Baubuch

[478] Baubuch, Baujournal, (building or construction journal; carnet des travaux; libretto dei lavori), das Tagebuch des bauleitenden Ingenieurs (Losbauführers, Streckeningenieurs), in das in fortlaufender Reihenfolge alle Vorkommnisse während des Baues eingetragen werden, die für die spätere Abrechnung und Austragung des Baugeschäftes von Belang sein können.

Beim Bau neuer Bahnen insbesondere: Zeitpunkt der Übergabe der verpflockten Bahnachse, der Querprofile des Bahnkörpers und seiner Nebenanlagen, der Grundrisse und Einzelpläne für die verschiedenen Bauwerke, Übergabe der erforderlichen Grundflächen an den Unternehmer, alle dem Unternehmer erteilten Aufträge; Feststellung des Baubeginnes und der Bauvollendung jedes einzelnen Bauwerks und jeder einzelnen Teilstrecke, der verschiedenen Abschnitte der Bauausführung, der Beschaffenheit des Bodenaushubes und der Baugruben, der verwendeten Baustoffe, etwaiger Abweichungen vom Entwürfe; die jeweilig beschäftigte Arbeiterzahl, die gezahlten Löhne, überhaupt jedes wesentliche Vorkommnis, das später gar nicht mehr oder nur mit unverhältnismäßig großen Schwierigkeiten festgestellt werden kann. Sofern notwendig, sollen die Aufnahmen durch Handskizzen erläutert sein. Alle Eintragungen, die für die spätere Abrechnung und Austragung des Baugeschäftes von Belang sein können, müssen von dem zur Bauausführung Bestellten (dem Bauunternehmer oder dessen Bevollmächtigten) und dem bauleitenden Ingenieur durch Unterschrift anerkannt sein. Zuweilen werden auf Grund dieser Eintragungen einzelne Bauwerke und kleinere Nebenanlagen sogleich im B. abgerechnet; auch Vereinbarungen über Einheitspreise und kleinere Bauherstellungen, die im Bauvertrage nicht vorgesehen sind, sowie Abschlüsse von Handakkorden werden am einfachsten durch unterschriftliche Anmerkung im B. durchgeführt.

Im B. sind ferner die täglichen Witterungsverhältnisse und Temperaturstände, alle Ereignisse, die für die Ausführung des Baues von Bedeutung sind, Hochwässer und deren Stände, Schneewehen, Lawinenstürze, Bauunfälle, Rutschungen und sonstige Beschädigungen des Bahnkörpers während des Baues, Epidemien und deren Verlauf, Arbeiterausstände, und endlich alle während der Bauzeit gesammelten Erfahrungen und ziffermäßigen Angaben zu vermerken, die für die künftige Erhaltung und den Betrieb von Bedeutung sein können. Das B. stellt somit eine genaue Geschichte des ganzen Baues und einen sehr wichtigen Beleg für die Schlußrechnung dar. Auf die Führung ist daher besondere Sorgfalt zu verwenden (vgl. auch Baurechnung).

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 1. Berlin, Wien 1912, S. 478.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika