Führerhaus

[224] Führerhaus (drivers cab; cabine ou abri ou guérite du mécanicien; cabina del macchinista, paravento), das über dem Standplatz des Führers und Heizers angebrachte, aus Seitenwänden, Vorderwand und Dach bestehende Schutzhaus zur Abhaltung schädlicher Witterungseinflüsse. In der äußeren Formgebung herrscht große Verschiedenheit, s. den Artikel Lokomotive.

Das F. wird heute meistens ganz aus Blech und Winkeleisen in einfachsten Formen ausgeführt; nur bei einigen Verwaltungen wird noch das Dach zur Vermeidung des Dröhnens aus Holz gemacht.

Zur Verminderung des Luftwiderstandes hat Ricour (französische Staatsbahnen) die Führerhausvorderwand keilförmig ausgestaltet. Diese von vielen festländischen Verwaltungen nachgeahmte Form erwies sich aber als zwecklos und geht man wieder auf gerade Vorderwände über.

In den Seitenwänden und in der Vorderwand sind Fenster angebracht. Die in der Vorderwand sind immer auf irgend eine einfache Art zu öffnen und in halb oder ganz geöffneter Stellung feststellbar. Am Dache selbst befinden sich oft Lüftungsaufsätze. Die Führerhausseitenwände geben passenden Platz zur Anbringung der Lokomotivnummer, Bahnbezeichnungstafel u.s.w.

Die F. der Tenderlokomotiven werden vollständig geschlossen gebaut, um bei der Fahrt in beiden Richtungen dem Lokomotivpersonal genügend Schutz zu gewähren. Auch auf den Lokomotiven, die auf Strecken mit zahlreichen Tunnels verkehren, werden die F. möglichst abgeschlossen. Mitunter wird an der vorderen Plattform der Tender ein Aufbau ausgeführt, der den Abschluß des F. der Lokomotive bildet.

Literatur: Modern Locomotives. New York 1901. – Desmoulin, Traité pratique de la Machine locomotive. Paris 1908. – Eisenbahntechnik der Gegenwart. I. Band. Wiesbaden 1913.

Gölsdorf.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 5. Berlin, Wien 1914, S. 224.
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