Fernschreiber

[59] Fernschreiber, eine von dem Amerikaner Elisha Gray erfundene elektromagnetische Einrichtung, vermittels deren es möglich ist, durch das Schreiben an der einen Stelle einen Schreibstift an einer entfernten Stelle in die gleiche schreibende Bewegung zu versetzen, so daß das an der einen Stelle Geschriebene gleichzeitig an der entfernten Stelle erscheint. Die Wirkungsweise beruht auf Widerstandsänderungen, die in zwei Widerständen des Gebers während des Schreibens durch ein Schreibhebelsystem hervorgerufen werden, wodurch gleichzeitig auch entsprechende Stromänderungen in den zugehörigen Spannungsänderungen entstehen, die auf zwei in einem magnetischen Felde des Empfängers mit einem Schreibhebelsystem in Verbindung stehende bewegliche Spulen derart einwirken, daß das Schreibhebelsystem des Empfängers die gleichen Bewegungen ausführt wie das des Gebers.

Da die Übereinstimmung im Arbeiten des Empfängers mit dem des Gebers lediglich darauf beruht, daß der Empfänger auf verhältnismäßig geringe Veränderungen in der Stromstärke ansprechen muß, darf der Widerstand der verbindenden Leitungen nur klein sein; die Entfernung zwischen Geber und Empfänger kann deshalb nur eine beschränkte sein. Indessen eignet sich die Einrichtung vorzüglich für den schriftlichen Verkehr in großen Verwaltungszentralstellen und sonstigen geschäftlichen Unternehmungen zwischen der Geschäftsleitung und den einzelnen Abteilungen zur Erteilung umfangreicherer Aufträge, für die sich der Fernsprecher wegen mangelnder Festlegung der Aufträge als unzulänglich erweist.

Der Betriebsstrom kann aus der vorhandenen Lichtanlage entnommen werden.

Literatur: Ztg. d. VDEV. 1910, S. 1072.

Fink.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 5. Berlin, Wien 1914, S. 59.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: