Siebente Rede

Sechsfachen Gebietes Abzeichen

[1003] Das hab' ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Ihr Mönche!« – »Erlauchter!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also:

»Sechsfachen Gebietes Abzeichen will ich euch Mönchen weisen: das höret und achtet wohl auf meine Rede.«

»Ja, o Herr!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also:

»Sechs innere Gebiete sind zu merken und sechs äußere Gebiete, sechs bewußtsame Reiche sind zu merken und sechs berührsame Reiche, achtzehn geistige Angehungen sind zu merken und sechsunddreißig Fesselpfade; dann habt ihr auf eines gestützt ein anderes abzustoßen; drei Pfeiler der Einsicht dann heilig behütet, in heiliger Hut als Meister, und Jünger aufzuerziehn ist man würdig; ein solcher heißt der Fahrkundigen vorzüglichster, Leiter der Menschenherde. Das ist der Stempel von den Abzeichen sechsfachen Gebietes.

›Sechs innere Gebiete sind zu merken‹: das ist gesagt worden; und warum ist das gesagt worden? Um das Gebiet des Gesichts, das Gebiet des Gehörs, das Gebiet des Geruchs, das Gebiet des Geschmacks, das Gebiet des Getastes, das Gebiet des Gedenkens. ›Sechs innere Gebiete sind zu merken‹: wurde das gesagt, so war es darum gesagt.

›Sechs äußere Gebiete sind zu merken‹: das ist gesagt worden; und warum ist das gesagt worden? Um das Gebiet der Formen, das Gebiet der Töne, das Gebiet der Düfte, das Gebiet der Säfte, das Gebiet der Tastungen, das Gebiet der Gedanken. ›Sechs äußere Gebiete sind zu merken‹: wurde das gesagt, so war es darum gesagt.

›Sechs bewußtsame Reiche sind zu merken‹: das ist gesagt worden; und warum ist das gesagt worden? Um das Sehbewußtsein, das Hörbewußtsein, das Riechbewußtsein, das Schmeckbewußtsein, das Tastbewußtsein, das Denkbewußtsein. ›Sechs bewußtsame Reiche sind zu merken‹: wurde das gesagt, so war es darum gesagt.

[1004] ›Sechs berührsame Reiche sind zu merken‹: das ist gesagt worden; und warum ist das gesagt worden? Um Sehberührung, Hörberührung, Riechberührung, Schmeckberührung, Tastberührung, Denkberührung. ›Sechs berührsame Reiche sind zu merken‹: wurde das gesagt, so war es darum gesagt.

›Achtzehn geistige Angehungen sind zu merken‹: das ist gesagt worden; und warum ist das gesagt worden? Hat man mit dem Gesichte eine Form erblickt, so geht man die erfreulich bestehende Form an, geht die unerfreulich bestehende Form an, geht die gleichgültig bestehende Form an. Hat man mit dem Gehöre einen Ton gehört, hat man mit dem Geruche einen Duft gerochen, hat man mit dem Geschmacke einen Saft geschmeckt, hat man mit dem Getaste eine Tastung getastet, hat man mit dem Gedenken ein Ding erkannt, so geht man das erfreulich bestehende Ding an, geht das unerfreulich bestehende Ding an, geht das gleichgültig bestehende Ding an. So gibt es sechs erfreuliche Angehungen, sechs unerfreuliche Angehungen, sechs gleichgültige Angehungen. ›Achtzehn geistige Angehungen sind zu merken‹: wurde das gesagt, so war es darum gesagt.

›Sechsunddreißig Fesselpfade sind zu merken‹: das ist gesagt worden; und warum ist das gesagt worden? Um sechs mit dem Hause verbundene Fröhlichkeiten, sechs mit der Entsagung verbundene Fröhlichkeiten, sechs mit dem Hause verbundene Traurigkeiten, sechs mit der Entsagung verbundene Traurigkeiten, sechs mit dem Hause verbundene Gleichheiten, sechs mit der Entsagung verbundene Gleichheiten.

