen bewirkt. Denn die mathematischen Wissenschaften führen ihre Beweise in dieser Schlussfigur, z.B. die Arithmetik, die Geometrie, die Optik und so zu sagen alle, welche ihre Untersuchungen auf das Warum richten. Denn der Schluss aus dem Warum geschieht beinah immer, oder in den meisten Fällen durch diese Schlussfigur. Deshalb führt dieselbe am meisten zum Wissen; denn das Wichtigste im Wissen ist die Erforschung des Warum. Auch das Wissen des Was kann man nur in dieser Figur erlangen, da in der zweiten Figur kein bejahender Schluss sich ergiebt und das[29] Wissen des Was bejahender Art ist. In der dritten Figur giebt es wohl bejahende Schlüsse aber sie lauten nicht allgemein, während doch das Was der Dinge ein allgemeines ist. So ist der Mensch nicht blos in irgend einer Beziehung ein zweifüssiges Geschöpf. Ferner bedarf die erste Figur der andern nicht, während die andern durch die erste verstärkt und erweitert werden, bis man zu den unmittelbar geltenden Grundsätzen gelangt.

Hieraus erhellt, dass für die Wissenschaften die erste Schlussfigur die wichtigste ist.

Quelle:
Aristoteles: Zweite Analytiken oder: Lehre vom Erkennen. Leipzig [o.J.], S. 29-30.
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