Kapitel XXIV.

Von den Kollektivvorstellungen der Substanzen

[215] § 1. Philalethes. Nach den einfachen Substanzen wollen wir zu den zusammengesetzten kommen. Ist die Vorstellung desjenigen Menschenhaufens, welcher ein Heer bildet, nicht ebensogut eine einzige Vorstellung, wie die eines Menschen es ist?

Theophilus. Man hat recht zu sagen, daß dieses Aggregat (ens per aggregationem, um sich schulgemäß auszudrücken) eine einzige Vorstellung ausmacht, obgleich, eigentlich zu reden, dieser Haufe Substanzen nicht wirklich eine Substanz bildet. Es ist das vielmehr ein Resultat, dem die Seele durch ihre Wahrnehmung und ihr Denken den letzten Vollzug der Einheit verleiht. Man kann gleichwohl in gewisser Weise sagen, daß es etwas Substantielles sei, insofern es nämlich Substanzen in sich begreift.[215]

Quelle:
Gottfried Wilhelm Leibniz: Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand. Leipzig 21904, S. 215-216.
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