Was sind nun die sechs mit dem Hause verbundenen Fröhlichkeiten? Wer bei den durch das Gesicht ins Bewußtsein tretenden Formen, den ersehnten, geliebten, angenehmen, herzerfreuenden, süchtigem Genusse entsprechenden, die Erlangung erreicht, oder erhofft, oder an einst Erlangtes, das vergangen, entschwunden, verändert ist, zurückdenkt, wird fröhlich bewegt: eine solche Fröhlichkeit, die heißt mit dem Hause verbundene Fröhlichkeit. Wer bei den durch das Gehör ins Bewußtsein tretenden Tönen, durch den Geruch ins Bewußtsein tretenden Düften, durch den Geschmack ins Bewußtsein tretenden Säften, durch das Getast ins Bewußtsein tretenden Tastungen, durch das Gedenken ins Bewußtsein tretenden Dingen, den ersehnten, geliebten, angenehmen, herzerfreuenden, süchtigem Genusse entsprechenden, die Erlangung erreicht, oder erhofft, oder an einst Erlangtes, das vergangen, entschwunden, verändert ist, zurückdenkt, wird fröhlich bewegt: eine solche Fröhlichkeit, die heißt mit dem Hause verbundene Fröhlichkeit. Das sind die sechs mit dem Hause verbundenen Fröhlichkeiten.

Was sind nun die sechs mit der Entsagung verbundenen Fröhlichkeiten? Wer ebenda bei den Formen Vergänglichkeit gemerkt hat, Veränderung, Unrat, Untergang, ›Formen von einst wie von heute, alle die Formen sind vergänglich, [1005] leidig, wandelbar‹, also dies, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit betrachtet, wird fröhlich bewegt: eine solche Fröhlichkeit, die heißt mit der Entsagung verbundene Fröhlichkeit. Wer ebenda bei den Tönen, den Düften, den Säften, den Tastungen, den Dingen Vergänglichkeit gemerkt hat, Veränderung, Unrat, Untergang, ›Dinge von einst wie von heute, alle die Dinge sind vergänglich, leidig, wandelbar‹, also dies, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit betrachtet, wird fröhlich bewegt: eine solche Fröhlichkeit, die heißt mit der Entsagung verbundene Fröhlichkeit. Das sind die sechs mit der Entsagung verbundenen Fröhlichkeiten.

Was sind nun die sechs mit dem Hause verbundenen Traurigkeiten? Wer bei den durch das Gesicht ins Bewußtsein tretenden Formen, den ersehnten, geliebten, angenehmen, herzerfreuenden, süchtigem Genusse entsprechenden, die Erlangung nicht erreicht, nicht erhofft, oder an einst nicht Erlangtes, das vergangen, entschwunden, verändert ist, zurückdenkt, wird traurig bewegt: eine solche Traurigkeit, die heißt mit dem Hause verbundene Traurigkeit. Wer bei den durch das Gehör ins Bewußtsein tretenden Tönen, durch den Geruch ins Bewußtsein tretenden Düften, durch den Geschmack ins Bewußtsein tretenden Säften, durch das Getast ins Bewußtsein tretenden Tastungen, durch das Gedenken ins Bewußtsein tretenden Dingen, den ersehnten, geliebten, angenehmen, herzerfreuenden, süchtigem Genusse entsprechenden, die Erlangung nicht erreicht, nicht erhofft, oder an einst nicht Erlangtes, das vergangen, entschwunden, verändert ist, zurückdenkt, wird traurig bewegt: eine solche Traurigkeit, die heißt mit dem Hause verbundene Traurigkeit. Das sind die sechs mit dem Hause verbundenen Traurigkeiten.

Was sind nun die sechs mit der Entsagung verbundenen Traurigkeiten? Wer ebenda bei den Formen Vergänglichkeit gemerkt hat, Veränderung, Unrat, Untergang, ›Formen von einst wie von heute, alle die Formen sind vergänglich, leidig, wandelbar‹, also dies, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit betrachtet und nun der höchsten Erlösungen in Sehnsucht gedenkt, ›Wann doch nur werde ich das Gebiet erobert haben, das die Heiligen schon besitzen?‹, so der höchsten Erlösungen sehnsüchtig eingedenk ist, wird aus Sehnsucht traurig bewegt: eine solche Traurigkeit, die heißt mit der Entsagung verbundene Traurigkeit499. Wer ebenda bei den Tönen, den Düften, den Säften, den Tastungen, den Dingen Vergänglichkeit gemerkt hat, Veränderung, Unrat, Untergang, ›Dinge von einst wie von heute, alle die Dinge sind vergänglich, leidig, wandelbar‹, also dies, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit betrachtet und nun der höchsten Erlösungen in Sehnsucht gedenkt, ›Wann doch nur werde ich das Gebiet erobert haben, das die Heiligen schon besitzen?‹, so der höchsten Erlösungen sehnsüchtig [1006] eingedenk ist, wird aus Sehnsucht traurig bewegt: eine solche Traurigkeit, die heißt mit der Entsagung verbundene Traurigkeit. Das sind die sechs mit der Entsagung verbundenen Traurigkeiten.

