9. Vom Wandern

[185] Mong Dsï sagte zu Sung Gou-Tsiän: »Ihr liebt zu wandern? Ich will Euch sagen, wie man wandern muß: Wenn uns die Leute kennen, dann fröhlich seine Straße ziehen; wenn uns die Leute nicht kennen, dann ebenso fröhlich seine Straße ziehen.«

Jener sprach: »Wie kann man diese Fröhlichkeit erlangen?«

Mong Dsï sprach: »Tugend schätzen und sich der Gerechtigkeit freuen: so kann man diese Fröhlichkeit erlangen. Darum wenn[185] der Gebildete Mißerfolg hat, so verliert er seine Gerechtigkeit nicht; hat er Erfolg, so weicht er nicht von seinem Weg. Wenn er im Mißerfolg nicht die Gerechtigkeit verliert, so bleibt er sich selber treu. Wenn er im Erfolg nicht von seinem Weg weicht, so enttäuscht er nicht die andern. Im Altertum machten es die Männer so, daß wenn sie ihr Ziel erreichten, sie dem ganzen Volke Segen spendeten; wenn sie ihr Ziel nicht erreichten, so veredelten sie ihr Leben, daß es auf Erden strahlte. Im Mißerfolg erhöhten sie nur ihr eigenes Leben; hatten sie Erfolg, so erhöhten sie gleichzeitig die ganze Welt.«3

Quelle:
Mong Dsï: Die Lehrgespräche des Meisters Meng K'o. Köln 1982, S. 185-186.
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