Erste Rede

Das Priesternetz

[3] Das hab' ich gehört. Zu einer Zeit war der Erhabene von Rājagaham nach Nāḷandā die Landstraße entlang gewandert, mit einer großen Schar Mönche zusammen, mit fünfhundert Mönchen. Aber auch Suppiyo der Pilger war von Rājagaham nach Nāḷandā die Landstraße entlang gewandert, mit seinem Lehrknaben Brahmadatto, einem jungen Priester. Da hatte denn Suppiyo der Pilger auf mancherlei Weise über den Erwachten ungünstig gesprochen, über die Satzung ungünstig gesprochen, über die Jüngerschaft ungünstig gesprochen: wo hingegen des Pilgers Suppiyo Lehrknabe, Brahmadatto der junge Priester, auf mancherlei Weise über den Erwachten günstig gesprochen hatte, über die Satzung günstig gesprochen hatte, über die Jüngerschaft günstig gesprochen hatte. So waren also diese beiden, der Meister und der Schüler, während einer dem anderen gegenüber gerade das Gegenteil behauptete, dem Erhabenen Schritt um Schritt nachgefolgt und der Schar der Mönche.

Es nahm nun der Erhabene im Mangohage, in der Königshalle, für eine Nacht Aufenthalt, gemeinsam mit der Schar der Mönche. Aber auch Suppiyo der Pilger nahm im Mangohage, in der Königshalle, für eine Nacht Aufenthalt, mit seinem Lehrknaben Brahmadatto, dem jungen Priester. Wiederum begann da Suppiyo der Pilger auf mancherlei Weise über den Erwachten ungünstig zu sprechen, über die Satzung ungünstig zu sprechen, über die Jüngerschaft ungünstig zu sprechen: wo hingegen des Pilgers Suppiyo Lehrknabe, Brahmadatto der junge Priester, auf mancherlei Weise über den Erwachten günstig sprach, über die Satzung günstig sprach, über die Jüngerschaft günstig sprach. So blieben denn diese beiden, der Meister und der Schüler, einer dem anderen gegenüber gerade bei der Behauptung des Gegenteils stehn.

Da kam nun bei gar vielen der Mönche, gegen Morgen, vor Sonnenaufgang, als sie sich erhoben, im Säulenhofe Platz genommen, sich versammelt hatten, nachdenklich diese Rede auf:

»Erstaunlich, ihr Brüder, außerordentlich ist es, ihr Brüder, wie da von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten, der Wesen verschiedenartige Zuneigung so deutlich vorhergesehn wurde. Denn dieser Pilger Suppiyo hat auf mancherlei Weise über den Erwachten ungünstig gesprochen, über die Satzung ungünstig gesprochen, [3] über die Jüngerschaft ungünstig gesprochen: wo hingegen des Pilgers Suppiyo Lehrknabe, Brahmadatto der junge Priester, auf mancherlei Weise über den Erwachten günstig gesprochen hat, über die Satzung günstig gesprochen hat, über die Jüngerschaft günstig gesprochen hat. So sind denn diese beiden, der Meister und der Schüler, während einer dem anderen gegenüber gerade das Gegenteil behauptete, dem Erhabenen Schritt um Schritt nachgefolgt und der Schar der Mönche.«

Aber der Erhabene hatte da jener Mönche nachdenkliche Rede vernommen und begab sich nach dem Säulenhofe hin und nahm, dort angelangt, auf dem dargebotenen Sitze Platz. Hierauf nun wandte sich der Erhabene also an die Mönche:

»Zu welchem Gespräch, ihr Mönche, seid ihr jetzt hier zusammengekommen, und wobei habt ihr euch eben unterbrochen?«

Auf diese Worte gaben die Mönche dem Erhabenen also Bescheid:

»Es war uns da, o Herr, gegen Morgen, vor Sonnenaufgang, als wir uns erhoben, im Säulenhofe Platz genommen, uns versammelt hatten, nachdenklich diese Rede aufgekommen: ›Erstaunlich, ihr Brüder, außerordentlich ist es, ihr Brüder, wie da von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten, der Wesen verschiedenartige Zuneigung so deutlich vorhergesehn wurde. Denn dieser Pilger Suppiyo hat auf mancherlei Weise über den Erwachten ungünstig gesprochen, über die Satzung ungünstig gesprochen, über die Jüngerschaft ungünstig gesprochen: wo hingegen des Pilgers Suppiyo Lehrknabe, Brahmadatto der junge Priester, auf mancherlei Weise über den Erwachten günstig gesprochen hat, über die Satzung günstig gesprochen hat, über die Jüngerschaft günstig gesprochen hat. So sind denn diese beiden, der Meister und der Schüler, während einer dem anderen gegenüber gerade das Gegenteil behauptete, dem Erhabenen Schritt um Schritt nachgefolgt und der Schar der Mönche.‹ Das war, o Herr, unser Gespräch, das wir unterbrachen, als der Erhabene ankam.«

»Mögen auch, ihr Mönche, andere ungünstig über mich sprechen, ungünstig auch über die Satzung sprechen, ungünstig auch über die Jüngerschaft sprechen, so braucht ihr darum nicht betroffen, nicht mißvergnügt, im Geiste nicht verstimmt zu werden. Wenn auch, ihr Mönche, andere ungünstig über mich sprechen, ungünstig auch über die Satzung sprechen, ungünstig auch über die Jüngerschaft sprechen, und ihr darum erzürnt oder unzufrieden würdet, so würdet ihr nur dabei verlieren. Wenn auch, ihr Mönche, andere ungünstig über mich sprechen, ungünstig auch über die Satzung sprechen, ungünstig auch über die Jüngerschaft sprechen, und ihr darum erzürnt oder unzufrieden würdet: könntet ihr da wohl der anderen rechte Rede und schlechte Rede beurteilen?«

[4] »Gewiß nicht, o Herr!«

»Wenn auch, ihr Mönche, andere ungünstig über mich sprechen, ungünstig auch über die Satzung sprechen, ungünstig auch über die Jüngerschaft sprechen, so habt ihr euch da was unwahr ist als unwahr zu vergegenwärtigen: ›Das eben ist also unwahr, das eben ist also unrichtig, dergleichen kennt man nicht bei uns, und kann es bei uns auch nicht finden.‹ – Wenn auch, ihr Mönche, andere günstig über mich sprechen, günstig auch über die Satzung sprechen, günstig auch über die Jüngerschaft sprechen, so braucht ihr darum nicht erfreut, nicht frohgemut, im Geiste nicht aufgetrieben zu werden. Wenn auch, ihr Mönche, andere günstig über mich sprechen, günstig auch über die Satzung sprechen, günstig auch über die Jüngerschaft sprechen, und ihr darum erfreut, frohgemut, aufgetrieben würdet, so würdet ihr nur dabei verlieren. Wenn auch, ihr Mönche, andere günstig über mich sprechen, günstig auch über die Satzung sprechen, günstig auch über die Jüngerschaft sprechen, so habt ihr euch da was wahr ist als wahr einzugestehn: ›Das eben ist also wahr, das eben ist also richtig, dergleichen kennt man bei uns, und kann es bei uns auch finden.‹

Geringwertig aber ist es, ihr Mönche, minderwertig, tugendwertig, warum der gewöhnliche Mensch über den Vollendeten ein günstiges Urteil fällen mag1. Was ist es aber, ihr Mönche, das geringwertig, minderwertig, tugendwertig ist, warum der gewöhnliche Mensch über den Vollendeten ein günstiges Urteil fällen mag?

›Lebendiges umzubringen hat er verworfen, Lebendiges umzubringen liegt ihm fern, dem Asketen Gotamo: ohne Stock, ohne Schwert, fühlsam, voll Teilnahme, hegt er zu allen lebenden Wesen Liebe und Mitleid.‹ So etwa schon, ihr Mönche, mag der gewöhnliche Mensch über den Vollendeten ein günstiges Urteil fällen. ›Nichtgegebenes zu nehmen hat er verworfen, vom Nehmen des Nichtgegebenen hält er sich fern, der Asket Gotamo: Gegebenes nimmt er, Gegebenes wartet er ab, nicht diebisch gesinnt, reingewordenen Herzens verweilt er.‹ So etwa schon, ihr Mönche, mag der gewöhnliche Mensch über den Vollendeten ein günstiges Urteil fällen. ›Die Unkeuschheit hat er verworfen, keusch lebt er, der Asket Gotamo: fern zieht er hin, entraten der Paarung, dem gemeinen Gesetze.‹ So etwa schon, ihr Mönche, mag der gewöhnliche Mensch über den Vollendeten ein günstiges Urteil fällen. ›Lüge hat er verworfen, von Lüge hält er sich fern, der Asket Gotamo: die Wahrheit spricht er, der Wahrheit ist er ergeben, standhaft, vertrauenswürdig, kein Heuchler und Schmeichler der Welt2‹. So etwa schon, ihr Mönche, mag der gewöhnliche Mensch über den Vollendeten ein günstiges Urteil fällen. ›Das Ausrichten hat er verworfen, vom Ausrichten hält er sich fern, der Asket Gotamo: was er hier gehört hat erzählt er dort nicht wieder um [5] jene zu entzweien, und was er dort gehört hat erzählt er hier nicht wieder um diese zu entzweien; so einigt er Entzweite, festigt Verbundene, Eintracht macht ihn froh, Eintracht freut ihn, Eintracht beglückt ihn, Eintracht fördernde Worte spricht er.‹ So etwa schon, ihr Mönche, mag der gewöhnliche Mensch über den Vollendeten ein günstiges Urteil fällen. ›Barsche Worte hat er verworfen, von barschen Worten hält er sich fern, der Asket Gotamo: Worte, die frei von Schimpf sind, dem Ohre wohltuend, liebreich, zum Herzen dringend, höflich, viele erfreuend, viele erhebend, solche Worte spricht er.‹ So etwa schon, ihr Mönche, mag der gewöhnliche Mensch über den Vollendeten ein günstiges Urteil fällen. ›Plappern und Plaudern hat er verworfen, von Plappern und Plaudern hält er sich fern, der Asket Gotamo: zur rechten Zeit spricht er, den Tatsachen gemäß, auf den Sinn bedacht, der Lehre und Ordnung getreu, seine Rede ist reich an Inhalt, gelegentlich mit Gleichnissen geschmückt, klar und bestimmt, ihrem Gegenstande angemessen.‹ So etwa schon, ihr Mönche, mag der gewöhnliche Mensch über den Vollendeten ein günstiges Urteil fällen.

›Sämereien und Pflanzungen anzulegen hat er verschmäht, der Asket Gotamo3. Einmal des Tags nimmt er Nahrung zu sich, nachts ist er nüchtern, fern liegt es ihm zur Unzeit zu essen. Von Tanz, Gesang, Spiel, Schaustellungen hält er sich fern4. Kränze, Wohlgerüche, Salben, Schmuck, Zierrat, Putz weist er ab. Hohe, prächtige Lagerstätten verschmäht er. Gold und Silber nimmt er nicht an. Rohes Getreide nimmt er nicht an. Rohes Fleisch nimmt er nicht an. Frauen und Mädchen nimmt er nicht an. Diener und Dienerinnen nimmt er nicht an. Ziegen und Schafe nimmt er nicht an. Hühner und Schweine nimmt er nicht an. Elefanten, Rinder und Rosse nimmt er nicht an. Haus und Feld nimmt er nicht an. Botschaften, Sendungen, Aufträge übernimmt er nicht. Von Kauf und Verkauf hält er sich fern. Von falschem Maß und Gewicht hält er sich fern. Von den schiefen Wegen der Bestechung, Täuschung, Niedertracht hält er sich fern. Von Raufereien, Schlägereien, Händeln, vom Rauben, Plündern und Zwingen hält er sich fern.‹ So etwa schon, ihr Mönche, mag der gewöhnliche Mensch über den Vollendeten ein günstiges Urteil fällen.

›Als wie etwa gar manche ehrsame Priester und Asketen, die von den dargebrachten Gaben der Gläubigen leben, sich mit einer derartigen Anlage von Sämereien und Pflanzungen eifrig befassen, daß sie da Wurzeln absenken, Zweige einsetzen, Reiser aufpfropfen, Knospen vorpelzen, fünftens auch Samen aussäen, und dergleichen mehr: eine derartige Anlage von Sämereien und Pflanzungen hat er verschmäht, der Asket Gotamo.‹ So etwa schon, ihr Mönche, mag der gewöhnliche Mensch über den Vollendeten ein günstiges Urteil fällen.

