Einundzwanzigster Abschnitt.
Werden und Vergehen.

[133] Frage: Alle weltlichen Dinge sind offenbar (mit) Zerfallen und Vergehen vereigenschaftet. Deshalb ist Vergehen (vibhava).

Antwort:

Ohne Werden und verbunden mit Werden: hierin ist nicht Vergehen. Ohne Vergehen und verbunden mit Vergehen: hierin auch ist nicht Werden. (XXI. 1.)

Wenn Werden ist, oder wenn nicht Werden ist, in beiden ist nicht Vergehen. Wenn Vergehen ist, oder wenn Vergehen nicht ist, in beiden ist nicht Werden. Weshalb?

Wenn ohne Werden, wie ist Vergehen? Wie: »Ohne Geburt ist Tod«, ist diese Sache eben nicht richtig. (XXI. 2.)

(Wenn) Werden (und) Vergehen zusammen sind, wie ist Werden (und) Vergehen? Wie in der Welt Geburt (und) Tod zu einer Zeit1 eben nicht zutreffen. (XXI. 3.)

Wenn ohne Vergehen, wie wird Werden sein? Nicht-Ewigkeit, [noch] nicht vorhanden seiend, befindet sich nicht in den dharmas (zu irgendeiner) Zeit (XXI. 4.)

Wenn ohne Werden, ist Vergehen nicht erreichbar. Weshalb? Wenn ohne Werden Vergehendes ist, dann ist nicht durch das Werden das Vergehen. Vergehen ist dann grundlos und ohne Werden, doch kann (es) vergehen. Werden heißt der Bedingungen (pratyaya) Zusammensein, Vergehen heißt der Bedingungen Auseinandersein. Wenn ohne Werden Vergehendes ist, dann ist nicht Werden. Wer wird vergehen? Wie, (wenn) Krug nicht ist, es nicht möglich ist, zu sagen: »Der Krug vergeht.« Deshalb ist ohne Werden kein Vergehen. Wenn (man) sagt: »Zusammen mit Werden ist Vergehen«2, so ist das auch[134] nicht richtig. Weshalb? Ein dharma wird vorher getrennt erreicht, aber später ist er vereinigt. Ein vereinigter dharma ist nicht ohne Verschieden(heit). Wenn Vergehen ohne Verschieden(heit) ist, dann ist Vergehen ohne Grund. Deshalb ist Vergehen auch nicht zusammen mit Werden. Wenn ohne Vergehen (und) zusammen mit Vergehen Werdendes nicht ist, wenn ohne Vergehen Werden ist, dann heißt Werden »ewig«. »Ewig«, das (ist) nicht-mit-Vergehen-vereigenschaftet, aber tatsächlich sieht man nicht, es ist ein dharma, ewig, nicht mit Vergehen vereigenschaftet. Deshalb ist ohne Vergehen nicht Werden. Wenn man sagt: »Zusammen mit Vergehen ist Werden«, so ist das auch nicht richtig. Wie sind Werden (und) Vergehen (als) Gegensätze zu einer Zeit? Wie nicht zu einer Zeit erreicht wird, daß ein Mann Haare hat (und) nicht Haare hat. Werden (und) Vergehen sind auch so. Deshalb: »Zusammen mit Vergehen ist Werden«: diese Sache ist nicht richtig. Weshalb? Wenn man sagt: »Wer dharma unterscheidet, lehrt: ›Im Werden ist ewig Vergehen‹«, ist diese Sache nicht richtig. Weshalb? Wenn im Werden ewig Vergehen ist, dann würde nicht Verharren sein, aber tatsächlich ist Verharren. Deshalb, wenn ohne Vergehen (oder) zusammen mit Vergehen, (dann) würde Werden nicht sein. Ferner:

Werden (und) Vergehen werden nicht zusammen erreicht, getrennt auch werden sie nicht erreicht, diese zwei sind nicht zusammen möglich: wie wird Werden sein? (XXI. 6.)3

Wenn Werden (und) Vergehen zusammen auch nicht erreicht werden, so werden sie getrennt auch nicht erreicht. Wenn zusammen erreicht, wie sind dann zwei entgegengesetzte dharmas zu einer Zeit? Wenn getrennt, dann ohne Grund (ahetuka). Die zwei Wege (eig. »Eingänge«) werden zusammen nicht erreicht: wie wird (daher) Werden sein? Wenn es ist, würde er (es) lehren.