Was sind nun die sechs mit dem Hause verbundenen Gleichheiten? Hat man mit dem Gesichte eine Form erblickt und bleibt gleichgültig, als Tor unbewußt, ein gewöhnlicher Mensch, der Einwirkung und Befruchtung nicht entfremdet, ohne das Elend zu sehn, ein unerfahrener gewöhnlicher Mensch, so kann ein solcher Gleichmut eine Form nicht überwinden: darum wird dieser Gleichmut mit dem Hause verbunden geheißen. Hat man mit dem Gehöre einen Ton gehört, hat man mit dem Geruche einen Duft gerochen, hat man mit dem Geschmacke einen Saft geschmeckt, hat man mit dem Getaste eine Tastung getastet, hat man mit dem Gedenken ein Ding erkannt und bleibt gleichgültig, als Tor unbewußt, ein gewöhnlicher Mensch, der Einwirkung und Befruchtung nicht entfremdet, ohne das Elend zu sehn, ein unerfahrener, gewöhnlicher Mensch, so kann ein solcher Gleichmut ein Ding nicht überwinden: darum wird dieser Gleichmut mit dem Hause verbunden geheißen. Das sind die sechs mit dem Hause verbundenen Gleichheiten.

Was sind nun die sechs mit der Entsagung verbundenen Gleichheiten? Hat man ebenda bei den Formen Vergänglichkeit gemerkt, Veränderung, Unrat, Untergang, ›Formen von einst wie heute, alle die Formen sind vergänglich, leidig, wandelbar‹, also dies, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit betrachtet und bleibt gleichgültig, so kann ein solcher Gleichmut eine Form überwinden: darum wird dieser Gleichmut mit der Entsagung verbunden geheißen. Hat man ebenda bei den Tönen, den Düften, den Säften, den Tastungen, den Dingen Vergänglichkeit gemerkt, Veränderung, Unrat, Untergang, ›Dinge von einst wie von heute, alle die Dinge sind vergänglich, leidig, wandelbar‹, also dies, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit betrachtet und bleibt gleichgültig, so kann ein solcher Gleichmut ein Ding überwinden: darum wird dieser Gleichmut mit der Entsagung verbunden geheißen. Das sind die sechs mit der Entsagung verbundenen Gleichheiten. – ›Sechsunddreißig Fesselpfade sind zu merken‹: wurde das gesagt, so war es darum gesagt.

›Dann habt ihr auf eines gestützt ein anderes abzustoßen‹: das ist gesagt worden; und warum ist das gesagt worden? Da mögt ihr denn, Mönche, die sechs mit der Entsagung verbundenen Fröhlichkeiten als Stütze gebrauchen, als Staffel gebrauchen um die sechs mit dem Hause verbundenen Fröhlichkeiten abzustoßen, überzuschreiten: das ist die Art, wie man diese abstoßen kann, das ist die Art, wie man diese überschreiten kann. Dann mögt ihr, Mönche, die sechs mit der Entsagung verbundenen Traurigkeiten als Stütze gebrauchen, als Staffel gebrauchen um die sechs mit dem Hause verbundenen [1007] Traurigkeiten abzustoßen, überzuschreiten: das ist die Art, wie man diese abstoßen kann, das ist die Art, wie man diese überschreiten kann. Dann mögt ihr, Mönche, die sechs mit der Entsagung verbundenen Gleichheiten als Stütze gebrauchen, als Staffel gebrauchen um die sechs mit dem Hause verbundenen Gleichheiten abzustoßen, überzuschreiten: das ist die Art, wie man diese abstoßen kann, das ist die Art, wie man diese überschreiten kann. Dann mögt ihr, Mönche, die sechs mit der Entsagung verbundenen Fröhlichkeiten als Stütze gebrauchen, als Staffel gebrauchen um die sechs mit der Entsagung verbundenen Traurigkeiten abzustoßen, überzuschreiten: das ist die Art, wie man diese abstoßen kann, das ist die Art, wie man diese überschreiten kann. Dann mögt ihr, Mönche, die sechs mit der Entsagung verbundenen Gleichheiten als Stütze gebrauchen, als Staffel gebrauchen um die sechs mit der Entsagung verbundenen Fröhlichkeiten abzustoßen, überzuschreiten: das ist die Art, wie man diese abstoßen kann, das ist die Art, wie man diese überschreiten kann.

