10. Vergeblicher Versuch, Mong durch Reichtum in Tsi zu halten

[84] Mong Dsï hatte sein Amt in Tsi aufgegeben und sich zurückgezogen.12

Da suchte der König den Mong Dsï auf und sprach: »Einst wünschte ich Euch zu sehen, aber es war nicht möglich. Als es mir dann zuteil wurde, an Eurer Seite zu stehen, war ich mit meinem ganzen Hofe hocherfreut. Nun wollt Ihr mich wieder verlassen und Euch zurückziehen. Darf ich wohl hoffen auf ein künftiges Wiedersehen?«

Mong Dsï erwiderte: »So sehr ich es wünschte, ich wage nicht darum zu bitten.«

Tags darauf sagte der König zu Schï Dsï13: »Ich habe im Sinn, dem Mong Dsï inmitten der Landeshauptstadt ein Haus zu geben und seinen Jüngern zum Unterhalt jährlich 10000 Maß Getreide, damit alle Adeligen und Bürger ein Vorbild haben, zu dem sie emporsehen können. Wollt Ihr nicht ihm in meinem Namen davon sagen?«

So veranlaßte Schï Dsï den Tschen Dsï14, es dem Mong Dsï anzusagen. Tschen Dsï sagte die Worte des Schï Dsï dem Mong Dsï an.

Mong Dsï sprach: »Ja, dieser Schï Dsï kann natürlich nicht wissen, daß es nicht geht. Angenommen, ich begehrte wirklich Reichtum; auf 100000 Maß15 verzichten und 10000 annehmen: heißt das Reichtum begehren? Wenn man selbst nicht mehr gebraucht wird bei der Regierung, so soll man es unterlassen, noch seine Schüler in Amt und Würden zu bringen. Reichtum und Ehre zu begehren, ist ja allgemein menschlich, aber geht es denn, daß man sich inmitten von Reichtum und Ehre einen besonderen Hügel macht?

In alter Zeit tauschten die Leute, die auf den Markt gingen, gegen die Dinge, die sie hatten, andere ein, die sie nicht hatten. Es[84] waren Aufseher da, die sie in Ordnung hielten. Nun war einmal ein minderwertiger Geselle, der stets sich einen besonderen Hügel aussuchte. Er stieg hinauf und blickte rechts und links, um den ganzen Gewinn des Marktes einzuheimsen. Jedermann hielt das für gemein, und so machten sie sich denn daran, ihn zu besteuern. Die Besteuerung der Kaufleute hat bei diesem minderwertigen Gesellen ihren Anfang genommen.«

Quelle:
Mong Dsï: Die Lehrgespräche des Meisters Meng K'o. Köln 1982, S. 84-85.
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