Anmerkungen

[53] Allgemeines. Als die blonde Arierrasse im Lauf der Jahrhunderte unter der Sonnenglut des indischen Himmels allmählich erschlaffte und ihre Lebenskraft durch vielfache Mischungen mit unarischem Blute immer mehr verlor, da war mit dem alten Ariergeiste auch der Glaube an die lichten Götter des vedischen Olymps dahingeschwunden. Ein neuer Volkstypus, der Hindu, war das Resultat dieser tiefgreifenden Umwandlung des Volkscharakters, die notwendig auch eine gewaltige Revolution der religiösen Vorstellungen zeitigen mußte. Die neue Volksseele forderte neue – wie überall in der Religionsgeschichte – anthropomorph gestaltete Götter. So schuf denn die zaubermächtige indische Phantasie die eigentlichen Hindugottheiten, die durchweg mit ihrer vielleibigen, vielgliedrigen Mißgestaltigkeit alle wesentlichen Züge des für alles Schreckliche, Grausame, Wollüstige unheimlich empfänglichen Hindugeistes an sich tragen. Neben dem Zerstörergotte Śiva ist der wohltätige, starke Gott Viṣṇu eine der Hauptgottheiten des Hinduismus. Um die Welt zu erhalten, steigt er, wie Buddha, nach der viṣṇuitischen Avatāra-Lehre in immer neuen Inkarnationen mannigfacher Gestalt zur Erde nieder, jedesmal, wenn die notleidende Mensch heit seiner als des Erlösers bedarf. Unter diesen Avatāra's (»Herabsteigungen«, Verkörperungen) Viṣṇu's, deren zehn der große Viṣṇu-Hymnus der Einleitung des Gītagovinda feiert, ist einer von größter Tragweite für die Viṣṇu-Religion gewesen, in der Viṣṇu in der Gestalt des Kṛṣṇa, des »dunkelfarbigen« Gottes, auf Erden erscheint. Der Gott Kṛṣṇa, vielleicht auf den früh vergötterten gleichnamigen Helden des Mahābhārata-Epos zurückgehend, scheint sich mit einem Hirtengotte Govinda verschmolzen zu haben, bevor er von den Viṣṇuiten zum Avatāra ihres höchsten Gottes erhoben wurde. Als Viṣṇu-Kṛṣṇa erscheint er in der philosophischen Bhagavadgītā als Verkünder einer tiefen ethisch-religiösen Lehre, als »höchster Gott«, der für sich von den Menschen – bedeutsamerweise ganz gegen die Begriffe der anderen durchaus intellektuell gerichteten Religionssysteme Indiens – die Bhakti,[54] die »Hingabe an Gott«, die Gottes-Liebe fordert. Mit dieser Liebe versenken sich nun die Gläubigen in den Erdenwandel des Kṛṣṇa, der als Govinda, als Kuhhirte, unter Hirten und Hirtinnen aufwächst und gewaltige Heldentaten verrichtet. Er zeigt sich aber auch als »Held in der Liebe«, der im Vṛndā-Walde mit den Hirtinnen unerschöpfliche Liebeslust genießt. Diese Seite des Gottes hat für die sinnenheiße, allem Sinnlich-Erotischen zugewandte Hindu-Phantasie besondere Anziehungskraft. Durch die einschlägige Literatur kann man es deutlich verfolgen, wie Kṛṣṇa's Liebesleben das Volksbewußtsein der breiten Masse immer ausschließlicher beschäftigt: Im Harivamśa zeugt Kṛṣṇa mit 16008 Frauen Tausende von Söhnen. Im Bhāgavata-Purāṇa, wo die Schilderungen des Liebeslebens Kṛṣṇa's einen schon viel breiteren Raum einnehmen, tritt als bedeutsames Phänomen zum ersten Male Rādhā, die Hauptgeliebte Kṛṣṇa's, hervor. Im Brahmavaivarta-Purāṇa endlich überwuchert die Verherrlichung der Liebe des Gottes zu Rādhā und den Gopī's (Hirtinnen) alle anderen Darstellungen der Begebenheiten aus Kṛṣṇa's Leben. Sehr wahrscheinlich wird sich auch der Inhalt der für uns verlorenen Yātrā's, volkstümlicher Schauspiele mit gesungenen Liedern und improvisiertem Dialog, die – ähnlich wie die mittelalterlichen Mysterienspiele – Begebenheiten aus dem Leben des Gottes behandelten, in derselben Weise verschoben haben. So wird Kṛṣṇa immer mehr zum Liebling Rādhā's und der Hirtinnen, ja fast zu einem Gott der Liebe, und die Kṛṣṇa-Religion, in der das mystische Sichversenken in das Liebesleben des Gottes immer mehr zum Hauptandachtsgegenstand der gläubigen Kṛṣṇa-Verehrer wird, entwickelt sich zu einem üppig-sinnlichen Kultus, zu einer wahrhaft erotischen Religion, die immer weitere Kreise zieht und noch heute in Bengalen viele Anhänger hat.

