1. Kapitel
Die Anfänge / Yu Schï

[157] Himmel und Erde haben einen Anfang. Der Himmel ist unsichtbar und zeugt, die Erde ist sichtbar und gestaltet. Die Vereinigung und Harmonie von Himmel und Erde ist der große Weg zu allem Entstehen. Das kann man an Kälte und Hitze, Sonne und Mond, Tag und Nacht sehen, an den verschiedenen Gestalten, verschiedenen Fähigkeiten, verschiedenen Anpassungen erklären.

Wenn die Einzelwesen sich vereinigen, so zeugen sie; trennen sie sich wieder, so erfolgt die Geburt. Wer die Vereinigung erkennt, kennt das Gesetz der Zeugung; wer die Trennung versteht, kennt das Gesetz der Geburt; dann befinden sich Himmel und Erde im Gleichgewicht. In diesem Gleichgewichtszustand entspricht alles seiner eigentlichen Natur und zeigt seine eigentliche Gestalt.

Der Himmel hat neun Felder, die Erde hat neun Bezirke, das Land hat neun Berge, die Gebirge haben neun Pässe, in den Seen gibt es neun Inseln. Vom Wind gibt es acht Arten. Vom Wasser gibt es sechs Ströme.

Was sind die neun Felder des Himmels?

1. In der Mitte liegt der Mittelhimmel. Seine Sternbilder sind Güo, Kang und Di.

2. Im Osten liegt der blaue Himmel1. Seine Sternbilder sind Fang, Sin, We (Schwanz).

3. Im Nordosten liegt der wechselnde Himmel2. Seine Sternbilder sind Gi, Dou und Kiän Niu.[157]

4. Im Norden liegt der finstere Himmel3. Seine Sternbilder sind Wu, Nü, Hü, We (Abgrund), Ying Schï.

5. Im Nordwesten ist der dunkle Himmel4. Seine Sternbilder sind Dung, Bi, Kui, Lou.

6. Im Westen ist der weiße Himmel5. Seine Sternbilder sind We (Magen), Mau, Bi.

7. Im Südwesten ist der Scharlachhimmel6. Seine Sternbilder sind Dsï Hi, Schen, Dung Dsing.

8. Im Süden ist der Flammenhimmel7. Seine Sternbilder sind Yü Gui, Liu, Tsi Sing.

9. Im Südosten ist der glänzend strahlende Himmel8. Seine Sternbilder sind Dschang, I, Tschen9.

Welches sind die neun Bezirke?

1. Zwischen dem Ho und dem Han liegt Yü Dschou, das Land Dschou.

2. Zwischen den beiden Ho10 liegt Gi Dschou, das Land Dsin.

3. Zwischen dem Ho und dem Dsi11 liegt Yän Dschou, das Land We.

4. Der Osten heißt Tsing Dschou, das Land Tsi.

5. Am Sï-Fluß liegt Sü Dschou, das Land Lu.

6. Der Südosten heißt Yang Dschou, das Land Yüo.

7. Der Süden heißt Ging Dschou, das Land Tschu.

8. Der Westen heißt Yung Dschou, das Land Tsin.

9. Der Norden heißt Yu Dschou, das Land Yän12.

Welches sind die neun Berge? Es sind:

1. der Guai Gi, 2. der Tai Schan, 3. der Wang Wu, 4. der Schou Schan, 5. der Tai Hua (Hua Schan), 6. der Ki Schan, 7. der Tai Hang, 8. der Yang Tschang, 9. der Mong Men13.

Welches sind die neun Pässe? Es sind:

1. Da Fen, 2. Ming O, 3. Ging Yüan, 4. Fang Tschong, 5. Hiau, 6. Dsing King, 7. Ling Tsï, 8. Gou Dschu, 9. Gü Yung14.

Welches sind die neun Sümpfe? Es sind:

1. In Wu die Ebene Gü Kü.

2. In Tschu die Ebene Yün Mong.[158]

3. In Tsin die Ebene Yang Hua.

4. In Dsin die Ebene Da Lu.

5. In Liang die Ebene Pu Tiän.

6. In Sung die Ebene Mong Dschou.

7. In Tsi die Ebene Hai Yü.

8. In Dschau die Ebene Gü Lu.

9. In Yän die Ebene Da Dschau15.

Welches sind die acht Winde?

Von Nordosten kommt der Flammenwind.

Von Osten kommt der brausende Wind.

Von Südosten kommt der heitere Wind.

Von Süden kommt der große Sturm.

Von Südwesten kommt der kühle Wind.

Von Westen kommt der dauernde Wind.

Von Nordwesten kommt der scharfe Wind.

Von Norden kommt der kalte Wind16.

Welches sind die sechs Flüsse? Es sind:

1. Das Wasser des Ho (Huang Ho).

2. Das rote Wasser (Tschï Schui).

3. Das ferne Wasser (Liau Schui).

4. Das schwarze Wasser (He Schui).

5. Das Wasser des Giang (Yangtse).

6. Das Wasser des Huai17.

Das gesamte Gebiet innerhalb der vier Meere von Ost nach West ist 28000 Li lang, von Nord nach Süd 26000 Li18. Die Wasserläufe sind 8000 Li lang, die Gebiete, die Wasser aufnehmen, sind ebenfalls 8000 Li lang. Durchgehende Täler gibt es sechs, berühmte Flüsse sechshundert. Bewässerungsläufe 3000, kleine Kanäle über 10000.

Alles Gebiet innerhalb der vier Weltpole ist von Ost nach West 597000 Li und von Nord nach Süd ebenfalls 597000 Li lang.

Die Sterne und der Himmel bewegen sich, aber der Himmelspol ändert seinen Ort nicht. Zur Zeit der Wintersonnenwende geht die Sonne den entfernteren Weg über alle vier Himmelspole, der da heißt dunkles Licht. Zur Zeit der Sommersonnenwende geht[159] die Sonne den näheren Weg und geht höher oben; unterhalb des Angelpunktes ist dann Lichtwechsel von Tag und Nacht19. Im Süden der weißen Rasse, unter den Hartholzbäumen, wirft die Sonne am Mittag keinen Schatten – und der Laut gibt kein Echo –, das ist wohl die Mitte des Himmels20.

Himmel, Erde und alle Dinge sind gleichsam der Leib eines Menschen. Das heißt die Große Gemeinsamkeit Die Vielheit dagegen sind die Ohren, Augen, Nasen, Münder, die Vielheit sind die fünf Getreidearten, Hitze und Kälte. Diese heißen die mannigfaltigen Verschiedenheiten. Auf diese Weise sind alle Dinge vollkommen. Der Himmel erfüllt alle Dinge. Der Weise betrachtet sie, um ihre Arten zu erkennen. Die Erklärung findet er in dem Umstand, daß Himmel und Erde die Formen bereitet, daß Donner und Blitz erzeugend wirken. Die positive und negative Kraft sind die materielle Unterlage für das seelische Leben aller Wesen, worin Menschen und Tiere ihre Sicherheit haben21.

Quelle:
Chunqiu: Frühling und Herbst des Lü Bu We. Düsseldorf/Köln 1971, S. 157-160.
Lizenz:

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