[6] ›Als wie etwa gar manche ehrsame Priester und Asketen, die von den dargebrachten Gaben der Gläubigen leben, eine derartige Verwaltung der Vorräte eifrig betreiben, und zwar der Vorräte an Speise und Trank, an Kleidern und Wagen, an Lagerstellen, an Salben und Balsam, der Vorräte an Genußmitteln, und dergleichen mehr: eine derartige Verwaltung von Vorräten hat er verschmäht, der Asket Gotamo.‹ So etwa schon, ihr Mönche, mag der gewöhnliche Mensch über den Vollendeten ein günstiges Urteil fällen.

›Als wie etwa gar manche ehrsame Priester und Asketen, die von den dargebrachten Gaben der Gläubigen leben, eine derartige Schaustellung eifrig beobachten, und zwar Tanz, Gesang, Spiel, Bühne, Vortrag, Beifall, Bardenlied, Paukenschall, Stegreifrede5, Fiedel, Flöte, Trommel, den Elefantenkampf, Rossekampf, Büffelkampf, Stierkampf, den Bock- und Widderkampf, den Hahnenkampf, den Kampf mit Peitschen, Kampf mit Stöcken, den Faustkampf und Ringkampf, den Aufmarsch, den Kriegsbann, die Feldmacht, die Heerschau, und dergleichen mehr: eine derartige Schaustellung hat er verschmäht, der Asket Gotamo.‹ So etwa schon, ihr Mönche, mag der gewöhnliche Mensch über den Vollendeten ein günstiges Urteil fällen.

›Als wie etwa gar manche ehrsame Priester und Asketen, die von den dargebrachten Gaben der Gläubigen leben, derartige Gegenstände der Unterhaltung und Zerstreuung eifrig aufsuchen, und zwar das Achterbrett, das Zehnerbrett, das Wurf- und Schlagspiel, das Setzen, Rücken, Stoßen, Antupfen, Würfeln, Blasen, Gleiten, Hüpfen, Springen und Schleudern, das Wagenspiel und Bogenspiel, das Silbenstechen, Gedankenerraten, Einandernachahmen, und dergleichen mehr: derartige Gegenstände der Unterhaltung und Zerstreuung hat er verschmäht, der Asket Gotamo.‹ So etwa schon, ihr Mönche, mag der gewöhnliche Mensch über den Vollendeten ein günstiges Urteil fällen.

›Als wie etwa gar manche ehrsame Priester und Asketen, die von den dargebrachten Gaben der Gläubigen leben, eine derartige hohe, prächtige Lagerstätte zu benutzen pflegen, und zwar Lehnstuhl, Bett, Wolltuch, bunt, weiß, rosa, Kissen, gestickt, flockig, gefranzt, gesteppt, Seide, Teppiche, Elefantenplachen6, Pferdekotzen, Wagendecken, Ziegenfelle, Antilopenfelle als beste Unterlage, oben mit einem Überzug, an beiden Enden rot aufgepolstert, und dergleichen mehr: eine derartige hohe, prächtige Lagerstätte hat er verschmäht, der Asket Gotamo.‹ So etwa schon, ihr Mönche, mag der gewöhnliche Mensch über den Vollendeten ein günstiges Urteil fällen.

›Als wie etwa gar manche ehrsame Priester und Asketen, die von den dargebrachten Gaben der Gläubigen leben, derartige Dinge um sich auszuschmücken und aufzuputzen gern gebrauchen, und zwar Einreiben und Abreiben, Bäder, Waschungen, Spiegel, Salbe, Wohlgerüche, Zahnpulver, Lippenwachs, [7] Armbänder, Stirnreifen, Stöcke, Rohre, Degen, Dolche, Schirme, bunte Sandalen, Helme, Edelsteine, Fächer, weiße Gewänder mit langer Borte, und dergleichen mehr: derartige Dinge um sich auszuschmücken und aufzuputzen hat er verschmäht, der Asket Gotamo.‹ So etwa schon, ihr Mönche, mag der gewöhnliche Mensch über den Vollendeten ein günstiges Urteil fällen.

›Als wie etwa gar manche ehrsame Priester und Asketen, die von den dargebrachten Gaben der Gläubigen leben, eine derartige gemeine Rede gern führen, und zwar über Könige, über Räuber, über Fürsten und Soldaten, über Krieg und Kampf, über Speise und Trank, über Kleidung und Bett, über Blumen und Düfte, über Verwandte, über Fuhrwerk und Wege, über Dörfer und Burgen, über Städte und Länder, über Weiber und Weine7, über Straßen und Märkte, über die Altvorderen und über die Veränderungen, über Volksgeschichten und Seegeschichten, über dies und das und dergleichen mehr: eine derartige gemeine Rede hat er verschmäht, der Asket Gotamo.‹ So etwa schon, ihr Mönche, mag der gewöhnliche Mensch über den Vollendeten ein günstiges Urteil fällen.

›Als wie etwa gar manche ehrsame Priester und Asketen, die von den dargebrachten Gaben der Gläubigen leben, derartige streitbare Gespräche gern aufrühren, und zwar behaupten: »Nicht du kennst diese Lehre und Ordnung: ich kenne diese Lehre und Ordnung! Was wirst du diese Lehre und Ordnung verstehn? Auf falscher Fährte bist du: ich bin auf rechter Fährte. Mir ist's gelungen: dir mißlungen. Was vorher zu sagen war hast du nachher gesagt: was nachher zu sagen war hast du vorher gesagt. Deine Behauptung8 ist umgestürzt, dein Wort dir entwunden worden: gebändigt bist du, gib deine Rede verloren, oder widersteh' wenn du kannst«, und dergleichen mehr: derartige streitbare Gespräche hat er verschmäht, der Asket Gotamo9.‹ So etwa schon, ihr Mönche, mag der gewöhnliche Mensch über den Vollendeten ein günstiges Urteil fällen.

›Als wie etwa gar manche ehrsame Priester und Asketen, die von den dargebrachten Gaben der Gläubigen leben, derartige Botschaften, Sendungen, Aufträge auszuführen pflegen, und zwar von Königen, königlichen Würdenträgern, Kriegern, Priestern, Hausvätern, jungen Leuten: »Da komm« her und gehe dort hin, nimm das und gib es dort ab', und dergleichen mehr: derartige Botschaften, Sendungen, Aufträge auszuführen hat er verschmäht, der Asket Gotamo.‹ So etwa schon, ihr Mönche, mag der gewöhnliche Mensch über den Vollendeten ein günstiges Urteil fällen.

›Als wie etwa gar manche ehrsame Priester und Asketen, die von den dargebrachten Gaben der Gläubigen leben, Späher und Verräter sind, Bezichtiger und Auskundschafter, Vorteil um Vorteil zu erwuchern trachten, und [8] dergleichen mehr: derartige Späher- und Verräterdienste hat er verschmäht, der Asket Gotamo.‹ So etwa schon, ihr Mönche, mag der gewöhnliche Mensch über den Vollendeten ein günstiges Urteil fällen.

›Als wie etwa gar manche ehrsame Priester und Asketen, die von den dargebrachten Gaben der Gläubigen leben, durch eine derartige gemeine Wissenschaft auf unrechte Weise ihren Unterhalt erwerben, und zwar durch Auslegen der Sterngesichte, Vorzeichen, Warnungen, der Träume, der Körpermale, der Maulwurflöcher10, der Feueropfer, Löffelopfer, der Hülsenopfer, der Korn- und Reisopfer, der Milch- und Ölopfer, der Speichel- und Blutopfer, durch Besprechen der Leibesglieder, Besprechen von Haus und Feld, durch Wurzelsegen und Kräutersegen und Erdesegen, durch Beschwörung von Schlangen, Giften, Skorpionen, sie deuten den Lauf der Mäuse, den Flug der Vögel, die Krähen und ihr Krächzen, raten wie man vor Pfeilen sich feien, wie man wilde Tiere bannen kann, und dergleichen mehr: eine derartige gemeine Wissenschaft mit unrechtem Unterhalt hat er verschmäht, der Asket Gotamo.‹ So etwa schon, ihr Mönche, mag der gewöhnliche Mensch über den Vollendeten ein günstiges Urteil fällen.

›Als wie etwa gar manche ehrsame Priester und Asketen, die von den dargebrachten Gaben der Gläubigen leben, durch eine derartige gemeine Wissenschaft auf unrechte Weise ihren Unterhalt erwerben, und zwar durch Auslegen der glücklichen Zeichen an Edelsteinen, an Stöcken, an Kleidern, an Schwertern, Pfeilen, Bogen, Wurfscheiben, an Weibern und Männern, an Knaben und Mädchen, an Knechten und Mägden, an Elefanten und Rossen, an Büffeln und Stieren und Kühen, an Ziegen und Schafen, an Hühnern und Wachteln, an Eidechsen, Katzen, Schildkröten, wilden Tieren, und dergleichen mehr: eine derartige gemeine Wissenschaft mit unrechtem Unterhalt hat er verschmäht, der Asket Gotamo.‹ So etwa schon, ihr Mönche, mag der gewöhnliche Mensch über den Vollendeten ein günstiges Urteil fällen.

›Als wie etwa gar manche ehrsame Priester und Asketen, die von den dargebrachten Gaben der Gläubigen leben, durch eine derartige gemeine Wissenschaft auf unrechte Weise ihren Unterhalt erwerben, und zwar ankünden: »Es werden die Könige geneinander ziehn«, »Es werden die Könige nicht geneinander ziehn«; »Es werden die Könige innerhalb der Stadt aufeinander stoßen«, »Es werden die Könige außerhalb der Stadt auseinander ziehn«; »Es werden die Könige außerhalb der Stadt aufeinander stoßen«, »Es werden die Könige innerhalb der Stadt auseinander ziehn«; »Es werden die Könige innerhalb der Stadt den Sieg ausmachen«, »Es werden die Könige außerhalb der Stadt die Niederlage ausmachen«; »Es werden die Könige außerhalb der Stadt den Sieg ausmachen«, »Es werden die Könige innerhalb der Stadt die Niederlage ausmachen«; »So wird der eine einen Sieg erkämpfen, der andere eine Niederlage [9] erleiden«, und dergleichen mehr: eine derartige gemeine Wissenschaft mit unrechtem Unterhalt hat er verschmäht, der Asket Gotamo.‹ So etwa schon, ihr Mönche, mag der gewöhnliche Mensch über den Vollendeten ein günstiges Urteil fällen.

›Als wie etwa gar manche ehrsame Priester und Asketen, die von den dargebrachten Gaben der Gläubigen leben, durch eine derartige gemeine Wissenschaft auf unrechte Weise ihren Unterhalt erwerben, und zwar angeben: »Eine Mondesfinsternis wird eintreten, eine Sonnenfinsternis wird eintreten, eine Planetenbedeckung wird stattfinden; Mond und Sonne werden einander näher sein, Mond und Sonne werden einander ferner sein, Planeten werden einander näher sein, Planeten werden einander ferner sein; Sternschnuppen werden niedergehn, es wird ein Wetterleuchten geben, ein Erdbeben wird kommen, Donnerschläge werden rollen; der Aufgang, der Untergang des Mondes, der Sonne, der Planeten wird bewölkt, wird klar sein; eine solche Vorbedeutung hat die Mondesfinsternis, eine solche die Sonnenfinsternis, eine solche die Planetenbedeckung; eine solche Vorbedeutung hat die Mond-und Sonnennähe, eine solche die Mond- und Sonnenferne, eine solche die Planetennähe, eine solche die Planetenferne; eine solche Vorbedeutung hat der Sternschnuppenfall, eine solche das Wetterleuchten, eine solche das Erdbeben, eine solche das Donnerrollen; eine solche Vorbedeutung hat der Aufgang, der Untergang des Mondes, der Sonne, der Planeten bei bewölktem Himmel, bei klarem Himmel«, und dergleichen mehr: eine derartige gemeine Wissenschaft mit unrechtem Unterhalt hat er verschmäht, der Asket Gotamo.‹ So etwa schon, ihr Mönche, mag der gewöhnliche Mensch über den Vollendeten ein günstiges Urteil fällen.

›Als wie etwa gar manche ehrsame Priester und Asketen, die von den dargebrachten Gaben der Gläubigen leben, durch eine derartige gemeine Wissenschaft auf unrechte Weise ihren Unterhalt erwerben, und zwar vorhersagen: »Wir werden eine gute Regenzeit haben«, »Wir werden eine schlechte Regenzeit haben«, »Es wird eine gute Ernte geben«, »Es wird eine schlechte Ernte geben«, »Der Friede wird erhalten bleiben«, »Ein Krieg wird ausbrechen«, »Eine Seuche wird kommen«, »Die Gesundheit wird andauern«; sie versehn Dienste als Schreiber, Rechner, Verwalter, betreiben Dichtkunst und Weltweisheit, und dergleichen mehr: eine derartige gemeine Wissenschaft mit unrechtem Unterhalt hat er verschmäht, der Asket Gotamo.‹ So etwa schon, ihr Mönche, mag der gewöhnliche Mensch über den Vollendeten ein günstiges Urteil fällen.