Es gibt, ihr Mönche, einen Gleichmut, der vielfach, mit Vielheit verbunden ist, es gibt einen Gleichmut, der einfach, mit Einheit verbunden ist. Was ist das nun, ihr Mönche, für ein Gleichmut, der vielfach, mit Vielheit verbunden ist? Es gibt, ihr Mönche, einen Gleichmut bei Formen, gibt ihn bei Tönen, bei Düften, bei Säften, bei Tastungen: das ist, ihr Mönche, ein Gleichmut, der vielfach, mit Vielheit verbunden ist. Was aber ist das, ihr Mönche, für ein Gleichmut, der einfach, mit Einheit verbunden ist? Es gibt, ihr Mönche, einen Gleichmut, der an die unbegrenzte Raumsphäre gebunden ist, der an die unbegrenzte Bewußtseinsphäre gebunden ist, der an die Nichtdaseinsphäre gebunden ist, der an die Grenzscheide möglicher Wahrnehmung gebunden ist: das ist, ihr Mönche, ein Gleichmut, der einfach, mit Einheit verbunden ist. Da mögt ihr denn, Mönche, den Gleichmut, der einfach, mit Einheit verbunden ist, als Stütze gebrauchen, als Staffel gebrauchen um den Gleichmut, der vielfach, mit Vielheit verbunden ist, abzustoßen, überzuschreiten: das ist die Art, wie man diesen abstoßen kann, das ist die Art, wie man diesen überschreiten kann. Unmittelbarkeit mögt ihr, Mönche, als Stütze gebrauchen, Unmittelbarkeit als Staffel gebrauchen um den Gleichmut, der einfach, mit Einheit verbunden ist, abzustoßen, überzuschreiten: das ist die Art, wie man diesen abstoßen kann, das ist die Art, wie man diesen überschreiten kann. – ›Dann habt ihr auf eines gestützt ein anderes abzustoßen‹: wurde das gesagt, so war es darum gesagt.

›Drei Pfeiler der Einsicht dann heilig behütet, in heiliger Hut als Meister, und Jünger aufzuerziehn ist man würdig‹: das ist gesagt worden; und warum ist das gesagt worden? Da legt, ihr Mönche, ein Meister den Jüngern die Lehre dar, mitleidig, wohlwollend, von Mitleid bewogen: ›Das dient euch [1008] zum Wohle, das dient euch zum Heile.‹ Und die Jünger horchen nicht auf ihn, leihen ihm kein Gehör, wenden das Herz nicht dem Verständnisse zu, und übertreten in ihrem Betragen die Satzung des Meisters. Da wird, ihr Mönche, der Vollendete nicht unzufrieden, empfindet keine Unzufriedenheit, unbetrübt verweilt er besonnen, klar bewußt. Das heißt man, ihr Mönche, ersten Pfeiler der Einsicht, dann heilig behütet, in heiliger Hut als Meister, und Jünger aufzuerziehn ist man würdig.