Frage: Offenbar sind völlig-vergangen-vereigenschaftete dharmas. Diese völlig-vergangen-vereigenschafteten dharmas werden auch gelehrt als geschwunden (kṣīṇa), (oder) auch sie werden gelehrt als nicht-geschwunden (akṣīṇa). So sind4 dann Werden (und) Vergehen.[135]

Antwort:

Geschwunden: dann ist nicht Werden; nicht-geschwunden: (dann) auch ist nicht Werden. Geschwunden: dann ist nicht Vergehen; nicht-geschwunden: dann auch ist nicht Vergehen. (XXI. 7.)

Die Objekte (dharma) sind tags (und) nachts jeden Augenblick stets vergänglich, schwindend, vergangen, wie das Fließen des Wassers nicht verharrt. Das eben heißt »geschwunden«: diese Sache ist nicht anzunehmen, nicht zu lehren. Wie eine Luftspiegelung nicht absolut wahr, nicht erreichbar ist.5 So ist [Vergehendes]6 (und) Schwindendes nicht absolut-wahr an sich selbst erreichbar. Wie kann man unterscheiden (und) lehren: »Es ist Werden«? Deshalb sagt man: Schwinden(des) auch ist nicht (mit) Werden. Weil Werden nicht ist, würde auch nicht Vergehen sein. Deshalb lehrt er: Schwinden(des) auch ist nicht mit Vergehen. Und weil fortgesetzt (eig. »in jedem Augenblick«) des Entstehens (und) Vergehens ewiger Zusammenhang nicht abgeschnitten wird, heißt es »schwundlos«. So verharren die dharmas absolut wahr ewig (und) werden nicht abgeschnitten. Wie kann man unterscheiden und lehren: »Jetzt ist die Zeit des Werdens«? Deshalb lehrt er: »Nicht ist Schwinden, auch ist nicht Werden.« Weil Werden nicht ist, ist nicht Vergehen. Deshalb lehrt er: »Nicht geschwunden, auch nicht vergangen.« Weil so, eifrig gesucht, (die) tatsächliche Bedeutung (eig. »Sache«) nicht erreichbar ist, ist nicht Werden, ist nicht Vergehen.

Frage: Jetzt lasse Werden (und) Vergehen beiseite, nur lasse Sein (bhāva, eig. dharma) sein: welcher Fehler ist (dann)?

Antwort:

Wenn ohne Werden (und) Vergehen, dann ist auch nicht Sein (bhāva). Wenn es ohne bhāva sein soll, ist auch nicht Werden (und) Vergehen. (XXI. 8.)

Ohne Werden (und) Vergehen ist nicht Sein. Wenn Sein ohne Werden (und) Vergehen (ist), so würde dieses Sein entweder nicht sein oder ewig. Aber in der Welt ist nicht ewiges Sein. (Wenn) ihr lehrt: »Ohne Werden (und) Vergehen ist Sein«, (so) ist diese Sache nicht richtig.[136]

Frage: Wenn ohne Sein nur Entstehen7 (und) Vergehen ist, ist welcher Fehler?

Antwort: Ohne Sein ist Werden (und) Vergehen: das auch ist nicht richtig. Weshalb? Wenn ohne Sein, was wird? was vergeht? Deshalb »Ohne Sein ist Werden (und) Vergehen«: diese Sache ist nicht richtig. Ferner:

Wenn an Sein leer, was wird werden (und) vergehen? Wenn an Sein nicht leer, ist es auch nicht (mit) Werden (und) Vergehen. (XXI. 9.)

Wenn an (allem) Sein leer: welches Leere ist (mit) Werden (und) Vergehen? Wenn der dharmas Wesen nicht-leer ist, dann ist das Nicht-Leere absolut-wahr-seiend. (Dann) auch würde nicht Werden (und) Vergehen sein. Ferner:

Wenn Werden (und) Vergehen eines (sein soll), so ist diese Sache eben nicht richtig. Wenn Werden (und) Vergehen verschieden (sind), so ist diese Sache auch nicht richtig. (XXI. 10.)

Eifrig gesucht, ist Werden (und) Vergehen eben als eines nicht erreichbar. Weshalb? Weil verschieden vereigenschaftet (und) weil auf verschiedene Weise unterschieden. Und Entstehen (und) Vergehen ist auch als Verschiedenes nicht zu erreichen. Weshalb? Weil sie nicht getrennt sind und auch grundlos (wären). Ferner:

Wenn man sagt: »Weil offenbar gesehen, ist Entstehen (und) Vergehen«, so nennt man dies Torheit (und) Verirrung (bei denen), die Entstehen (und) Vergehen sehen. (XXI. 11.)