›Als wie etwa gar manche ehrsame Priester und Asketen, die von den dargebrachten Gaben der Gläubigen leben, durch eine derartige gemeine Wissenschaft auf unrechte Weise ihren Unterhalt erwerben, und zwar beistehn bei [10] Heirat und Verheiratung, Bündnis und Fehde, Leihen und Verleihen, Wünschen und Verwünschen; sie vereiteln Empfängnis, lähmen die Zunge, sperren die Kinnbacken; sie beflüstern die Hände, flüstern ins Ohr; sie erforschen einen Spiegel11, befragen eine Schlafseherin, erkunden Orakel; sie dienen der Sonne, dienen dem Großen12, huldigen der Flamme, preisen die Glücksgöttin, und dergleichen mehr: eine derartige gemeine Wissenschaft mit unrechtem Unterhalt hat er verschmäht, der Asket Go tamo.‹ So etwa schon, ihr Mönche, mag der gewöhnliche Mensch über den Vollendeten ein günstiges Urteil fällen.

›Als wie etwa gar manche ehrsame Priester und Asketen, die von den dargebrachten Gaben der Gläubigen leben, durch eine derartige gemeine Wissenschaft auf unrechte Weise ihren Unterhalt erwerben, und zwar Sühnungen vornehmen, Gebete murmeln, die Speise besprechen13, die Erde besprechen, Regen erflehn, die Saaten segnen, das Haus einweihen, die Mauern besprengen; sie lassen Spülungen, Waschungen, Opfer vollbringen; geben Mittel zum Speien und Entleeren nach oben und nach unten und durch den Rachen; sie ölen die Ohren, säubern die Augen, reinigen die Nase; sie salben und bestreichen, behandeln mit Sonde und Messer, helfen bei der Geburt, verordnen Wurzeln und Kräuter, verabreichen Arzeneien, und dergleichen mehr14: eine derartige gemeine Wissenschaft mit unrechtem Unterhalt hat er verschmäht, der Asket Gotamo.‹ So etwa schon, ihr Mönche, mag der gewöhnliche Mensch über den Vollendeten ein günstiges Urteil fällen. – Das aber ist es, ihr Mönche, was geringwertig, minderwertig, tugendwertig ist, warum der gewöhnliche Mensch über den Vollendeten ein günstiges Urteil fällen mag.


Es gibt, ihr Mönche, eben andere Dinge, tiefe, schwer zu entdeckende, schwer zu gewahrende, stille, erlesene, unbekrittelbare, feine, Weisen erfindliche, die der Vollendete selbst verstanden, sich offenbar gemacht hat und dann kennen lehrt, um welche man über den Vollendeten nach Gebühr ein günstiges Urteil richtig fällen mag. Was sind das aber, ihr Mönche, für Dinge, tiefe, schwer zu entdeckende, schwer zu gewahrende, stille, erlesene, unbekrittelbare, feine, Weisen erfindliche, die der Vollendete selbst verstanden, sich offenbar gemacht hat und dann kennen lehrt, um welche man über den Vollendeten nach Gebühr ein günstiges Urteil richtig fällen mag? – Es gibt, ihr Mönche, einige Priester und Asketen, die der Vergangenheit anhängen, der Vergangenheit nachsinnen, über die Vergangenheit mancherlei Glaubenslehren15 ausbringen, nach achtzehn Urständen. Diese ehrsamen Priester und Asketen nun, worauf gründen sich die, worauf stützen sich die und hängen der Vergangenheit an, sinnen der Vergangenheit nach und bringen über die [11] Vergangenheit mancherlei Glaubenslehren aus, nach achtzehn Urständen? – Es gibt, ihr Mönche, einige Priester und Asketen, die Ewigkeit behaupten, die Seele und Welt als ewig auslegen, nach vier Urständen. Diese ehrsamen Priester und Asketen nun, worauf gründen sich die, worauf stützen sich die und behaupten Ewigkeit, legen Seele und Welt als ewig aus, nach vier Urständen?

Da hat, ihr Mönche, irgend ein Asket oder Priester in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen an manche verschiedene frühere Daseinsform sich erinnert: als wie an ein Leben, dann an zwei Leben, dann an drei Leben, dann an vier Leben, dann an fünf Leben, dann an zehn Leben, dann an zwanzig Leben, dann an dreißig Leben, dann an vierzig Leben, dann an fünfzig Leben, dann an hundert Leben, dann an tausend Leben16, dann an hunderttausend Leben, dann an viele hunderttausend Leben; ›Dort war ich, jenen Namen hatte ich, jener Familie gehörte ich an, das war mein Stand, das mein Beruf, solches Wohl und Wehe habe ich erfahren, so war mein Lebensende; dort verschieden trat ich anderswo wieder ins Dasein: da war ich nun, diesen Namen hatte ich, dieser Familie gehörte ich an, dies war mein Stand, dies mein Beruf, solches Wohl und Wehe habe ich erfahren, so war mein Lebensende; da verschieden trat ich hier wieder ins Dasein‹: so erinnert er sich mancher verschiedenen früheren Daseinsform, mit je den eigentümlichen Merkmalen, mit je den eigenartigen Beziehungen. Der sagt sich nun: ›Ewig ist Seele und Welt, starr, giebelständig, grundfest gegründet; und diese Wesen wandern um, wandeln um, verschwinden und erscheinen wieder: es ist eben immer dasselbe. Und woher weiß ich das? Ich hatte ja in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo ich innig im Herzen an manche verschiedene frühere Daseinsform, an viele hunderttausend Leben mich erinnert habe: daher weiß ich jetzt, daß Seele und Welt ewig sind, starr, giebelständig, grundfest gegründet; und diese Wesen wandern um, wandeln um, verschwinden und erscheinen wieder: es ist eben immer dasselbe17.‹ Das ist, ihr Mönche, der erste Standort, auf den sich da manche Priester und Asketen gründen und stützen und Ewigkeit behaupten, Seele und Welt als ewig auslegen.

Zum zweiten nun: worauf gründen sich und worauf stützen sich ehrsame Priester und Asketen und behaupten Ewigkeit, legen Seele und Welt als ewig aus? Da hat, ihr Mönche, irgend ein Asket oder Priester in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen an manche verschiedene frühere Daseinsform sich erinnert, und zwar an die Zeiten während [12] einer Weltenentstehung und Weltenvergehung, dann an die Zeiten während zweier Weltenentstehungen-Weltenvergehungen, dann an die Zeiten während dreier Weltenentstehungen-Weltenvergehungen, dann an die Zeiten während vier, fünf, zehn Weltenentstehungen-Welten vergehungen, mit je den eigentümlichen Merkmalen, mit je den eigenartigen Beziehungen. Der sagt sich nun: ›Ewig ist Seele und Welt, starr, giebelständig, grundfest gegründet; und diese Wesen wandern um, wandeln um, verschwinden und erscheinen wieder: es ist eben immer dasselbe. Und woher weiß ich das? Ich hatte ja in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo ich innig im Herzen an manche verschiedene frühere Daseinsform, an die Zeiten während zehn Weltenentstehungen-Weltenvergehungen mich erinnert habe: daher weiß ich jetzt, daß Seele und Welt ewig sind, starr, giebelständig, grundfest gegründet; und diese Wesen wandern um, wandeln um, verschwinden und erscheinen wieder: es ist eben immer dasselbe.‹ Das ist, ihr Mönche, der zweite Standort, auf den sich da manche Asketen und Priester gründen und stützen und Ewigkeit behaupten, Seele und Welt als ewig auslegen.

Zum dritten nun: worauf gründen sich und worauf stützen sich ehrsame Priester und Asketen und behaupten Ewigkeit, legen Seele und Welt als ewig aus? Da hat, ihr Mönche, irgend ein Asket oder Priester in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen an manche verschiedene frühere Daseinsform sich erinnert, und zwar an die Zeiten während zehn Weltenentstehungen-Weltenvergehungen, dann an die Zeiten während zwanzig Weltenentstehungen-Weltenvergehungen, dann an die Zeiten während dreißig Weltenentstehungen-Weltenvergehungen, dann an die Zeiten während vierzig Weltenentstehungen-Weltenvergehungen, mit je den eigentümlichen Merkmalen, mit je den eigenartigen Beziehungen. Der sagt sich nun: ›Ewig ist Seele und Welt, starr, giebelständig, grundfest gegründet; und diese Wesen wandern um, wandeln um, verschwinden und erscheinen wieder: es ist eben immer dasselbe. Und woher weiß ich das? Ich hatte ja in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo ich innig im Herzen an manche verschiedene frühere Daseinsform, an die Zeiten während vierzig Weltenentstehungen-Weltenvergehungen mich erinnert habe: daher weiß ich jetzt, daß Seele und Welt ewig sind, starr, giebelständig, grundfest gegründet; und diese Wesen wandern um, wandeln um, verschwinden und erscheinen wieder: es ist eben immer dasselbe.‹ Das ist, ihr Mönche, der dritte Standort, auf den sich da manche Asketen und Priester gründen und stützen und Ewigkeit behaupten, Seele und Welt als ewig auslegen.

[13] Zum vierten nun: worauf gründen sich und worauf stützen sich ehrsame Priester und Asketen und behaupten Ewigkeit, legen Seele und Welt als ewig aus? Da ist, ihr Mönche, irgend ein Asket oder Priester ein Grübler, ein Forscher; der trägt eine grüblerisch vernagelte Lehre vor, wie er selbst sie ersonnen und ausgedacht hat: ›Ewig ist Seele und Welt, starr, giebelständig, grundfest gegründet; und diese Wesen wandern um, wandeln um, verschwinden und erscheinen wieder: es ist eben immer dasselbe.‹ Das ist, ihr Mönche, der vierte Standort, auf den sich da manche Asketen und Priester gründen und stützen und Ewigkeit behaupten, Seele und Welt als ewig auslegen.

Danach18, ihr Mönche, behaupten jene Asketen und Priester Ewigkeit, legen Seele und Welt als ewig aus, nach den vier Urständen. Denn wer da irgend, ihr Mönche, als ein Asket oder Priester Ewigkeit behauptet, Seele und Welt als ewig auslegt, ein jeder solche tut es nach eben diesen vier Urständen, nach dem einen oder dem anderen: es gibt keine außerdem.

Da erkennt denn, ihr Mönche, der Vollendete: ›Solche Ansichten, also angenommen, also beharrlich erworben, lassen dahin gelangen19, lassen eine solche Zukunft erwarten.‹ Das erkennt der Vollendete, und erkennt was darüber hinausreicht. Bei dieser Erkenntnis beharrt er aber nicht, und weil er dabei nicht beharrt findet er Einkehr eben in sich: und weil er der Gefühle Aufgang und Untergang, Labsal und Elend und Überwindung wirklich verstanden hat, ist ohne Anhangen abgelöst, ihr Mönche, der Vollendete. – Das sind, ihr Mönche, die Dinge, die tief sind, schwer zu entdecken, schwer zu gewahren, stille, erlesene, unbekrittelbare, feine, Weisen erfindliche, die der Vollendete selbst verstanden, sich offenbar gemacht hat und dann kennen lehrt, um welche man über den Vollendeten nach Gebühr ein günstiges Urteil richtig fällen mag. –


Es gibt, ihr Mönche, einige Priester und Asketen, die teils Ewigkeit, teils Zeitlichkeit behaupten, die Seele und Welt als teils ewig, teils zeitlich auslegen, nach vier Urständen. Diese ehrsamen Priester und Asketen nun, worauf gründen sich die, worauf stützen sich die und behaupten teils Ewigkeit, teils Zeitlichkeit, legen Seele und Welt als teils ewig, teils zeitlich aus, nach vier Urständen?

Es kommt wohl, ihr Mönche, eine Zeit vor, wo sich da wieder einmal, im Verlaufe langer Wandlungen, diese Welt zusammenballt20. Wann die Welt sich zusammenballt, ballen sich die Wesen zumeist als Leuchtende zusammen. Die sind dann geistförmig, genießen Wonne, kreisen selbstleuchtend im Raume, bestehn in Schönheit, lange Wandlungen dauern sie durch.

Es kommt wohl, ihr Mönche, eine Zeit vor, wo sich da wieder einmal, im Verlaufe langer Wandlungen, diese Welt auseinanderballt. Wann die Welt [14] sich auseinanderballt, kommt ein öder Brahmahimmel zum Vorschein. Aber eines der Wesen, aus Mangel an Kraft oder Mangel an Güte dem Reigen der Leuchtenden entschwunden, sinkt in den öden Brahmahimmel herab. Auch das ist noch21 geistförmig, genießt Wonne, kreist selbstleuchtend im Raume, besteht in Schönheit, lange Wandlungen dauert es durch.

