Fünfzehntes Kapitel.

[108] 1. Nun das Besteigen des Elephanten.

2. Hinzutretend berührt er den Elephanten mit den Worten: »Du bist der Elephanten Zier, du bist der Elephanten Glanz.«

3. Dann steigt er hinauf mit den Worten: »Mit Indra's Blitz besteige ich dich; bringe mich glücklich zum Ziele.«

4. Hiedurch ist auch das Besteigen des Pferdes erklärt.

5. Wenn er ein Kameel besteigen will, redet er es an: »Du bist Tvashtṛĭ's Sohn, Tvashtṛĭ ist dein Schutzgott; bringe mich glücklich zum Ziele.«

6. Wenn er einen Esel besteigen will, redet er ihn an: »Du bist ein Çûdra, vom (Çûdra geboren, dem Agni angehörig, mit zweierlei Samen114; bringe mich glücklich zum Ziele.«

7. Einen Weg redet er an: »Verehrung dem Rudra, der auf dem Wege sitzt! bringe mich glücklich zum Ziele.«[108]

8. Einen Kreuzweg redet er an: »Verehrung dem Rudra, der auf dem Kreuzwege sitzt! bringe mich glücklich zum Ziele.«

9. Wenn er über einen Fluss schwimmen115 will, redet er ihn an: »Verehrung dem Rudra, der in den Wassern sitzt! bringe mich glücklich zum Ziele.«

10. Wenn er ein Schiff besteigen will, redet er es an mit dem Verse: »Das schöne Schiff.«116

11. Wenn er abfahren will, redet er es an mit dem Verse: »Das schön schirmende.«117

12. Einen Wald redet er an: »Verehrung dem Rudra, der im Walde sitzt; bringe mich glücklich zum Ziele.«

13. Einen Berg redet er an: »Verehrung dem Rudra, der auf dem Berge sitzt; bringe mich glücklich zum Ziele.«

14. Einen Bestattungsplatz redet er an: »Verehrung dem Rudra, der unter den Vätern sitzt; bringe mich glücklich zum Ziele.«

15. Eine Kuhhürde redet er an: »Verehrung dem Rudra, der auf dem Mistkuchen sitzt; bringe mich glücklich zum Ziele.«

16. Auch bei anderen Gelegenheiten spreche er: »Verehrung dem Rudra.« Denn: »Rudra ist ja dies Alles« heisst es im Brâhmaṇa.

17. Von dem Zipfel118 des Kleides angewehet, redet er ihn an: »Du bist der Zipfel, du bist kein Blitz, Verehrung sei dir, verletze mich nicht.«[109]

18. Den Donner redet er an: »Glücklich seien uns die Regen, glücklich seien uns die Geschosse, glücklich seien uns die (Geschosse), welche du entsendest, o Tödter des Vṛĭtra!«

19. Einen heulenden Schakal redet er an: »Glücklich119 genannt bist du.«

20. Einen schreienden Vogel120 redet er an: »Goldgeflügelter Vogel du, der nach der Götter Sendung fliegt! Yama's Bote, Verehrung dir! Was für Unheil befahl er dir?«121

21. Einen Baum, der als Zeichen (des Dorfes) dient, redet er an: »Nicht treffe dich der Blitz, nicht die Axt, nicht der Wind, nicht Strafe, die der König sendet. Deine Schossen wachsen auf, in Windstille beregne (Indra) dich. Nicht schädige Agni deine Wurzel. Heil sei dir, o Waldesherr! Heil sei mir, o Waldesherr!«

22. Wenn er irgend etwas empfängt, so nehme er es an mit den Worten: »Der Himmel gebe dich (o Gabe), die Erde empfange dich!« So nimmt (die Gabe) für den Gebenden nicht ab und die empfangene wird reichlicher.

23. Wenn er Reisspeise empfängt, nimmt er sie an mit den Worten: »Der Himmel gebe dich« u.s.w. und isst zweimal von ihr mit den Worten: »Brahman esse dich! Brahman verzehre dich!«

24. Wenn er Suppe122 bekommt, nimmt er sie an mit[110] den Worten: »Der Himmel gebe dich« u.s.w. und isst dreimal von ihr mit den Worten: »Brahman esse dich! Brahman verzehre dich! Brahman trinke dich!«

114

Weil er Esel und Maulesel erzeugt. Vgl. Ait. Br. 4, 9. Die Kârikâ und Jr. verstehen unter râsabha einen Maulesel (açvatara), und zwar mantralingât, »weil der Spruch darauf hindeute.« Sie fassen also das Wort dviretas in der Bedeutung »aus zweierlei Samen entsprossen.«

115

Reṇu hat: bâhubhyâm uttaraṃs tâm abhimantrayate nadîm.

116

VS. 21, 7.

117

VS. 21, 6.

118

Nach Âpast. Dh. S. wird Speise durch Berührung von dem Zipfel des Kleides verunreinigt.

119

VS. 3, 63. – Doppelsinn des Wortes çivâ »glücklich« und »Schakal.«

120

Nach Jr. einen Raben (kṛĭshṇakâka). RS. 10, 165, 4 wird die Taube der Bote des Yama genannt.

121

Oder: »Hat er dir etwas uns Schädigendes gesagt?« Der Genetiv kârkariṇo soll nach Jr. statt des Accus. stehen und asmadbâdhakam bedeuten.

122

Suppe (mantha) besteht aus gemahlenen Körnern, welche in saure oder süsse Milch oder Wasser gerührt sind. Jr.

Quelle:
Indische Hausregeln. In: Abhandlungen der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Band 6. Leipzig 1878, S. 108-111.
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