[165] 11. Belehrung durch Andeutung

Der weiße Prinz (Be Gung) fragte den Meister Kung und sprach: »Kann man mit den Menschen in geheimen Anspielungen reden?«

Meister Kung antwortete nicht.

Der weiße Prinz fragte darauf: »Wie ist's, wenn man einen Stein ins Wasser wirft?«

Meister Kung sprach: »In Wu gibt's gute Taucher, die ihn holen können.« Jener sprach: »Wie steht's aber, wenn man Wasser ins Wasser gießt?«

Meister Kung sprach: »Der Koch J Ya konnte das Wasser der Flüsse Dschï und Yung, wenn es zusammengegossen war, noch am Geschmack unterscheiden.«

Der weiße Prinz sprach: »Dann kann man also nicht mit anderen Menschen durch geheime Anspielungen sich verständigen?«

Meister Kung sprach: »Wieso nicht? Es braucht nur einen, der den Sinn der Worte versteht. Mit einem, der den Sinn der Worte versteht, braucht man nicht in Worten zu reden. Wer Fische fangen will, der wird naß; wer Tiere verfolgt, muß laufen. Das tun diese Leute nicht zu ihrem Vergnügen. Darum ist das höchste des Redens: nicht zu reden, das höchste des Handelns: nicht zu handeln; denn Leute mit unzureichender Erkenntnis bekämpfen immer nur die Äußerungen.«

Der weiße Prinz verstand (die Meinung) nicht. Darum (empörte er sich und) kam schließlich in einem Badehause (in das er sich geflüchtet) um.

Quelle:
Liä Dsi: Das wahre Buch vom quellenden Urgrund. Stuttgart 1980, S. 165.
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