Nach einsam dort lange verlebter Frist erhebt Unbehagen und Unruhe sich in ihm: ›O daß doch andere Wesen noch hier erschienen!‹ Und andere der Wesen noch, aus Mangel an Kraft oder Mangel an Güte dem Reigen der Leuchtenden entschwunden, sinken in den Brahmahimmel herab, gesellen sich jenem Wesen zu. Auch diese sind noch geistförmig, genießen Wonne, kreisen selbstleuchtend im Raume, bestehn in Schönheit, lange Wandlungen dauern sie durch.

Da ist, ihr Mönche, jenem Wesen, das zuerst herabgesunken war, also zumute worden: ›Ich bin Brahmā, der große Brahmā, der Übermächtige, der Unübermächtigte, der Allsehende, der Selbstgewaltige22, der Herr, der Schöpfer, der Erschaffer, der Höchste, der Erzeuger, der Erhalter, der Vater von allem was da war und sein wird: von mir sind diese Wesen erschaffen. Und woher weiß ich das? Ich habe ja vordem gewünscht »O daß doch andere Wesen noch hier erschienen«: das war mein geistiges Begehren, und diese Wesen sind hier erschienen.‹ Die Wesen aber, die da später herabgesunken sind, auch diese vermeinen dann: ›Das ist der liebe Brahmā, der große Brahmā, der Übermächtige, der Unübermächtigte, der Allsehende, der Selbstgewaltige, der Herr, der Schöpfer, der Erschaffer, der Höchste, der Erzeuger, der Erhalter, der Vater von allem was da war und sein wird: von ihm, dem lieben Brahmā, sind wir erschaffen. Und woher wissen wir das? Ihn haben wir ja hier schon früher dagesehn, wir aber sind erst später hinzugekommen.‹

Nun hat, ihr Mönche, das Wesen, das zuerst herabgesunken ist, eine längere Lebensdauer, eine höhere Anmut, eine größere Macht; während die Wesen, die später nachgekommen sind, geringere Lebensdauer, geringere Anmut, geringere Macht haben. Es mag aber wohl, ihr Mönche, geschehn, daß eines der Wesen diesem Reich entschwindet und hienieden Dasein erlangt. Hienieden zu Dasein gelangt wird ihm das Haus zuwider, als Pilger zieht er von dannen. Ohne Haus und Heim hat er als Pilger in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen seiner früheren Daseinsform sich erinnert, darüber hinaus aber nicht sich erinnert. Der sagt sich nun: ›Er, der der liebe Brahmā ist, der große Brahmā, der Übermächtige, der Unübermächtigte, der Allsehende, der Selbstgewaltige, der Herr, der Schöpfer, der Erschaffer, der Höchste, der Erzeuger, der Erhalter, der Vater von allem was da war und sein wird, von dem wir, dem lieben Brahmā, erschaffen [15] sind: er ist unvergänglich, beständig, ewig, unwandelbar, ewig gleich wird er immer so bleiben; während wir, die wir von ihm, dem lieben Brahmā23, erschaffen wurden, vergänglich sind, unbeständig, kurzlebig, sterben müssen, hienieden zur Welt gekommen.‹ – Das ist, ihr Mönche, der erste Standort, auf den sich da manche Asketen und Priester gründen und stützen und teils Ewigkeit, teils Zeitlichkeit behaupten, Seele und Welt als teils ewig, teils zeitlich auslegen.

Zum zweiten nun: worauf gründen sich und worauf stützen sich ehrsame Priester und Asketen und behaupten teils Ewigkeit, teils Zeitlichkeit, legen Seele und Welt als teils ewig, teils zeitlich aus? Es gibt, ihr Mönche, Götter, die heißen ›Lustig im Dämmerlicht24‹. Sie lassen sich über die Zeit hinaus in launigen lustigen Spielen weidlich ergehn. Weil sie sich über die Zeit hinaus in launigen lustigen Spielen weidlich ergehn lassen, trübt sich ihr Sinn. Trüben Sinnes schwinden sie aus ihrem Reiche hinweg. Es mag aber wohl, ihr Mönche, geschehn, daß eines der Wesen, aus diesem Reiche hinweggeschwunden, hienieden Dasein erlangt. Hienieden zu Dasein gelangt wird ihm das Haus zuwider, als Pilger zieht er von dannen. Ohne Haus und Heim hat er als Pilger in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen seiner früheren Daseinsform sich erinnert, darüber hinaus aber nicht sich erinnert. Der sagt sich nun: ›Sie, jene lieben Götter, die nicht lustig im Dämmerlicht sind, die lassen sich nicht über die Zeit hinaus in launigen lustigen Spielen weidlich ergehn. Weil sie sich nicht über die Zeit hinaus in launigen lustigen Spielen weidlich ergehn lassen, wird ihr Sinn nicht trübe. Weil ihr Sinn nicht trübe wird, schwinden jene Götter nicht aus ihrem Reiche hinweg: sie sind unvergänglich, beständig, ewig, unwandelbar, ewig gleich werden sie immer so bleiben; während wir, die wir lustig im Dämmerlicht gewesen, über die Zeit hinaus uns in launigen lustigen Spielen weidlich ergehn ließen. Weil wir uns über die Zeit hinaus in launigen lustigen Spielen weidlich ergehn haben lassen, ist unser Sinn trübe geworden. Trüben Sinnes aber sind wir aus unserem Reiche hinweggeschwunden, sind vergänglich, unbeständig, kurzlebig worden, müssen sterben, hienieden zur Welt gekommen.‹ Das ist, ihr Mönche, der zweite Standort, auf den sich da manche Asketen und Priester gründen und stützen und teils Ewigkeit, teils Zeitlichkeit behaupten, Seele und Welt als teils ewig, teils zeitlich auslegen.

Zum dritten nun: worauf gründen sich und worauf stützen sich ehrsame Priester und Asketen und behaupten teils Ewigkeit, teils Zeitlichkeit, legen Seele und Welt als teils ewig, teils zeitlich aus? Es gibt, ihr Mönche, Götter, die heißen ›Sinnig im Dämmerlicht25‹. Sie lassen über die Zeit hinaus einer [16] den anderen erspähen. Weil sie über die Zeit hinaus einer den anderen erspähen lassen, werden ihre Geister aneinander trübe. Aneinander trüben Geistes geworden ermatten ihre Schwingen, ermatten ihre Geister. So schwinden diese Götter aus ihrem Reiche hinweg. Es mag aber wohl, ihr Mönche, geschehn, daß eines der Wesen, aus diesem Reiche hinweggeschwunden, hienieden Dasein erlangt. Hienieden zu Dasein gelangt wird ihm das Haus zuwider, als Pilger zieht er von dannen. Ohne Haus und Heim hat er als Pilger in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen seiner früheren Daseinsform sich erinnert, darüber hinaus aber nicht sich erinnert. Der sagt sich nun: ›Sie, jene lieben Götter, die nicht sinnig im Dämmerlicht sind, die lassen nicht über die Zeit hinaus einer den anderen erspähen. Weil sie nicht über die Zeit hinaus einer den anderen erspähen lassen, werden ihre Geister aneinander nicht trübe. Aneinander nicht trüben Geistes geworden, bleiben ihre Schwingen unermattet, unermattet ihre Geister. So schwinden jene Götter nicht aus ihrem Reiche hinweg: sie sind unvergänglich, beständig, ewig, unwandelbar, ewig gleich werden sie immer so bleiben; während wir, die wir sinnig im Dämmerlicht gewesen, über die Zeit hinaus einer den anderen erspähen ließen. Weil wir über die Zeit hinaus einer den anderen erspähen haben lassen, sind unsere Geister aneinander trübe geworden. Aneinander trüben Geistes geworden sind aber unsere Schwingen ermattet, ermattet unsere Geister, und wir sind aus unserem Reiche hinweggeschwunden, vergänglich, unbeständig, kurzlebig worden, müssen sterben, hienieden zur Welt gekommen.‹ Das ist, ihr Mönche, der dritte Standort, auf den sich da manche Asketen und Priester gründen und stützen und teils Ewigkeit, teils Zeitlichkeit behaupten, Seele und Welt als teils ewig, teils zeitlich auslegen.

Zum vierten nun: worauf gründen sich und worauf stützen sich ehrsame Priester und Asketen und behaupten teils Ewigkeit, teils Zeitlichkeit, legen Seele und Welt als teils ewig, teils zeitlich aus? Da ist, ihr Mönche, irgend ein Asket oder Priester ein Grübler, ein Forscher; der trägt eine grüblerisch vernagelte Lehre vor, wie er selbst sie ersonnen und ausgedacht hat: ›Was man da bezeichnet als Gesicht, als Gehör, als Geruch, als Geschmack, als Getast, das ist eine Seelenkraft, die vergänglich, unbeständig, zeitlich, wandelbar ist; was man aber da bezeichnet als Geist, als Denken, als Bewußtsein, das ist eine Seelenkraft, die unvergänglich, beständig, ewig, unwandelbar ist, die ewig gleich immer so bleiben wird26.‹ Das ist, ihr Mönche, der vierte Standort, auf den sich da manche Asketen und Priester gründen und stützen und teils Ewigkeit, teils Zeitlichkeit behaupten, Seele und Welt als teils ewig, teils zeitlich auslegen.

[17] Danach, ihr Mönche, behaupten jene Asketen und Priester teils Ewigkeit, teils Zeitlichkeit, legen Seele und Welt als teils ewig, teils zeitlich aus, nach den vier Urständen. Denn wer da irgend, ihr Mönche, als ein Asket oder Priester, teils Ewigkeit, teils Zeitlichkeit behauptet, Seele und Welt als teils ewig, teils zeitlich auslegt, ein jeder solche tut es nach eben diesen vier Urständen, nach dem einen oder dem anderen: es gibt keine außerdem.

Da erkennt denn, ihr Mönche, der Vollendete: ›Solche Ansichten, also angenommen, also beharrlich erworben, lassen dahin gelangen, lassen eine solche Zukunft erwarten.‹ Das erkennt der Vollendete, und erkennt was darüber hinausreicht. Bei dieser Erkenntnis beharrt er aber nicht, und weil er dabei nicht beharrt findet er Einkehr eben in sich: und weil er der Gefühle Aufgang und Untergang, Labsal und Elend und Überwindung wirklich verstanden hat, ist ohne Anhangen abgelöst, ihr Mönche, der Vollendete. – Das sind, ihr Mönche, die Dinge, die tief sind, schwer zu entdecken, schwer zu gewahren, stille, erlesene, unbekrittelbare, feine, Weisen erfindliche, die der Vollendete selbst verstanden, sich offenbar gemacht hat und dann kennen lehrt, um welche man über den Vollendeten nach Gebühr ein günstiges Urteil richtig fällen mag. –


Es gibt, ihr Mönche, einige Priester und Asketen, die Endlichkeit und Unendlichkeit behaupten, die Welt als endlich und als unendlich auslegen, nach vier Urständen. Diese ehrsamen Priester und Asketen nun, worauf gründen sich die, worauf stützen sich die und behaupten Endlichkeit und Unendlichkeit, legen die Welt als endlich und als unendlich aus, nach vier Urständen?

Da hat, ihr Mönche, irgend ein Asket oder Priester in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen eine endliche Vorstellung von der Welt gewinnt. Der sagt sich nun: ›Endlich ist diese Welt, ringsum kreisförmig. Und woher weiß ich das? Ich hatte ja in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo ich innig im Herzen eine endliche Vorstellung von der Welt gewonnen habe: daher weiß ich jetzt, daß diese Welt endlich ist, ringsum kreisförmig.‹ Das ist, ihr Mönche, der erste Standort, auf den sich da manche Asketen und Priester gründen und stützen und Endlichkeit und Unendlichkeit behaupten, die Welt als endlich und als unendlich auslegen.

Zum zweiten nun: worauf gründen sich und worauf stützen sich ehrsame Priester und Asketen und behaupten Endlichkeit und Unendlichkeit, legen die Welt als endlich und als unendlich aus? Da hat, ihr Mönche, irgend ein Asket [18] oder Priester in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen eine unendliche Vorstellung von der Welt gewinnt. Der sagt sich nun: ›Unendlich ist diese Welt, rings ohne Grenzen. Die Priester und Asketen, die da behauptet haben »Endlich ist diese Welt, ringsum kreisförmig«, die haben es falsch erkannt. Unendlich ist diese Welt, rings ohne Grenzen. Und woher weiß ich das? Ich hatte ja in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo ich innig im Herzen eine unendliche Vorstellung von der Welt gewonnen habe: daher weiß ich jetzt, daß diese Welt unendlich ist, rings ohne Grenzen.‹ Das ist, ihr Mönche, der zweite Standort, auf den sich da manche Asketen und Priester gründen und stützen und Endlichkeit und Unendlichkeit behaupten, die Welt als endlich und als unendlich auslegen.

