Sechstes Kapitel.

[112] 2. Wie ein Arzt, der alle Drogen der Erde kennt, erst, wenn die Krankheit ausgebrochen ist, dem Kranken seine Medikamente gibt, so gab auch der Buddha, obwohl er alles wusste und alles sah, immer nur dann eine Vorschrift, wenn der richtige Zeitpunkt dafür da war.

3. Wie eine Lotusblume, die aus Schlamm und Wasser emporwächst, weder dem Schlamm noch dem Wasser gleicht, so hatte auch der Buddha alle zweiunddreissig grösseren und achtzig kleineren Kennzeichen eines grossen Mannes, goldene Hautfarbe und einen Heiligenschein, obwohl seine Eltern von alle dem nichts hatten.

4. Wie der Gott Brahman buddhi (Vernunft) hat und doch kein Buddhist ist, so war auch der Buddha zwar ein brahma-cārin (Religionsbeflissener, ursprünglich »Veda-Schüler«), aber kein Anhänger Brahmans.

5. Der Buddha hat die höhere Weihe (upasampadā) nicht empfangen; dieselbe lag für ihn in dem »grossen Erwachen« unter dem Bodhi-Baum.[113]

8. Die Einsicht (pañña) hat so wenig einen bestimmten Wohnsitz wie der Wind.

10. Die Erinnerung an vergangene Dinge geschieht nicht durch das Gedächtnis (sati), sondern durch das Denken (citta), weil, wenn man etwas vergessen hat, einem das Gedächtnis, nicht aber das Denken fehlt.

11. Es gibt ein natürliches sowohl wie ein künstliches Gedächtnis.

Quelle:
Die Fragen des Königs Menandros. Berlin [1905], S. 112-114.
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