Weiter sodann, ihr Mönche: da legt ein Meister den Jüngern die Lehre dar, mitleidig, wohlwollend, von Mitleid bewogen: ›Das dient euch zum Wohle, das dient euch zum Heile.‹ Und manche der Jünger horchen nicht auf ihn, leihen ihm kein Gehör, wenden das Herz nicht dem Verständnisse zu, und übertreten in ihrem Betragen die Satzung des Meisters; und manche der Jünger horchen auf ihn, leihen ihm Gehör, wenden das Herz dem Verständnisse zu, und nicht übertreten sie in ihrem Betragen die Satzung des Meisters. Da wird, ihr Mönche, der Vollendete weder zufrieden, empfindet keine Zufriedenheit, noch unzufrieden, empfindet keine Unzufriedenheit: Zufriedenheit und Unzufriedenheit, beides hat er von sich gewiesen, gleichmütig verweilt er besonnen, klar bewußt. Das heißt man, ihr Mönche, zweiten Pfeiler der Einsicht, dann heilig behütet, in heiliger Hut als Meister, und Jünger aufzuerziehn ist man würdig.

Weiter sodann, ihr Mönche: da legt ein Meister den Jüngern die Lehre dar, mitleidig, wohlwollend, von Mitleid bewogen: ›Das dient euch zum Wohle, das dient euch zum Heile.‹ Und die Jünger horchen auf ihn, leihen ihm Gehör, wenden das Herz dem Verständnisse zu, und nicht übertreten sie in ihrem Betragen die Satzung des Meisters. Da wird, ihr Mönche, der Vollendete nicht zufrieden, empfindet keine Zufriedenheit, ungetrübt verweilt er besonnen, klar bewußt500. Das heißt man, ihr Mönche, dritten Pfeiler der Einsicht, dann heilig behütet, in heiliger Hut als Meister, und Jünger aufzuerziehn ist man würdig. – ›Drei Pfeiler der Einsicht, dann heilig behütet, in heiliger Hut als Meister, und Jünger aufzuerziehn ist man würdig‹: wurde das gesagt, so war es darum gesagt.

›Ein solcher heißt der Fahrkundigen vorzüglichster, Leiter der Menschenherde‹: das ist gesagt worden; und warum ist das gesagt worden? Der Elefantenlenker, ihr Mönche, läßt den Reitelefanten eben nach einer Richtung laufen, nach Osten oder nach Westen, nach Norden oder nach Süden. Der Rosselenker, ihr Mönche, läßt das Wagenroß eben nach einer Richtung laufen, nach Osten oder nach Westen, nach Norden oder nach Süden. Der Stiertreiber, ihr Mönche, läßt den Zugstier eben nach einer Richtung laufen, nach Osten oder nach Westen, nach Norden oder nach Süden. Der Vollendete, ihr Mönche, der Heilige, vollkommen Erwachte, läßt das Menschentier501 acht[1009] Richtungen durchlaufen. Formhaft ist es und sieht die Formen: das ist die erste Richtung. Innen ohne Formwahrnehmung sieht es außen Formen: das ist die zweite Richtung. Schönheit nur hat es im Sinne502: das ist die dritte Richtung. Durch völlige Überwindung der Formwahrnehmungen, Vernichtung der Gegenwahrnehmungen, Verwerfung der Vielheitwahrnehmungen gewinnt es in dem Gedanken ›Grenzenlos ist der Raum‹ das Reich des unbegrenzten Raumes: das ist die vierte Richtung. Nach völliger Überwindung der unbegrenzten Raumsphäre gewinnt es in dem Gedanken ›Grenzenlos ist das Bewußtsein‹ das Reich des unbegrenzten Bewußtseins: das ist die fünfte Richtung. Nach völliger Überwindung der unbegrenzten Bewußtseinsphäre gewinnt es in dem Gedanken ›Nichts ist da‹ das Reich des Nichtdaseins: das ist die sechste Richtung. Nach völliger Überwindung der Nichtdaseinsphäre erreicht es die Grenzscheide möglicher Wahrnehmung: das ist die siebente Richtung. Nach völliger Überwindung der Grenzscheide möglicher Wahrnehmung erreicht es die Auflösung der Wahrnehmbarkeit: das ist die achte Richtung. Der Vollendete, ihr Mönche, der Heilige, vollkommen Erwachte, läßt das Menschentier diese acht Richtungen durchlaufen. – ›Ein solcher heißt der Fahrkundigen vorzüglichster, Leiter der Menschenherde‹: wurde das gesagt, so war es darum gesagt.«


Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen503.

Quelle:
Die Reden Gotamo Buddhos. Bd. 1, Zürich/Wien 41956, S. 1003-1010.
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