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[102] Von der Geschwätzigkeit der Schriftsteller. – Es gibt eine Geschwätzigkeit des Zorns – häufig bei Luther, auch bei Schopenhauer. Eine Geschwätzigkeit aus einem zu großen Vorrat von Begriffsformeln, wie bei Kant. Eine Geschwätzigkeit aus Lust an immer neuen Wendungen derselben Sache: man findet sie bei Montaigne. Eine Geschwätzigkeit hämischer Naturen: wer Schriften dieser Zeit liest, wird sich hierbei zweier Schriftsteller erinnern. Eine Geschwätzigkeit aus Lust an guten Worten und Sprachformen: nicht selten in der Prosa Goethes. Eine Geschwätzigkeit aus innerem Wohlgefallen an Lärm und Wirrwarr der Empfindungen: zum Beispiel bei Carlyle.
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Die fröhliche Wissenschaft
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