Wenn man sagt: »(Weil) mit dem Auge gesehen, ist Entstehen (und) Vergehen«, wie ist durch Sprechen (und) Lehren Widerlegung? Diese Sache ist nicht richtig. Weshalb? Wer mit dem Auge Entstehen (und) Vergehen sieht, der ist eben ungebildet (und) dumm, der Verkehrtheit wegen. (Man) sieht der dharmas Eigensein (svabhāva) als leer, ohne wahrhaftiges Sein, wie Täuschung, wie Traum. Nur gewöhnliche Leute (pṛthagjana), von Verkehrtheit in früherer Welt abhängig, erreichen dieses Auge. Wegen Abhängigkeit von Überlegung und Unterscheidung dieser Welt sagen sie: »Mit dem Auge sieht man Entstehen[137] (und) Vergehen.« Im höchsten Sinne ist tatsächlich nicht Entstehen und Vergehen. Diese Sache ist schon im (drei-)lakṣaṇa-Abschnitt8 ausführlich gelehrt. Ferner:

Aus Sein entsteht nicht Sein, auch entsteht nicht Nichtsein (abhāva); aus Nichtsein entsteht nicht Sein, ebenso(wenig) wie Nichtsein. (XXI. 12.)

Aus Sein entsteht nicht Sein: entweder verloren oder erreicht, ist beides nicht richtig. Aus Sein entsteht Sein entweder erreicht oder verloren: das ist dann grundlos (ahetuka). (Wenn) grundlos, dann trifft uccheda (Abbrechen) (oder) śāśvata (ewig) zu. Wenn durch Erreichen9 aus Sein Sein entsteht, so heißt das schon erreichte Sein »entstanden«, so ist das ewig. Auch (wenn es), schon entstanden, nochmals entsteht, aber auch grundlos entsteht: (so) ist diese Sache nicht richtig. Wenn durch Verlieren10 aus Sein Sein entsteht, dann den Grund (hetu) verlierend, entsteht es ohne Grund (hetu). Deshalb durch Verlieren auch entsteht nicht Sein. Aus Sein entsteht nicht Nicht-Sein. »Nicht-Sein« heißt, was nicht ist. »Sein« heißt, (was) ist. Wie entstünde aus Sein Nicht-Sein? Deshalb entsteht nicht aus Sein Nichtsein, aus Nichtsein entsteht nicht Sein. Nicht-Seiendes heißt »Nicht-Sein«. Wie bringt Nicht-Sein Sein hervor? Wenn aus Nicht-Sein Seiendes entsteht, dann ist es grundlos. Grundlos: dann ist ein großer Fehler. Deshalb entsteht nicht aus Nichtsein Sein, aus Nichtsein entsteht nicht Nichtsein. Nichtsein heißt, was nicht ist. Wie entsteht aus etwas, das nicht ist, was nicht ist? Wie ein Hasenhorn nicht Schildkrötenhaar hervorbringt. Deshalb entsteht nicht aus Nichtsein Nichtsein.

Frage: Obwohl Sein (und) Nichtsein wegen (ihres) mannigfachen Unterschiedenseins nicht (sc. auseinander) entstanden sind, würde doch Sein Sein hervorbringen.

Antwort:

Sein (bhāva) entsteht nicht aus sich selbst, auch entsteht es nicht aus anderem; nicht aus sich selbst, nicht aus anderem entstanden, wie ist es denn entstanden? (XXI. 13.)

Weil ein Sein zur Zeit des Noch-nicht-entstanden-seins nicht[138] ist, und weil es auch eben von selbst nicht entsteht, deshalb entsteht, ein Sein nicht von selbst. Wenn ein Sein noch nicht entstanden, dann (entsteht) es auch nicht aus anderem. Da nicht aus anderem, ist es nicht möglich zu sagen: »aus anderem entstanden.« Auch (wenn) noch nicht entstanden: dann ist es nicht von selbst. (Wenn) nicht von selbst, auch nicht von anderem, (ist es) [nicht]11 aus beiden zusammen auch nicht entstanden. Wenn auf die drei Weisen nicht entstanden, wie ist Sein aus Sein entstanden? Ferner:

Wenn ein Sein angenommen wird, dann trifft Vernichtung (uccheda) und Ewigkeit (śāśvata) zu. Man wird erkennen: ein angenommenes Sein ist entweder ewig oder unewig. (XXI. 14.)

Der ein Sein Annehmende unterscheidet: das ist gut, das ist nicht gut, ewig, nicht-ewig usw. Dieser Mann fällt sicher in Ewigkeitsansicht (śāśvata-darśana) oder in Vernichtungsansicht (uccheda-darśana). Weshalb? Die bhāvas, die er annimmt, würden von zwei Arten sein, entweder ewig oder unewig. Alles beide ist nicht richtig. Weshalb? Wenn ewig, dann fällt er in śāśvata-koṭi(-alternative); wenn nicht-ewig, dann fällt er in uccheda-koṭi.

