42. Die Wandlungen des Sinns[46] 1

Der SINN erzeugt die Einheit.

Die Einheit erzeugt die Zweiheit.

Die Zweiheit erzeugt die Dreiheit.

Die Dreiheit erzeugt alle Geschöpfe.

Alle Geschöpfe haben im Rücken das Dunkle

und umfassen das Lichte,

und der unendliche Lebensatem gibt ihnen Einklang.


Was die Menschen hassen, ist Verlassenheit, Einsamkeit, Wenigkeit.

Und doch wählen Fürsten und Könige sie zu ihrer Selbstbezeichnung.

Denn die Wesen werden entweder durch Verringerung vermehrt,

oder durch Vermehrung verringert.

Was andre lehren, lehre ich auch:

»Die Starken sterben nicht eines natürlichen Todes«.

Das will ich zum Ausgangspunkt meiner Lehre machen.


Erklärung

1 Der Abschnitt enthält zwei getrennte Teile, von denen der erste kosmogonisch ist. Die Einheit ist »Wu Gi«, die Zweiheit »Tai Gi« mit ihrer Teilung in Yang und Yin. Vgl. Anm. zu No. 1.

Das dritte, der »unendliche Lebensatem«, d.h. der Geist, ist sozusagen das Medium der Vereinigung der beiden Dualkräfte.

Die zweite Hälfte z.T. Wiederholung aus No. 39.

Die Schlußzeile wird auch folgendermaßen übersetzt: »Ich will der Vater (= Begründer) dieser Lehre heißen«. Doch ist unsere Übersetzung in den Kommentaren besser bezeugt.

Quelle:
Laotse: Tao Te King – Das Buch des Alten vom Sinn und Leben. Düsseldorf/Köln 1952, S. 46-47.