Zum dritten nun: worauf gründen sich und worauf stützen sich ehrsame Priester und Asketen und behaupten Endlichkeit und Unendlichkeit, legen die Welt als endlich und als unendlich aus? Da hat, ihr Mönche, irgend ein Asket oder Priester in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen nach oben und nach unten eine endliche Vorstellung von der Welt gewinnt, nach der Mitte eine unendliche Vorstellung. Der sagt sich nun: ›Endlich ist diese Welt und unendlich. Die Priester und Asketen, die da behauptet haben »Endlich ist diese Welt, ringsum kreisförmig«, die haben es falsch erkannt. Und die Priester und Asketen, die da behauptet haben »Unendlich ist diese Welt, rings ohne Grenzen«, auch die haben es falsch erkannt. Endlich ist diese Welt und unendlich. Und woher weiß ich das? Ich hatte ja in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo ich innig im Herzen nach oben und nach unten eine endliche Vorstellung von der Welt gewonnen habe, nach der Mitte eine unendliche Vorstellung: daher weiß ich jetzt, daß diese Welt endlich ist und unendlich.‹ Das ist, ihr Mönche, der dritte Standort, auf den sich da manche Asketen und Priester gründen und stützen und Endlichkeit und Unendlichkeit behaupten, die Welt als endlich und als unendlich auslegen.

Zum vierten nun: worauf gründen sich und worauf stützen sich ehrsame Priester und Asketen und behaupten Endlichkeit und Unendlichkeit, legen die Welt als endlich und als unendlich aus? Da ist, ihr Mönche, irgend ein Asket oder Priester ein Grübler, ein Forscher; der trägt eine grüblerisch vernagelte Lehre vor, wie er selbst sie ersonnen und ausgedacht hat: ›Weder endlich ist diese Welt, noch auch unendlich. Die Priester und Asketen, die [19] da behauptet haben »Endlich ist diese Welt, ringsum kreisförmig«, die haben es falsch erkannt. Und die Priester und Asketen, die da behauptet haben »Unendlich ist diese Welt, rings ohne Grenzen«, auch die haben es falsch erkannt. Und die Priester und Asketen, die da behauptet haben »Endlich ist diese Welt und unendlich«, auch die haben es falsch erkannt. Weder endlich ist diese Welt, noch auch unendlich.‹ Das ist, ihr Mönche, der vierte Standort, auf den sich da manche Asketen und Priester gründen und stützen und Endlichkeit und Unendlichkeit behaupten, die Welt als endlich und als unendlich auslegen27.

Danach, ihr Mönche, behaupten jene Asketen und Priester Endlichkeit und Unendlichkeit, legen die Welt als endlich und als unendlich aus, nach den vier Urständen. Denn wer da irgend, ihr Mönche, als ein Asket oder Priester Endlichkeit und Unendlichkeit behauptet, die Welt als endlich und als unendlich auslegt, ein jeder solche tut es nach eben diesen vier Urständen, nach dem einen oder dem anderen: es gibt keine außerdem.

Da erkennt denn, ihr Mönche, der Vollendete: ›Solche Ansichten, also angenommen, also beharrlich erworben, lassen dahin gelangen, lassen eine solche Zukunft erwarten.‹ Das erkennt der Vollendete, und erkennt was darüber hinausreicht. Bei dieser Erkenntnis beharrt er aber nicht, und weil er dabei nicht beharrt findet er Einkehr eben in sich: und weil er der Gefühle Aufgang und Untergang, Labsal und Elend und Überwindung wirklich verstanden hat, ist ohne Anhangen abgelöst, ihr Mönche, der Vollendete. – Das sind, ihr Mönche, die Dinge, die tief sind, schwer zu entdecken, schwer zu gewahren, stille, erlesene, unbekrittelbare, feine, Weisen erfindliche, die der Vollendete selbst verstanden, sich offenbar gemacht hat und dann kennen lehrt, um welche man über den Vollendeten nach Gebühr ein günstiges Urteil richtig fällen mag. –


Es gibt, ihr Mönche, einige Priester und Asketen, die sind Verwickler der Nabelschnur28: um dies oder das mit einer Frage angegangen verwickeln sie da die Worte, verwickeln die Nabelschnur, nach vier Urständen. Diese ehrsamen Priester und Asketen nun, worauf gründen sich die, worauf stützen sich die als Verwickler der Nabelschnur, während sie um dies oder das mit einer Frage angegangen, die Worte verwickeln, die Nabelschnur verwickeln, nach vier Urständen?

Da hat, ihr Mönche, irgend ein Asket oder Priester ›Das ist heilsam‹ nicht wirklich verstanden, ›Das ist unheilsam‹ nicht wirklich verstanden. Da sagt er sich nun: ›Ich habe »Das ist heilsam« nicht wirklich verstanden, »Das ist unheilsam« nicht wirklich verstanden. Wenn ich nun aber29 »Das ist heilsam« nicht wirklich verstanden habe, »Das ist unheilsam« nicht wirklich verstanden [20] habe und nun »Das ist heilsam« erklären sollte, »Das ist unheilsam« erklären sollte, so tät' ich es mit Willen, mit Leidenschaft, mit Haß, mit Widerstreit. Wo ich es aber mit Willen, mit Leidenschaft, mit Haß, mit Widerstreit täte, gält' es mir falsch. Was mir falsch gälte, schüfe mir Qual. Was mir Qual schüfe, brächte mir Schaden.‹ So mag er aus Angst falsch zu reden, aus Abscheu falsch zu reden ebensowenig ›Das ist heilsam‹ erklären, als auch nicht ›Das ist unheilsam‹ erklären; um dies oder das mit einer Frage angegangen verwickelt er sich da in Worte, verwickelt die Nabelschnur: ›Dergleichen paßt mir nicht, und auch so paßt es mir nicht, und auch anders paßt es mir nicht, und auch mit nein paßt es mir nicht, und auch mit nicht nein paßt es mir nicht.‹ Das ist, ihr Mönche, der erste Standort, auf den sich da manche Asketen und Priester gründen und stützen als Verwickler der Nabelschnur, während sie um dies oder das mit einer Frage angegangen die Worte verwickeln, die Nabelschnur verwickeln.

Zum zweiten nun: worauf gründen sich und worauf stützen sich ehrsame Priester und Asketen als Verwickler der Nabelschnur, während sie um dies oder das mit einer Frage angegangen die Worte verwickeln, die Nabelschnur verwickeln? Da hat, ihr Mönche, irgend ein Asket oder Priester ›Das ist heilsam‹ nicht wirklich verstanden, ›Das ist unheilsam‹ nicht wirklich verstanden. Da sagt er sich nun: ›Ich habe »Das ist heilsam« nicht wirklich verstanden, »Das ist unheilsam« nicht wirklich verstanden. Wenn ich nun aber »Das ist heilsam« nicht wirklich verstanden habe, »Das ist unheilsam« nicht wirklich verstanden habe und nun »Das ist heilsam« erklären sollte, »Das ist unheilsam« erklären sollte, so tät ich es mit Willen, mit Leidenschaft, mit Haß, mit Widerstreit. Wo ich es aber mit Willen, mit Leidenschaft, mit Haß, mit Widerstreit täte, gält' es mir als Anhangen. Was mir als Anhangen gälte, schüfe mir Qual. Was mir Qual schüfe, brächte mir Schaden.‹ So mag er aus Angst anzuhangen, aus Abscheu anzuhangen ebensowenig ›Das ist heilsam‹ erklären, als auch nicht ›Das ist unheilsam‹ erklären; um dies oder das mit einer Frage angegangen verwickelt er sich da in Worte, verwickelt die Nabelschnur: ›Dergleichen paßt mir nicht, und auch so paßt es mir nicht, und auch anders paßt es mir nicht, und auch mit nein paßt es mir nicht, und auch mit nicht nein paßt es mir nicht.‹ Das ist, ihr Mönche, der zweite Standort, auf den sich da manche Asketen und Priester gründen und stützen als Verwickler der Nabelschnur, während sie um dies oder das mit einer Frage angegangen die Worte verwickeln, die Nabelschnur verwickeln.

Zum dritten nun: worauf gründen sich und worauf stützen sich ehrsame Priester und Asketen als Verwickler der Nabelschnur, während sie um dies oder das mit einer Frage angegangen die Worte verwickeln, die Nabelschnur verwickeln? Da hat, ihr Mönche, irgend ein Asket oder Priester ›Das ist heilsam‹[21] nicht wirklich verstanden, ›Das ist unheilsam‹ nicht wirklich verstanden. Da sagt er sich nun: ›Ich habe »Das ist heilsam« nicht wirklich verstanden, »Das ist unheilsam« nicht wirklich verstanden. Wenn ich nun aber »Das ist heilsam« nicht wirklich verstanden habe, »Das ist unheilsam« nicht wirklich verstanden habe und nun »Das ist heilsam« erklären sollte, »Das ist unheilsam« erklären sollte, so gibt es ja wieder Asketen und Priester, die gelehrt sind, feine, erprobte Gegenredner, die Haare zu spalten scheinen, die mit ihrem Scharfsinn die schönsten Ansichten, sozusagen, entzweischneiden: die würden mich darüber befragen, ausforschen, unterrichten. Wenn sie mich da befragten, ausforschten, unterrichteten, würde ich ihnen nicht nachgeben. Wenn ich ihnen nicht nachgäbe, schüf' ich mir Qual. Diese Qual aber brächte mir Schaden.‹ So mag er aus Angst vor dem Ausholen, aus Abscheu vor dem Ausholen ebensowenig ›Das ist heilsam‹ erklären, als auch nicht ›Das ist unheilsam‹ erklären; um dies oder das mit einer Frage angegangen verwickelt er sich da in Worte, verwickelt die Nabelschnur: ›Dergleichen paßt mir nicht, und auch so paßt es mir nicht, und auch anders paßt es mir nicht, und auch mit nein paßt es mir nicht, und auch mit nicht nein paßt es mir nicht.‹ Das ist, ihr Mönche, der dritte Standort, auf den sich da manche Asketen und Priester gründen und stützen als Verwickler der Nabelschnur, während sie um dies oder das mit einer Frage angegangen die Worte verwickeln, die Nabelschnur verwickeln.

Zum vierten nun: worauf gründen sich und worauf stützen sich ehrsame Priester und Asketen als Verwickler der Nabelschnur, während sie um dies oder das mit einer Frage angegangen die Worte verwickeln, die Nabelschnur verwickeln? Da ist, ihr Mönche, irgend ein Asket oder Priester verstockt und verstört; aus Verstocktheit und Verstörtheit bringt er, um dies oder das befragt, verwickelte Worte vor, eine verwickelte Nabelschnur: ›»Gibt es eine andere Welt?«, wenn du mich so fragst, und ich wüßte »Es gibt eine andere Welt«, würde ich insofern30 »Es gibt eine andere Welt« erklären: aber das paßt mir nicht, und auch so paßt es mir nicht, und auch anders paßt es mir nicht, und auch mit nein paßt es mir nicht, und auch mit nicht nein paßt es mir nicht. »Gibt es keine andere Welt«, »Gibt es und gibt es keine andere Welt«, »Gibt es weder, noch auch gibt es nicht eine andere Welt«, »Gibt es eine geistige Geburt«, »Gibt es keine geistige Geburt«, »Gibt es und gibt es keine geistige Geburt«, »Gibt es weder, noch auch gibt es nicht eine geistige Geburt«, »Gibt es eine Saat und Ernte guter und böser Werke«, »Gibt es keine Saat und Ernte guter und böser Werke«, »Gibt es und gibt es keine Saat und Ernte guter und böser Werke«, »Gibt es weder, noch auch gibt es nicht eine Saat und Ernte guter und böser Werke«, »Besteht ein Vollendeter jenseit des Todes«, »Besteht ein Vollendeter nicht jenseit des Todes«, »Besteht ein Vollendeter[22] und besteht nicht jenseit des Todes«, »Besteht weder, noch auch besteht nicht ein Vollendeter jenseit des Todes?«, wenn du mich so fragst, und ich wüßte es so, würde ich es insofern erklären: aber das paßt mir nicht, und auch so paßt es mir nicht, und auch anders paßt es mir nicht, und auch mit nein paßt es mir nicht, und auch mit nicht nein paßt es mir nicht31.‹ Das ist, ihr Mönche, der vierte Standort, auf den sich da manche Asketen und Priester gründen und stützen als Verwickler der Nabelschnur, während sie um dies oder das mit einer Frage angegangen die Worte verwickeln, die Nabelschnur verwickeln.