Frage:

Wer Sein annimmt, fällt nicht in uccheda- und śāśvata(-darśana). Wegen Zusammenhangs (santāna) von Grund (und) Folge ist nicht uccheda, auch nicht śāśvata. (XXI. 15.)

Obwohl ein Mann ein Unterscheiden (und) Lehren der Dinge (bhāva) glaubt (und) annimmt, so fällt er doch nicht in uccheda-(und) śāśvata-darśana. Wie (im) sūtra gelehrt wird: »Die fünf skandhas sind nicht-ewig (anitya), leidvoll (duḥkha), leer (śūnya), ohne Selbst (anātman)«; aber nicht »abgeschnitten (und) vergangen«. Obwohl gelehrt wird, daß Böses (und) Gutes in unermeßlichen Zeitaltern (kalpa) nicht verloren wird, so ist doch nicht śāśvata (ewig). Weshalb? Wegen des ewigen Entstehens-(und) Vergehens-Zusammenhangs von Grund (und) Folge (hetu-phala) dieser dharmas ist Gehen (und) Kommen (d.h. Wandern im saṃsāra) nicht unterbrochen. Entstehens (und) Vergehens[139] wegen ist nicht Ewig(es) (śāśvata). Des Zusammenhangs wegen ist nicht Abbrechen (uccheda).

Antwort:

Wenn Grund (und) Folge (hetu-phala) entstehen (und) vergehen, zusammenhängend und nicht unterbrochen, weil das Vergangene nicht abermals entsteht, ist der Grund eben abgeschnitten (und) zerstört. (XXI. 16.)

Wenn ihr lehrt: die dharmas sind wegen des Zusammenhangs von Grund (und) Folge nicht abgeschnitten (ucchinna), nicht ewig (śāśvata): wenn vergangene dharmas, nachdem vergangen, nicht ferner abermals entstehen, dann ist der Grund (hetu) abgeschnitten. Wenn der Grund abgeschnitten ist, wie ist Zusammenhang, weil Vergehen nicht entsteht?12 Ferner:

Ein Sein, das in Eigensein (svabhāva) ist, würde nicht mit Nichtsein sein. (In) nirvāṇa vergeht der Seinszusammenhang (bhava-santāna), dann trifft Abschneiden (und) Zerstören (uccheda-nirodha) zu. (XXI. 17.)

(Wenn) ein dharma absolut wahrhaftig sich in Eigensein (svabhāva) befindet, zu solcher Zeit ist er nicht ohne Eigensein. Wie (wenn) ein Krug sich wahrhaftig in der Beschaffenheit (lakṣaṇa) eines Kruges befindet, zu solcher Zeit nicht (seine) Beschaffenheit verloren geht (und) zerfällt. Entsprechend der Krug-Zeit ist nicht Verlorengehen (und) Zerfallen der Beschaffenheit; zur Nicht-Krug-Zeit auch ist nicht Verlust und Zerfall der Beschaffenheit. Weshalb? Wenn Krag nicht ist, dann ist nicht, was zerbrochen wird. Weil es so ist, ist Vergehen nicht erreichbar. Weil ohne Vergehen, ist auch Entstehen nicht. Weshalb? Weil Entstehen (und) Vergehen gegenseitig abhängig erreicht werden. Auch weil der Fehler des śāśvata (ewig) usw. wäre, deshalb würde nicht bei einem dharma Sein (und) Nichtsein sein. Auch lehrt(et) ihr früher: Wenn man auch wegen des Entstehens- (und) Vergehens-Zusammenhangs von Grund (und) Folge die dharmas annimmt, trifft doch nicht śāśvata (ewig) und uccheda (Abschneiden) zu: diese Sache ist nicht richtig. Weshalb? Ihr lehrt: Des Seins-Zusammenhangs von Grund (und) Folge wegen ist dreifacher Seins-Zusammenhang (d.h. Anfang, Mitte, Ende); Vergehen des Seins-Zusammenhangs[140] heißt nirvāṇa; wenn so, dann würde zur Zeit des nirvāṇa Abschneiden und Zerstören (uccheda-nirodha) eintreffen, weil Vergehen des dreifachen Seins-Zusammenhangs ist. Ferner:

Wenn Anfangs-Sein vergeht, dann ist nicht Später-Sein; wenn Anfangs-Sein nicht vergeht, ist auch nicht Später-Sein. (XXI. 18.)