Diesem eigenartigen sensuellen Kṛṣṇa-Kultus erstand in dem Dichter Jayadeva ein indischer Salomo, der das Liebesleben des Kṛṣṇa mit Rādhā und den Gopī's in wunderbare Verse faßte und damit den Kṛṣṇaiten ein Hohes Lied Gītagovinda schenkte, das zu den meistbewunderten Werken der indischen Literatur gehört. [55] Jayadeva 1 wurde in Kindubilva, dem heutigen Kendulī in Bengalen, geboren und lebte zu Anfang des 12. Jahrhunderts als Hofdichter am Hofe des Königs Lakṣmaṇasena. Außer den von ihm selbst im Gītagovinda überlieferten Namen seiner Eltern und seiner Gattin haben wir von seinem Leben kaum wichtige historische Zeugnisse. Aber des gefeierten Sängers bemächtigte sich bald die üppig wuchernde Legende, deren Niederschlag wir in der Bhakt-Mālā, einer in Hindī geschriebenen Heiligenlegende der Viṣṇuiten, noch besitzen. Nach diesem Lieblingsbuche der Hindu war Jayadeva ein begeisterter Verehrer Viṣṇu-Kṛṣṇa's und ein gefeierter Dichter, der asketisch lebte, aber gegen seinen Willen auf Befehl seines Gottes eine Brahmanentochter heiratete. Bei der Abfassung des Gītagovinda soll Kṛṣṇa selber in der Gestalt Jayadeva's einen Teil des Gedichtes geschrieben haben, als der Dichter nicht wußte, wie er die Schönheit der Rādhā gebührend besingen sollte und zum Baden gegangen war, um eine günstigere Gelegenheit zu erwarten. Räuber, die ihn auf der Reise überfielen, und ihm Arme und Beine abschlugen, verschlang nachher die Erde, dem Dichter aber wuchsen seine Glieder wieder. Seine Gattin, die gekränkt von einer Königin aus Kummer in den Tod gegangen war, erweckte Jayadeva durch die Rezitation seiner Verse wieder zum Leben. Selbst die heilige Gaṅgā änderte ihren Lauf und floß näher an Kindubilva vorbei, damit der alternde Dichter seinem Wunsche gemäß täglich in ihren gelben Fluten baden könne usw. – Über sein Werk und seine Kunst hat der Dichter selber im Gītagovinda uns einiges überliefert: So nennt er sich den Dichter, »dessen Herzenswohnung geschmückt ist mit den Werken der Göttin der Rede« (Vāgdevatā, I, 2); er rühmt seine Muse, »deren Versreihen reizend, zart und lieblich sind« (I, 3.) In der berühmten Strophe I, 4 sagt er: »Jayadeva fürwahr versteht die Klarheit beim Aneinanderreihen der Worte.« In den Abgesängen der einzelnen Cantica bezeichnet er sein Gedicht als udāra »ausgezeichnet«,[56] als śubhada, sukhada »Glück und Segen bringend«, als bhāvasāra »Quintessenz der Welt« (I, 15.) Weiter sagt er davon, es »bringe Freude« (kurute mudam), es sei ein »glänzender Sang« (ujjvalagīti.) Endlich nennt er sich selber mit dem naiven Selbstbewußtsein des orientalischen Dichters den kavirājarāja »der Dichterkönige König« (XI, 21.) – Wie hoch der große Dichter von seinen Landsleuten geschätzt wurde, beweist einmal die Fülle großartiger Gītagovinda-Nachahmungen der in einer ungemein wohllautenden Sprache geschriebenen Hindī-Literatur der Folgezeit, die im 17. Jahrhundert mit dem vielgefeierten Dichter Sūr-Dās ihren Höhepunkt erreichte. Dann zeugt für die Berühmtheit Jayadeva's das noch heute alljährlich ihm zu Ehren von den Kṛṣṇaiten in Kindubilva gefeierte Rāsā-Fest, an dem die ganze Nacht hindurch der Gītagovinda mimisch-dramatisch mit Musik und Gesang aufgeführt wird. – Und »auch die europäische Kritik ist sich darin einig, daß kein indischer Dichter Jayadeva an Glut der Empfindung, Beherrschung des Metrums und Wohlklang der Sprache übertroffen« hat.

Nach der indischen Poetik ist der Gītagovinda ein Kāvya, ein lyrisches Gedicht mit leisem dramatischen Einschlag, und steht, wie der geistreiche Kenner des indischen Theaters, S. Lévi, treffend sagt 2, »encore à mi-chemin entre l'hymne et la drame«, in der Mitte zwischen Lied und Drama, für dessen Geschichte er von Bedeutung ist. Ein ausgesprochener Dialog ist noch nicht ausgebildet. Das Ganze zerfällt in 12 Abschnitte oder sarga, deren Strophen seit dem Schöpfer der ersten kritischen Ausgabe, Christian Lassen, etwas willkürlich einfach durchgezählt werden. Die indischen Ausgaben haben noch eine andere, sicher ältere und originalere Einteilung in 24 je eine Arie enthaltende Prabandha oder Cantica, die auf dem musikalischen Vortrag beruht. Denn der Gītagovinda ist wohl schon von Jayadeva komponiert worden, wie die am Anfange eines jeden Prabandha sich findenden musikalischen Noten, die Takt (tāla) und Melodie (rāga) des Liedes angeben, beweisen. Die ursprüngliche Musik des[57] Gedichtes ist verloren; ob sie sich aus moderneren Hindukompositionen des Gītagovinda wird rekonstruieren lassen, ist fraglich. Wahrscheinlich ist sie für uns verloren wie die Melodien der Chorlieder der griechischen Tragödie. Die nicht gesungenen Strophen sind im Original als śloka bezeichnet und werden rezitiert.

»Die Handlung ist die einfachste. Kṛṣṇa, der menschgewordene Gott, mit den Scharen der Hirtinnen an Tanz und Liebeslust sich ergötzend, ist Rādhā, seiner Geliebten, entfremdet. Leiden und Klagen der Rādhā, wiedererwachende Sehnsucht des Gottes, Suchen, Warten, Grollen, trunkenes Glück der Vereinigung. Den drei Personen, welche auftreten – den Liebenden und einer Gefährtin Rādhā's – werden abwechselnd Arien in den Mund gelegt; vor einer jeden erklären einleitende Verse die Situation; nachfolgende Gebetssprüche preisen Kṛṣṇa. Das ist der Rahmen, den Jayadeva mit seinen Versgirlanden umwoben hat.« 3

In seiner sprachlichen Klangfülle und Schönheit, seiner höchst kunstvollen Metrik, seiner Musik der Reime und Alliterationen ist Jayadeva's Werk eines der größten Wunderwerke der Sanskritliteratur, das einzig dasteht in seiner Art. »Gesang für Gesang in immer wechselnden Rhythmen fließt die quellende Fülle duftgesättigter Worte, bald kurz, rasch, hüpfend, bald in langen, kunstvoll verschlungenen Zusammensetzungen sich wiegend und wogend. Weiche Klänge, Häufungen sanft gleitender Laute, zierliche Alliterationen, Reimgebilde, sonst von den Indern selten und sehr sparsam verwandt, hier im Übermaß verschwendet, umschmeicheln das Ohr und überströmen es mit Wohllaut. Refrains, zu denen ein Vers nach dem andern zurücklenkt, sammeln Stimmung der Lieder in sich, bald klagend, bald lockend, bald in Bildern voll heißer Glut schwelgend, bald den Gott in bacchantischem Aufschrei rufend.« 4 – Der weiche Wohllaut des Ganzen[58] trotz der mit vielen harten Lauten durchsetzten Sanskritsprache, prākritische Name und vor allem die reiche Verwendung des Reimes machen es wahrscheinlich, daß das bengalische Lied als geniale Sanskrit-Nachschöpfung auf ein ursprünglich in einem der überaus wohlklingenden Volksdialekte (Apabhramśa) abgefaßtes Original zurückgeht. Daß Jayadeva in diesen Dialekten gedichtet hat, wissen wir aus einem von ihm überlieferten Gedichte.

Fromme Kreise der Viṣṇu-Kṛṣṇa-Verehrung haben dieses glühende Lied der Liebe mystisch gedeutet und tiefsinnig in dem Liebesspiel des gottmenschlichen Kṛṣṇa mit den Gopī's und der Rādhā die Beziehungen der gotterfüllten Menschenseele zur höchsten Gottheit gefunden: die menschliche Seele in ihrem Kampfe um die mystische Vereinigung mit der Gottheit, ihr Sich-Verlieren in der Finsternis der Sinnenwelt, ihr Erwachen, ihr Suchen, ihr siegreiches Durchdringen zu den himmlischen Reichen des Lichts. Wenn nicht alles trügt, scheint es in der Tat so, als hätte der Dichter eine verborgene mystisch-religiöse Welt fast unmerklich in seine Verse verwebt. Das Original, mit einem großen feierlichen Hymnus an Viṣṇu-Kṛṣṇa beginnend, ist bei seinem wollustatmenden Inhalt in einer für unser Empfinden befremdenden Weise mit religiösen Elementen durchsetzt. Freilich sind die eigentlich mystischen Lichter sehr sparsam mit einzelnen Worten aufgesetzt, und sie leuchten leise auf wie Irrlichter im nächtlichen Moore, aufblitzend und erlöschend, geheimnisvoll, rätselhaft. Wer will hier den Schleier der Symbole lüften und behaupten oder bestreiten? Wo letzteres geschah, blieb es bei Behauptung. Ob die von dem Engländer Edwin Arnold in mystischem Sinne »not without occasional difficulty« verfaßte Übersetzung des »Indian Song of Songs« 5, die mit dem Original allerdings sehr frei schaltet und auch vor der englischen Prüderie die gründlichsten Verbeugungen macht, wirklich ein so ganz falsches Bild des Gedichtes gibt, wie man gemeint hat? Und ob man nicht von der entgegengesetzten einseitigen Auswahl Rückerts[59] Ähnliches sagen könnte? Oldenberg hebt mit Recht hervor, »der Art indischer Dichtung würde wohl ein solches Doppelgesicht poetischer Gedankengebilde entsprechen, ein solches Spiel, das nach launenhafter Lust Sinnlichstes und Übersinnlichstes aus unergründlichen Fernen einen Augenblick ineinander scheinen läßt«. Und hat nicht die Mystik aller Zeiten und Religionen bei der poetischen Schilderung innigster Verzückungen, die nur stärkste Farben und kühnste Bilder wiedergeben konnten, immer wieder zum erotischen Symbol gegriffen? Es fehlt in der Weltliteratur nicht an Parallelen: Man denke nur daran, wie sich der Sūfismus des Islām mit der Paradiesesschilderung des Korans, mit den frivolen Liedchen und Sprüchen eines Hāfis, eines Omar Khayyam auseinandersetzte; an die mystische Auslegung des alttestamentlichen Hohen Liedes Salomonis.

Mit dem letzteren lag ein Vergleich des Gītagovinda in mehr als einer Hinsicht nahe, und schon Th. Benfey hat diesen Vergleich gezogen. 6 Er sagt darüber: »In Bezug auf die Auffassung der Welt- und Gottesverbindung als eine mystische Ehe hat dieses Gedicht eine bedeutende Ähnlichkeit mit dem Hohenlied Salomo's. Indem es aber diese Verbindung der tieferen theosophischen Spekulation der Inder gemäß weiter faßt, verliert es an concentrirter poetischer Potenz, durch welche es vom jüdischen Liede trotz seiner beschränkteren Auffassung weit überragt wird. Das indische Gedicht hat dagegen eine tief durchgebildete poetische Form zu Gebot, durch welche das geistige Element äußerlich klarer zur Anschauung kommt.« –

In Friedrich Rückert fand der bengalische Dichter einen kongenialen Interpreten, der uns aus seiner sprachgewaltigen Feder eine Übersetzung bescherte, wie sie keine andere Sprache in gleicher Vollkommenheit besitzt. Sie kommt dem Original bei aller vielfach geradezu verblüffenden Wörtlichkeit der Version so nahe, wie überhaupt möglich, und ist eines der unbestritten größten Meisterwerke der Übersetzungskunst, wenn auch in Deutschland, das dem Dichter dafür dankbarer sein sollte, in[60] weiteren Kreisen so unbekannt wie die ähnlich vollendete Übertragung der altarabischen Hamāsa. Leider hat Rückert den Gītagovinda nicht ganz übersetzt. Er hat mit den Strophen, in denen der Dichter seinen Namen einfügte, alle religiösen Strophen weggelassen, weil »dergleichen für uns mitten in einem so üppig sinnlichen Gemälde etwas Unheimliches habe«. Außerdem hat Rückert neben manchem »Unschuldi geren« noch zwei Strophen »als unserm sittlichen Gefühl allzu anstößig« gestrichen, und er glaubt damit »dem Gedicht an sich, besonders ... bei den Lesern, für die es bestimmt ist, eher einen Dienst als einen Schaden getan zu haben«. Trotzdem darf man nicht vor der Einseitigkeit dieser Auswahl nicht die Augen verschließen, da das religiöse Element des Originals dabei zu kurz kommt. Der Leser der Rückertschen Übersetzung wird noch viel mehr als der Kenner des von schwülen Gluten einer nicht immer die Tiefen der Wahrheit erreichenden Erotik vorzugsweise beherrschten Originals nur das Liebeslied vorfinden und von den Möglichkeiten religiös-mystischen Gehalts darin kaum mehr etwas merken. – Von seiner grandiosen Nachbildung der fast übersteigerten metrischen Kunstformen und sprachlichen Klangwirkungen verspricht sich Rückert mit vollem Rechte »eine neue Bereicherung unseres deutschen Formenvorrates«. Soviel zur Übersetzung, mit deren Einfügung in eine von weitesten Kreisen vielgelesene Sammlung der Herausgeber eine alte Schuld abzutragen glaubt, da dieses herrliche Übersetzerkunstwerk deutscher Sprache fast unbegreiflicherweise über nunmehr 82 Jahre im Staube der Bibliotheken verschollen gelegen hat. – – – –

Literatur. Hervorgehoben sei: H. Oldenberg, Literatur des alten Indien (Stuttgart 1903), S. 283-286. – L.v. Schroeder, Indiens Literatur und Cultur (Leipzig 1887), S. 581-590 (mit Proben aus Rückerts Übersetzung.) – R. Pischel, Hofdichter des Lakṣmaṇasena (s. oben) S. 17 ff. (orientiert sehr eingehend über Jayadeva und sein Werk) und dessen Abriß der indischen Literatur in Kultur der Gegenwart, Teil I, Abt. 7 (Leipzig 1906), S. 209. – Macdonell, History of Sanskrit Literature (London 1900), S. 344-345. – Sylvain Lévi, Le théâtre indien (Paris[61] 1890), S. 235-237. – Über die mystische Deutung des Gītagovinda handelt am eingehendsten Christian Lassen, Gita Govinda, drama lyricum (Bonnae 1836), Prolegomena S. XI ff. – Vgl. dazu die oben zitierte englische Übersetzung von Edwin Arnold. – Deutsche Übersetzungen: von F.H.v. Dalberg (Erfurt 1802); von F. Majer (Weimar 1802); von A.W. Riemschneider 1818. (Diese prosaischen und metrischen Übersetzungen sind deutsche Versionen der ersten englischen Übersetzung von W. Jones.) – Eine freie metrische Übersetzung unter dem Titel »Frühlingsliebe« (»leicht übersetzt aus dem indischen Gitagovinda des Dschajadeva«) von Reinhard Wogen (Halle 1906.) – Vollständige lateinische Prosaübersetzung von Christian Lassen in seiner oben zitierten Ausgabe des Gītagovinda. – Die erste wissenschaftliche Prosaübersetzung des gan zen Gītagovinda in deutscher Sprache mit sehr wertvollen Anmerkungen von Richard Schmidt befindet sich im Druck und wird demnächst erscheinen (bei Georg Müller, München.) Diese Übersetzung – mit der Rückertschen zusammengenommen – wird es endlich dem interessierten, nicht des Sanskrit kundigen Leser ermöglichen unschwer eine möglichst getreue Vorstellung vom Wesen des Originals zu gewinnen, weshalb schon jetzt darauf hingewiesen sei. – Die Rückertsche Übersetzung ist auch neuerdings abgedruckt in dem schwer zugänglichen Privatdrucke »Rückert-Nachlese« von Leopold Hirschberg (Weimar 1911), Nr. 457 (Bd. I, S. 346 ff.; natürlich ohne die »Sprachlichen Anmerkungen«.)

Vgl. den Nachtrag S. 77!

Quelle:
Gītagovinda: Das indische Hohelied des bengalischen Dichters Jayadeva. Leipzig [1920], S. 53-62.
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