Danach, ihr Mönche, sind jene Asketen und Priester Verwickler der Nabelschnur und verwickeln da, um dies oder das mit einer Frage angegangen, die Worte, verwickeln die Nabelschnur, nach den vier Urständen. Denn wer da irgend, ihr Mönche, als ein Asket oder Priester Verwickler der Nabelschnur ist, um dies oder das mit einer Frage angegangen die Worte verwickelt, die Nabelschnur verwickelt, ein jeder solche tut es nach eben diesen vier Urständen, nach dem einen oder dem anderen: es gibt keine außerdem.

Da erkennt denn, ihr Mönche, der Vollendete: ›Solche Ansichten, also angenommen, also beharrlich erworben, lassen dahin gelangen, lassen eine solche Zukunft erwarten.‹ Das erkennt der Vollendete, und erkennt was darüber hinausreicht. Bei dieser Erkenntnis beharrt er aber nicht, und weil er dabei nicht beharrt findet er Einkehr eben in sich: und weil er der Gefühle Aufgang und Untergang, Labsal und Elend und Überwindung wirklich verstanden hat, ist ohne Anhangen abgelöst, ihr Mönche, der Vollendete. – Das sind, ihr Mönche, die Dinge, die tief sind, schwer zu entdecken, schwer zu gewahren, stille, erlesene, unbekrittelbare, feine, Weisen erfindliche, die der Vollendete selbst verstanden, sich offenbar gemacht hat und dann kennen lehrt, um welche man über den Vollendeten nach Gebühr ein günstiges Urteil richtig fällen mag. –


Es gibt, ihr Mönche, einige Priester und Asketen, die bezeichnen das Denken als den Ursprung der Dinge32, legen Seele und Welt als dem Denken entsprossen aus, nach zwei Urständen. Diese ehrsamen Priester und Asketen nun, worauf gründen sich die, worauf stützen sich die und bezeichnen das Denken als den Ursprung der Dinge, legen Seele und Welt als dem Denken entsprossen aus, nach zwei Urständen?

Es gibt, ihr Mönche, Götter, die heißen ›Unbewußt im Wesen33.‹ Sobald aber jene Götter bewußt werden, schwinden sie aus ihrem Reiche hinweg. Es mag nun wohl, ihr Mönche, geschehn, daß eines der Wesen, aus jenem Reiche hinweggeschwunden, hienieden Dasein erlangt. Hienieden zu Dasein gelangt wird ihm das Haus zuwider, als Pilger zieht er von dannen. Ohne [23] Haus und Heim hat er als Pilger in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen an das Bewußtwerden sich erinnert, darüber hinaus aber nicht sich erinnert. Der sagt sich nun: ›Aus dem Denken entsprossen ist Seele und Welt. Und woher weiß ich das? Ich bin ja ehedem nicht gewesen; da bin ich denn jetzt geworden, zu Dasein umgewandelt34.‹ Das ist, ihr Mönche, der erste Standort, auf den sich da manche Asketen und Priester gründen und stützen und das Denken als den Ursprung der Dinge bezeichnen, Seele und Welt als dem Denken entsprossen auslegen.

Zum zweiten nun: worauf gründen sich und worauf stützen sich ehrsame Priester und Asketen und bezeichnen das Denken als den Ursprung der Dinge, legen Seele und Welt als dem Denken entsprossen aus? Da ist, ihr Mönche, irgend ein Asket oder Priester ein Grübler, ein Forscher; der trägt eine grüblerisch vernagelte Lehre vor, wie er selbst sie ersonnen und ausgedacht hat: ›Aus dem Denken entsprossen ist Seele und Welt.‹ Das ist, ihr Mönche, der zweite Standort, auf den sich da manche Asketen und Priester gründen und stützen und das Denken als den Ursprung der Dinge bezeichnen, Seele und Welt als dem Denken entsprossen auslegen.

Danach, ihr Mönche, bezeichnen jene Asketen und Priester das Denken als den Ursprung der Dinge, legen Seele und Welt als dem Denken entsprossen aus, nach den zwei Urständen. Denn wer da irgend, ihr Mönche, als ein Asket oder Priester das Denken als den Ursprung der Dinge bezeichnet, Seele und Welt als dem Denken entsprossen auslegt, ein jeder solche tut es nach eben diesen zwei Urständen, nach dem einen oder dem anderen: es gibt keine außerdem. – Danach, ihr Mönche, bringen jene Asketen und Priester, die der Vergangenheit anhängen, der Vergangenheit nachsinnen, über die Vergangenheit mancherlei Glaubenslehren aus, nach achtzehn Urständen. Denn wer da irgend, ihr Mönche, als ein Asket oder Priester der Vergangenheit anhängt, der Vergangenheit nachsinnt, über die Vergangenheit mancherlei Glaubenslehren ausbringt, ein jeder solche tut es nach eben diesen achtzehn Urständen, nach dem einen oder dem anderen: es gibt keine außerdem.

Da erkennt denn, ihr Mönche, der Vollendete: ›Solche Ansichten, also angenommen, also beharrlich erworben, lassen dahin gelangen, lassen eine solche Zukunft erwarten.‹ Das erkennt der Vollendete, und erkennt was darüber hinausreicht. Bei dieser Erkenntnis beharrt er aber nicht, und weil er dabei nicht beharrt findet er Einkehr eben in sich: und weil er der Gefühle Aufgang und Untergang, Labsal und Elend und Überwindung wirklich verstanden hat, ist ohne Anhangen abgelöst, ihr Mönche, der Vollendete. – Das sind, ihr Mönche, die Dinge, die tief sind, schwer zu entdecken, schwer zu gewahren, stille, erlesene, unbekrittelbare, feine, Weisen erfindliche, die der [24] Vollendete selbst verstanden, sich offenbar gemacht hat und dann kennen lehrt, um welche man über den Vollendeten nach Gebühr ein günstiges Urteil richtig fällen mag.


Es gibt, ihr Mönche, einige Priester und Asketen, die der Zukunft anhängen, der Zukunft nachsinnen, über die Zukunft mancherlei Glaubenslehren ausbringen, nach vierundvierzig Urständen. Diese ehrsamen Priester und Asketen nun, worauf gründen sich die, worauf stützen sich die und hängen der Zukunft an, sinnen der Zukunft nach und bringen über die Zukunft mancherlei Glaubenslehren aus, nach vierundvierzig Urständen? – Es gibt, ihr Mönche, einige Priester und Asketen, die preisen das oben Anschlagen35, behaupten Bewußtheit, legen die Seele, nachdem sie oben angeschlagen hat, als bewußt aus, nach sechzehn Urständen. Diese ehrsamen Priester und Asketen nun, worauf gründen sich die, worauf stützen sich die und preisen das oben Anschlagen, behaupten Bewußtheit, legen die Seele, nachdem sie oben angeschlagen hat, als bewußt aus, nach sechzehn Urständen?

›Formhaft ist die Seele, genesen nach dem Tode, bewußt‹, so legen sie es aus; ›Formlos ist die Seele, genesen nach dem Tode, bewußt‹, so legen sie es aus; ›Formhaft und formlos ist die Seele, genesen nach dem Tode, bewußt‹, so legen sie es aus: ›Weder formhaft noch formlos ist die Seele, genesen nach dem Tode, bewußt‹, so legen sie es aus; ›Endlich ist die Seele, genesen nach dem Tode, bewußt‹, so legen sie es aus; ›Unendlich ist die Seele, genesen nach dem Tode, bewußt‹, so legen sie es aus; ›Endlich und unendlich ist die Seele, genesen nach dem Tode, bewußt‹, so legen sie es aus; ›Weder endlich noch unendlich ist die Seele, genesen nach dem Tode, bewußt‹, so legen sie es aus; ›Einfach bewußt ist die Seele‹, ›Mannigfach bewußt ist die Seele‹, ›Beschränkt bewußt ist die Seele‹, ›Unermeßlich bewußt ist die Seele‹, ›Einzig freudvoll ist die Seele‹, ›Einzig leidvoll ist die Seele‹, ›Freudvoll und leidvoll ist die Seele‹, ›Weder freudvoll noch leidvoll ist die Seele, genesen nach dem Tode, bewußt‹, so legen sie es aus.

Danach, ihr Mönche, preisen jene Asketen und Priester das oben Anschlagen, behaupten Bewußtheit, legen die Seele, nachdem sie oben angeschlagen hat, als bewußt aus, nach den sechzehn Urständen. Denn wer da irgend, ihr Mönche, als ein Asket oder Priester das oben Anschlagen preist, Bewußtheit behauptet, die Seele, nachdem sie oben angeschlagen hat, als bewußt auslegt, ein jeder solche tut es nach eben diesen sechzehn Urständen, nach dem einen oder dem anderen: es gibt keine außerdem. –

Es gibt, ihr Mönche, einige Priester und Asketen, die preisen das oben Anschlagen, behaupten Unbewußtheit, legen die Seele, nachdem sie oben angeschlagen [25] hat, als unbewußt aus, nach acht Urständen. Diese ehrsamen Priester und Asketen nun, worauf gründen sich die, worauf stützen sich die und preisen das oben Anschlagen, behaupten Unbewußtheit, legen die Seele, nachdem sie oben angeschlagen hat, als unbewußt aus, nach acht Urständen?

›Formhaft ist die Seele, genesen nach dem Tode, unbewußt‹, so legen sie es aus: ›Formlos ist die Seele, genesen nach dem Tode, unbewußt‹, so legen sie es aus; ›Formhaft und formlos ist die Seele, genesen nach dem Tode, unbewußt‹, so legen sie es aus; ›Weder formhaft noch formlos ist die Seele, genesen nach dem Tode, unbewußt‹, so legen sie es aus; ›Endlich ist die Seele, genesen nach dem Tode, unbewußt‹, so legen sie es aus; ›Unendlich ist die Seele, genesen nach dem Tode, unbewußt‹, so legen sie es aus; ›Endlich und unendlich ist die Seele, genesen nach dem Tode, unbewußt‹, so legen sie es aus; ›Weder endlich noch unendlich ist die Seele, genesen nach dem Tode, unbewußt‹, so legen sie es aus.

Danach, ihr Mönche, preisen jene Asketen und Priester das oben Anschlagen, behaupten Unbewußtheit, legen die Seele, nachdem sie oben angeschlagen hat, als unbewußt aus, nach den acht Urständen. Denn wer da irgend, ihr Mönche, als ein Asket oder Priester das oben Anschlagen preist, Unbewußtheit behauptet, die Seele, nachdem sie oben angeschlagen hat, als unbewußt auslegt, ein jeder solche tut es nach eben diesen acht Urständen, nach dem einen oder dem anderen: es gibt keine außerdem. –

Es gibt, ihr Mönche, einige Priester und Asketen, die preisen das oben Anschlagen, behaupten weder Bewußtheit noch Unbewußtheit, legen die Seele, nachdem sie oben angeschlagen hat, als weder bewußt noch unbewußt aus, nach acht Urständen. Diese ehrsamen Priester und Asketen nun, worauf gründen sich die, worauf stützen sich die und preisen das oben Anschlagen, behaupten weder Bewußtheit noch Unbewußtheit, legen die Seele, nachdem sie oben angeschlagen hat, als weder bewußt noch unbewußt aus, nach acht Urständen?

›Formhaft ist die Seele, genesen nach dem Tode, weder bewußt noch unbewußt‹, so legen sie es aus; ›Formlos ist die Seele, genesen nach dem Tode, weder bewußt noch unbewußt‹, so legen sie es aus; ›Formhaft und formlos ist die Seele, genesen nach dem Tode, weder bewußt noch unbewußt‹, so legen sie es aus; ›Weder formhaft noch formlos ist die Seele, genesen nach dem Tode, weder bewußt noch unbewußt‹, so legen sie es aus; ›Endlich ist die Seele, genesen nach dem Tode, weder bewußt noch unbewußt‹, so legen sie es aus; ›Unendlich ist die Seele, genesen nach dem Tode, weder bewußt noch unbewußt‹, so legen sie es aus; ›Endlich und unendlich ist die Seele, genesen nach dem Tode, weder bewußt noch unbewußt‹, so legen sie es aus; [26] ›Weder endlich noch unendlich ist die Seele, genesen nach dem Tode, weder bewußt noch unbewußt‹, so legen sie es aus.

Danach, ihr Mönche, preisen jene Asketen und Priester das oben Anschlagen, behaupten weder Bewußtheit noch Unbewußtheit, legen die Seele, nachdem sie oben angeschlagen hat, als weder bewußt noch unbewußt aus, nach den acht Urständen. Denn wer da irgend, ihr Mönche, als ein Asket oder Priester das oben Anschlagen preist, weder Bewußtheit noch Unbewußtheit behauptet, die Seele, nachdem sie oben angeschlagen hat, als weder bewußt noch unbewußt auslegt, ein jeder solche tut es nach eben diesen acht Urständen, nach dem einen oder dem anderen: es gibt keine außerdem36.