»Anfangs-Sein« heißt Sein der jetzigen Welt; »Später-Sein« heißt Sein der zukünftigen13 Welt. Wenn Anfangs-Sein vergeht und fernerhin Später-Sein ist, dann (ist es) ohne Grund: diese Sache ist nicht richtig. Deshalb ist es nicht möglich zu sagen: »(Ist) Anfangs-Sein vergangen, ist Später-Sein.« Wenn Anfangs-Sein nicht vergeht, würde auch nicht Später-Sein sein. Weshalb? Wenn Anfangs-Sein noch nicht vergangen, aber Später-Sein ist, dann sind zu einer Zeit zwei (Arten von) Sein. Diese Sache ist nicht richtig. Deshalb: »(Wenn) Anfangs-Sein nicht vergangen ist, ist nicht Später-Sein.«

Frage: Später-Sein vergeht nicht durch Anfangs-Sein. Entstehen entsteht nicht durch Nicht-Vergehen, (sondern) entsteht nur zur Vergehenszeit.

Antwort:

Wenn zur Zeit des Vergehens des Anfangs- Seins aber Später-Sein entsteht, (dann ist zur) Vergehenszeit ein Sein, (zur) Entstehenszeit ist dann ein Sein. (XXI. 19.)

Wenn beim Vergehen des Anfangs-Seins das Später-Sein entsteht, dann sind zwei Sein zu einer Zeit zusammen. Ein Sein: das (ist) vergehend; ein Sein: das (ist) entstehend.

Frage: (Wenn) Vergehenszeit und Entstehenszeit, zwei(faches) Sein, zusammen (sein soll), so ist das nicht richtig; nur wird offenbar gesehen, (daß) Anfangs-Sein vergeht14, (dann) Später-Sein entsteht.

Antwort:

Wenn man sagt: »Beim Entstehen ist Vergehen« und sagt: »zu einer Zeit«, dann (ist) bei dieser skandhas Tod eben dieser skandhas Entstehen. (XXI. 20.)

Wenn Entstehens-Zeit (und) Vergehens-Zeit (zu) einer Zeit (sind), sind nicht zwei(erlei) Sein; sondern man sagt: »Zur Zeit des[141] Vergehens des Anfangs-Seins entsteht Später-Sein.« Dann würde entsprechend, in welchen skandhas Tod ist, dann eben bei diesen skandhas Entstehen sein. Nicht wäre in sonstigen skandhas Entstehen. Weshalb? Weil sterbend eben das entsteht. Deshalb wären [so]15 Tod (und) Entstehen, wechselseitig entgegengesetzt, nicht zu einer Zeit (und) an einem Ort. Deshalb, (wenn) ihr früher lehrt(et): »Vergehenszeit (und) Entstehenszeit sind gleichzeitig; nicht sind zwei(erlei) Sein, nur wird offenbar gesehen, (daß) zur Vergehenszeit des Anfangs-Seins Später-Sein entsteht«, so ist diese Sache nicht richtig. Ferner:

In den drei Welten gesucht ist der Wesenszusammenhang nicht erreichbar; wenn er in den drei Welten nicht ist, welches Sein hat Wesenszusammenhang? (XXI. 21.)

Drei(erlei) Sein heißt: kāma-Sein, rūpa-Sein, arūpa-Sein. Weil im anfangslosen saṃsāra nicht wirkliche Einsicht erreicht wird, ist ewig des drei(fachen) Seins Wesenszusammenhang. Jetzt ist er in den drei Welten geprüft (und) gesucht nicht erreichbar. Wenn er in den drei Welten nicht ist, an welchem Ort wird Wesenszusammenhang sein? (Man) wird erkennen: Wesenszusammenhang ist ausnahmslos durch Torheit (und) Verirrung. Im Tatsächlichen ist er eben nicht.

1

TE.: »mit Eigenschaft der Gleichzeitigkeit«.

2

TE.: »Vergehendes«.

3

Kār. XXI. 5 fehlt der vorliegenden Version.

4

TE.: »wären«.

5

TE.: »nicht in ihrem wahren Wesen (svabhāva) erreichbar ist«.

6

In TE. getilgt.

7

TE.: »Werden«.

8

7. Abschnitt.

9

TE.: »schon erreicht«.

10

TE.: »schon verloren«.

11

Nach TE. zu tilgen.

12

TE.: »weil das schon Vergangene nicht entsteht«.

13

Nach TE.

14

TE.: »zur Zeit des Vergehens des Anfangs-Seins«.

15

Nach TE. zu tilgen.

Quelle:
Die mittlere Lehre des Nāgārjuna. Heidelberg 1912, S. 133-142.
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