Da erkennt denn, ihr Mönche, der Vollendete: ›Solche Ansichten, also angenommen, also beharrlich erworben, lassen dahin gelangen, lassen eine solche Zukunft erwarten.‹ Das erkennt der Vollendete, und erkennt was darüber hinausreicht. Bei dieser Erkenntnis beharrt er aber nicht, und weil er dabei nicht beharrt findet er Einkehr eben in sich: und weil er der Gefühle Aufgang und Untergang, Labsal und Elend und Überwindung wirklich verstanden hat, ist ohne Anhangen abgelöst, ihr Mönche, der Vollendete. – Das sind, ihr Mönche, die Dinge, die tief sind, schwer zu entdecken, schwer zu gewahren, stille, erlesene, unbekrittelbare, feine, Weisen erfindliche, die der Vollendete selbst verstanden, sich offenbar gemacht hat und dann kennen lehrt, um welche man über den Vollendeten nach Gebühr ein günstiges Urteil richtig fällen mag.


Es gibt, ihr Mönche, einige Priester und Asketen, die Zerstörung behaupten, des lebendigen Wesens37 Zerstörung, Vernichtung, Aufhebung ankünden, nach sieben Urständen. Diese ehrsamen Priester und Asketen nun, worauf gründen sich die, worauf stützen sich die und behaupten Zerstörung, künden des lebendigen Wesens Zerstörung, Vernichtung, Aufhebung an, nach sieben Urständen?

Da hat, ihr Mönche, irgend ein Asket oder Priester diese Meinung, diese Ansicht: ›Da ja doch dieses Selbst formhaft, aus den vier Hauptstoffen entstanden ist, von Vater und Mutter gezeugt wird, so geht es bei der Auflösung des Leibes zugrunde, geht verloren, besteht nicht mehr nach dem Tode; daher fällt denn also dieses Selbst völliger Vernichtung anheim.‹ Auf solche Weise künden die einen des lebendigen Wesens Zerstörung, Vernichtung, Aufhebung an.

Einem solchen entgegnet nun ein anderer: ›Es ist wohl dieses Selbst so beschaffen, wie du sagst: ich sage nicht, daß es das nicht gibt. Aber dieses Selbst ist nicht schon insofern gänzlich vernichtet. Es gibt noch ein anderes [27] Selbst, ein himmlisches, formhaftes, nach Lust umherschweifendes, das an der körperlichen Speise teilnimmt38. Das kennst du nicht und siehst es nicht, während ich es kenne und sehe. Es ist aber dies das Selbst, das bei der Auflösung des Leibes zugrundegeht, verlorengeht, nach dem Tode nicht mehr besteht; erst insofern ist das Selbst völliger Vernichtung anheimgefallen.‹ Auf solche Weise künden die anderen des lebendigen Wesens Zerstörung, Vernichtung, Aufhebung an.

Einem solchen entgegnet nun einer: ›Es ist wohl dieses Selbst so beschaffen, wie du sagst; ich sage nicht, daß es das nicht gibt. Aber dieses Selbst ist nicht schon insofern gänzlich vernichtet. Es gibt noch ein anderes Selbst, ein himmlisches, formhaftes, geisthaftes, das begabt mit allen Gliedern sinnenfällig ist39. Das kennst du nicht und siehst es nicht, während ich es kenne und sehe. Es ist aber dies das Selbst, das bei der Auflösung des Leibes zugrundegeht, verlorengeht, nach dem Tode nicht mehr besteht; erst insofern ist das Selbst völliger Vernichtung anheimgefallen.‹ Auf solche Weise künden die einen des lebendigen Wesens Zerstörung, Vernichtung, Aufhebung an.

Einem solchen entgegnet nun ein anderer: ›Es ist wohl dieses Selbst so beschaffen, wie du sagst; ich sage nicht, daß es das nicht gibt. Aber dieses Selbst ist nicht schon insofern gänzlich vernichtet. Es gibt noch ein anderes Selbst, das nach völliger Überwindung der Formwahrnehmungen, Vernichtung der Gegenwahrnehmungen40, Verwerfung der Vielheitwahrnehmungen in dem Gedanken »Grenzenlos ist der Raum« das Reich des unbegrenzten Raumes erreicht. Das kennst du nicht und siehst es nicht, während ich es kenne und sehe. Es ist aber dies das Selbst, das bei der Auflösung des Leibes zugrundegeht, verlorengeht, nach dem Tode nicht mehr besteht; erst insofern ist das Selbst völliger Vernichtung anheimgefallen.‹ Auf solche Weise künden die anderen des lebendigen Wesens Zerstörung, Vernichtung, Aufhebung an.

Einem solchen entgegnet nun einer: ›Es ist wohl dieses Selbst so beschaffen, wie du sagst; ich sage nicht, daß es das nicht gibt. Aber dieses Selbst ist nicht schon insofern gänzlich vernichtet. Es gibt noch ein anderes Selbst, das nach völliger Überwindung der unbegrenzten Raumsphäre in dem Gedanken »Grenzenlos ist das Bewußtsein« das Reich des unbegrenzten Bewußtseins erreicht. Das kennst du nicht und siehst es nicht, während ich es kenne und sehe. Es ist aber dies das Selbst, das bei der Auflösung des Leibes zugrundegeht, verlorengeht, nach dem Tode nicht mehr besteht; erst insofern ist das Selbst völliger Vernichtung anheimgefallen.‹ Auf solche Weise künden die einen des lebendigen Wesens Zerstörung, Vernichtung, Aufhebung an.

Einem solchen entgegnet nun ein anderer: ›Es ist wohl dieses Selbst so beschaffen, wie du sagst; ich sage nicht, daß es das nicht gibt. Aber dieses [28] Selbst ist nicht schon insofern gänzlich vernichtet. Es gibt noch ein anderes Selbst, das nach völliger Überwindung der unbegrenzten Bewußtseinsphäre in dem Gedanken »Nichts ist da« das Reich des Nichtdaseins erreicht41. Das kennst du nicht und siehst es nicht, während ich es kenne und sehe. Es ist aber dies das Selbst, das bei der Auflösung des Leibes zugrundegeht, verlorengeht, nach dem Tode nicht mehr besteht; erst insofern ist das Selbst völliger Vernichtung anheimgefallen.‹ Auf solche Weise künden die anderen des lebendigen Wesens Zerstörung, Vernichtung, Aufhebung an.

Einem solchen entgegnet nun einer: ›Es ist wohl dieses Selbst so beschaffen, wie du sagst; ich sage nicht, daß es das nicht gibt. Aber dieses Selbst ist nicht schon insofern gänzlich vernichtet. Es gibt noch ein anderes Selbst, das nach völliger Überwindung der Nichtdaseinsphäre in dem Gedanken »Das ist die Ruhe, das ist das Ziel« das Reich der Grenze möglicher Wahrnehmung erreicht. Das kennst du nicht und siehst es nicht, während ich es kenne und sehe42. Es ist aber dies das Selbst, das bei der Auflösung des Leibes zugrundegeht, verlorengeht, nach dem Tode nicht mehr besteht; erst insofern ist das Selbst völliger Vernichtung anheimgefallen.‹ Auf solche Weise künden die einen des lebendigen Wesens Zerstörung, Vernichtung, Aufhebung an.

Danach, ihr Mönche, behaupten jene Asketen und Priester Zerstörung, künden des lebendigen Wesens Zerstörung, Vernichtung, Aufhebung an, nach den sieben Urständen. Denn wer da irgend, ihr Mönche, als ein Asket oder Priester Zerstörung behauptet, des lebendigen Wesens Zerstörung, Vernichtung, Aufhebung ankündet, ein jeder solche tut es nach eben diesen sieben Urständen, nach dem einen oder dem anderen: es gibt keine außerdem.

Da erkennt denn, ihr Mönche, der Vollendete: ›Solche Ansichten, also angenommen, also beharrlich erworben, lassen dahin gelangen, lassen eine solche Zukunft erwarten.‹ Das erkennt der Vollendete, und erkennt was darüber hinausreicht. Bei dieser Erkenntnis beharrt er aber nicht, und weil er dabei nicht beharrt findet er Einkehr eben in sich: und weil er der Gefühle Aufgang und Untergang, Labsal und Elend und Überwindung wirklich verstanden hat, ist ohne Anhangen abgelöst, ihr Mönche, der Vollendete. – Das sind, ihr Mönche, die Dinge, die tief sind, schwer zu entdecken, schwer zu gewahren, stille, erlesene, unbekrittelbare, feine, Weisen erfindliche, die der Vollendete selbst verstanden, sich offenbar gemacht hat und dann kennen lehrt, um welche man über den Vollendeten nach Gebühr ein günstiges Urteil richtig fällen mag.


Es gibt, ihr Mönche, einige Priester und Asketen, die Wohlbefinden bei Lebzeiten behaupten, des lebendigen Wesens vollkommenes Wohlbefinden bei [29] Lebzeiten ankünden, nach fünf Urständen. Diese ehrsamen Priester und Asketen nun, worauf gründen sich die, worauf stützen sich die und behaupten Wohlbefinden bei Lebzeiten, künden des lebendigen Wesens vollkommenes Wohlbefinden bei Lebzeiten an, nach fünf Urständen?

Da hat, ihr Mönche, irgend ein Asket oder Priester diese Meinung, diese Ansicht: ›Sobald eben dieses Selbst dem Gebrauch und Genuß der fünf Begehrungen nachgehn kann, hat eben insofern dieses Selbst das vollkommene Wohlbefinden bei Lebzeiten erreicht43.‹ Auf solche Weise künden die einen des lebendigen Wesens vollkommenes Wohlbefinden bei Lebzeiten an.

Einem solchen entgegnet nun ein anderer: ›Es ist wohl dieses Selbst so beschaffen, wie du sagst; ich sage nicht, daß es das nicht gibt. Aber dieses Selbst hat nicht schon insofern das vollkommene Wohlbefinden bei Lebzeiten erreicht. Und warum nicht? Die Genüsse sind ja vergänglich, leidig, wandelbar: weil sie sich umwandeln, in Veränderung übergehn, erzeugen sie Kummer, Jammer, Schmerz, Gram und Verzweiflung. Sobald aber dieses Selbst, gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen, in sinnend gedenkender ruhegeborener seliger Heiterkeit weilt, in der Weihe der ersten Schauung, hat eben insofern dieses Selbst das vollkommene Wohlbefinden bei Lebzeiten erreicht.‹ Auf solche Weise künden die anderen des lebendigen Wesens vollkommenes Wohlbefinden bei Lebzeiten an.

Einem solchen entgegnet nun einer: ›Es ist wohl dieses Selbst so beschaffen, wie du sagst; ich sage nicht, daß es das nicht gibt. Aber dieses Selbst hat nicht schon insofern das vollkommene Wohlbefinden bei Lebzeiten erreicht. Und warum nicht? Weil eben da gesonnen und gedacht wird, wird es darum als grob geartet angesehn. Sobald aber dieses Selbst nach Vollendung des Sinnens und Denkens die innere Meeresstille erreicht, die Einheit des Gemütes, die von sinnen und denken freie, in der Einigung geborene selige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung, hat eben insofern dieses Selbst das vollkommene Wohlbefinden bei Lebzeiten erreicht.‹ Auf solche Weise künden die einen des lebendigen Wesens vollkommenes Wohlbefinden bei Lebzeiten an.

Einem solchen entgegnet nun ein anderer: ›Es ist wohl dieses Selbst so beschaffen, wie du sagst; ich sage nicht, daß es das nicht gibt. Aber dieses Selbst hat nicht schon insofern das vollkommene Wohlbefinden bei Lebzeiten erreicht. Und warum nicht? Weil man eben da eine Heiterkeit spürt, im Geiste aufgetrieben wird, wird es darum als grob geartet angesehn. Sobald aber dieses Selbst in heiterer Ruhe verweilt, gleichmütig, einsichtig, klar bewußt, ein Glück im Körper empfindet, von dem die Heiligen sagen: »Der gleichmütig Einsichtige lebt beglückt«, und so die Weihe der dritten Schauung erreicht, hat eben insofern dieses Selbst das vollkommene Wohlbefinden bei [30] Lebzeiten erreicht.‹ Auf solche Weise künden die anderen des lebendigen Wesens vollkommenes Wohlbefinden bei Lebzeiten an.

Einem solchen entgegnet nun einer: ›Es ist wohl dieses Selbst so beschaffen, wie du sagst; ich sage nicht, daß es das nicht gibt. Aber dieses Selbst hat nicht schon insofern das vollkommene Wohlbefinden bei Lebzeiten erreicht. Und warum nicht? Weil man eben da Glück bekennt, geistige Fülle, wird es darum als grob geartet angesehn. Sobald aber dieses Selbst nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns die Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmütig einsichtigen vollkommenen Reine, die vierte Schauung erreicht, hat eben insofern dieses Selbst das vollkommene Wohlbefinden bei Lebzeiten erreicht.‹ Auf solche Weise künden die einen des lebendigen Wesens vollkommenes Wohlbefinden bei Lebzeiten an.

Danach, ihr Mönche, behaupten jene Asketen und Priester Wohlbefinden bei Lebzeiten, künden des lebendigen Wesens vollkommenes Wohlbefinden bei Lebzeiten an, nach den fünf Urständen. Denn wer da irgend, ihr Mönche, als ein Asket oder Priester Wohlbefinden bei Lebzeiten behauptet, des lebendigen Wesens vollkommenes Wohlbefinden bei Lebzeiten ankündet, ein jeder solche tut es nach eben diesen fünf Urständen, nach dem einen oder dem anderen: es gibt keine außerdem.

Da erkennt denn, ihr Mönche, der Vollendete: ›Solche Ansichten, also angenommen, also beharrlich erworben, lassen dahin gelangen, lassen eine solche Zukunft erwarten.‹ Das erkennt der Vollendete, und erkennt was darüber hinausreicht. Bei dieser Erkenntnis beharrt er aber nicht, und weil er dabei nicht beharrt findet er Einkehr eben in sich: und weil er der Gefühle Aufgang und Untergang, Labsal und Elend und Überwindung wirklich verstanden hat, ist ohne Anhangen abgelöst, ihr Mönche, der Vollendete. – Das sind, ihr Mönche, die Dinge, die tief sind, schwer zu entdecken, schwer zu gewahren, stille, erlesene, unbekrittelbare, feine, Weisen erfindliche, die der Vollendete selbst verstanden, sich offenbar gemacht hat und dann kennen lehrt, um welche man über den Vollendeten nach Gebühr ein günstiges Urteil richtig fällen mag.


Danach, ihr Mönche, hängen jene Asketen und Priester der Zukunft an, sinnen der Zukunft nach, bringen über die Zukunft mancherlei Glaubenslehren aus, nach den vierundvierzig Urständen. Denn wer da irgend, ihr Mönche, als ein Asket oder Priester der Zukunft anhängt, der Zukunft nachsinnt, über die Zukunft mancherlei Glaubenslehren ausbringt, ein jeder solche tut es nach eben diesen vierundvierzig Urständen, nach dem einen oder dem anderen: es gibt keine außerdem.

[31] Danach, ihr Mönche, hängen jene Asketen und Priester der Vergangenheit an und hängen der Zukunft an, hängen der Vergangenheit und der Zukunft an, sinnen der Vergangenheit und der Zukunft nach, bringen über Vergangenheit und Zukunft mancherlei Glaubenslehren aus, nach den zweiundsechzig Urständen44. Denn wer da irgend, ihr Mönche, als ein Asket oder Priester der Vergangenheit anhängt, der Zukunft anhängt, der Vergangenheit oder der Zukunft anhängt, der Vergangenheit oder der Zukunft nachsinnt, über Vergangenheit oder Zukunft mancherlei Glaubenslehren ausbringt, ein jeder solche tut es nach eben diesen zweiundsechzig Urständen, nach dem einen oder dem anderen: es gibt keine außerdem.

Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester Ewigkeit behauptet, Seele und Welt als ewig ausgelegt, nach vier Urständen, war es gleichwohl von jenen ehrsamen Asketen und Priestern ohne Verständnis, ohne Einblick wahrgenommen, den durstverleiteten, eben in Zittern und Zagen.

Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester teils Ewigkeit, teils Zeitlichkeit behauptet, Seele und Welt als teils ewig, teils zeitlich ausgelegt, nach vier Urständen, war es gleichwohl von jenen ehrsamen Asketen und Priestern ohne Verständnis, ohne Einblick wahrgenommen, den durstverleiteten, eben in Zittern und Zagen.

Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester Endlichkeit und Unendlichkeit behauptet, die Welt als endlich und als unendlich ausgelegt, nach vier Urständen, war es gleichwohl von jenen ehrsamen Asketen und Priestern ohne Verständnis, ohne Einblick wahrgenommen, den durstverleiteten, eben in Zittern und Zagen.

Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester als Verwickler der Nabelschnur, um dies oder das mit einer Frage angegangen, die Worte verwickelt, die Nabelschnur verwickelt, nach vier Urständen, war es gleichwohl von jenen ehrsamen Asketen und Priestern ohne Verständnis, ohne Einblick wahrgenommen, den durstverleiteten, eben in Zittern und Zagen.

Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester das Denken als den Ursprung der Dinge bezeichnet, Seele und Welt als dem Denken entsprossen ausgelegt, nach zwei Urständen, war es gleichwohl von jenen ehrsamen Asketen und Priestern ohne Verständnis, ohne Einblick wahrgenommen, den durstverleiteten, eben in Zittern und Zagen.

Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester, der Vergangenheit anhänglich, der Vergangenheit nachgesonnen, über die Vergangenheit mancherlei Glaubenslehren ausgebracht, nach achtzehn Urständen, war es gleichwohl von jenen ehrsamen Asketen und Priestern ohne Verständnis, ohne Einblick wahrgenommen, den durstverleiteten, eben in Zittern und Zagen.

[32] Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester das oben Anschlagen gepriesen, Bewußtheit behauptet, die Seele, nachdem sie oben angeschlagen hat, als bewußt ausgelegt, nach sechzehn Urständen, war es gleichwohl von jenen ehrsamen Asketen und Priestern ohne Verständnis, ohne Einblick wahrgenommen, den durstverleiteten, eben in Zittern und Zagen.

Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester das oben Anschlagen gepriesen, Unbewußtheit behauptet, die Seele, nachdem sie oben angeschlagen hat, als unbewußt ausgelegt, nach acht Urständen, war es gleichwohl von jenen ehrsamen Asketen und Priestern ohne Verständnis, ohne Einblick wahrgenommen, den durstverleiteten, eben in Zittern und Zagen.

Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester das oben Anschlagen gepriesen, weder Bewußtheit noch Unbewußtheit behauptet, die Seele, nachdem sie oben angeschlagen hat, als weder bewußt noch unbewußt ausgelegt, nach acht Urständen, war es gleichwohl von jenen ehrsamen Asketen und Priestern ohne Verständnis, ohne Einblick wahrgenommen, den durstverleiteten, eben in Zittern und Zagen.

Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester Zerstörung behauptet, des lebendigen Wesens Zerstörung, Vernichtung, Aufhebung angekündet, nach sieben Urständen, war es gleichwohl von jenen ehrsamen Asketen und Priestern ohne Verständnis, ohne Einblick wahrgenommen, den durstverleiteten, eben in Zittern und Zagen.

Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester Wohlbefinden bei Lebzeiten behauptet, des lebendigen Wesens vollkommenes Wohlbefinden bei Lebzeiten angekündet, nach fünf Urständen, war es gleichwohl von jenen ehrsamen Asketen und Priestern ohne Verständnis, ohne Einblick wahrgenommen, den durstverleiteten, eben in Zittern und Zagen.

Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester, der Zukunft anhänglich, der Zukunft nachgesonnen, über die Zukunft mancherlei Glaubenslehren ausgebracht, nach vierundvierzig Urständen, war es gleichwohl von jenen ehrsamen Asketen und Priestern ohne Verständnis, ohne Einblick wahrgenommen, den durstverleiteten, eben in Zittern und Zagen.

Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester, der Vergangenheit anhänglich und der Zukunft anhänglich, der Vergangenheit und der Zukunft anhänglich, der Vergangenheit und der Zukunft nachgesonnen, über Vergangenheit und Zukunft mancherlei Glaubenslehren ausgebracht, nach zweiundsechzig Urständen, war es gleichwohl von jenen ehrsamen Asketen und Priestern ohne Verständnis, ohne Einblick wahrgenommen, den durstverleiteten, eben in Zittern und Zagen.

Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester Ewigkeit behauptet, [33] Seele und Welt als ewig ausgelegt, nach vier Urständen, war es gleichwohl sinnlich begründet.

Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester dies und das und dergleichen mehr behauptet, mancherlei Glaubenslehren ausgebracht, nach zweiundsechzig Urständen, war es gleichwohl sinnlich begründet.

Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester Ewigkeit behauptet, Seele und Welt als ewig ausgelegt, nach vier Urständen, werden sie freilich anders als sinnlich wahrzunehmen unmöglich imstande sein.

Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester dies und das und dergleichen mehr behauptet, mancherlei Glaubenslehren ausgebracht, nach zweiundsechzig Urständen, werden sie freilich anders als sinnlich wahrzunehmen unmöglich imstande sein.

Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester Ewigkeit behauptet, Seele und Welt als ewig ausgelegt, nach vier Urständen; haben da jene Asketen und Priester dies und das und dergleichen mehr behauptet, mancherlei Glaubenslehren ausgebracht, nach zweiundsechzig Urständen: so haben alle diese auf die sechs Sinnesgebiete45 gestützt und gegründet wahrgenommen. Aus ihrem Wahrnehmen entsteht Dürsten, aus Dürsten entsteht Anhangen, aus Anhangen entsteht Werden, aus Werden entsteht Gebären, aus Gebären geht Altern und Sterben, Schmerz und Jammer, Leiden, Gram und Verzweiflung hervor.

Sobald aber, ihr Mönche, ein Mönch der sechs Sinnesgebiete Aufgang und Untergang, Labsal und Elend und Überwindung wirklich versteht, versteht er eben was über alle diese hinausreicht.

Denn wer da irgend, ihr Mönche, als ein Asket oder Priester der Vergangenheit anhängt und der Zukunft anhängt, der Vergangenheit und der Zukunft anhängt, der Vergangenheit und der Zukunft nachsinnt, über Vergangenheit und Zukunft mancherlei Glaubenslehren ausbringt, ein jeder solche ist eben durch einen dieser zweiundsechzig Urstände in ein Netz geraten; darin verfangen aber tauchen sie, um emporzutauchen, empor: darin verstrickt, eben in das Netz geraten, tauchen sie, um emporzutauchen, empor.

Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn ein geschickter Fischer oder Fischerknabe mit einem feinmaschigen46 Netz einen Teich von geringer Tiefe abzöge und sich nun sagte: ›Was da irgend in diesem Wasserbett an gröberen Tieren ist, alles das kommt ja ins Netz; darin verfangen aber tauchen sie, um emporzutauchen, empor: darin verstrickt, eben in das Netz geraten, tauchen sie, um emporzutauchen, empor‹: ebenso nun auch, ihr Mönche, ist ein jeder von den Asketen oder Priestern, die der Vergangenheit anhängen und der Zukunft anhängen, der Vergangenheit und der Zukunft anhängen, der Vergangenheit und der Zukunft nachsinnen, über Vergangenheit und Zukunft[34] mancherlei Glaubenslehren ausbringen, eben durch einen jener zweiundsechzig Urstände in ein Netz geraten; darin verfangen aber tauchen sie, um emporzutauchen, empor: darin verstrickt, eben in das Netz geraten, tauchen sie, um emporzutauchen, empor. –

Abgeschnitten von der Ader des Daseins, ihr Mönche, steht der Leib des Vollendeten da. Solange sein Leib dastehn wird, solange werden ihn Götter und Menschen sehn. Zerfällt der Leib, wann das Leben aufgezehrt ist, werden ihn Götter und Menschen nicht mehr sehn. Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn ein Mangobündel vom Stiele abgeschnitten wird, alle die einzelnen Mangofrüchte, am Stiele bestanden, insgesamt mitfolgen, ebenso nun auch, ihr Mönche, steht abgeschnitten von der Ader des Daseins der Leib des Vollendeten da. Solange sein Leib dastehn wird, solange werden ihn Götter und Menschen sehn. Zerfällt der Leib, wann das Leben aufgezehrt ist, werden ihn Götter und Menschen nicht mehr sehn47


Nach dieser Rede wandte sich der ehrwürdige Ānando also an den Erhabenen:

»Erstaunlich, o Herr, außerordentlich, o Herr! Welchen Namen, o Herr, soll diese Darstellung führen?«

»Wohlan denn, Ānando, so bewahre diese Darstellung unter dem Namen Netz der Dinge, oder bewahre sie als das Netz der Lehre, oder bewahre sie als das Priesternetz, oder bewahre sie als das Netz der Ansichten, oder bewahre sie als den Unvergleichlichen Siegeskampf.«


Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort der Erhabenen.

Während aber diese Darlegung stattgefunden hatte, war ein Beben durch das tausendfache Weltall gegangen48.

Quelle:
Die Reden Gotamo Buddhos. Bd. 2, Zürich/Wien 31957, S. 3-35.
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