Grenchenbergtunnel

[370] Grenchenbergtunnel. Der eingleisige, 8565 m lange Tunnel auf der Bahnstrecke Münster – Lengnau der Berner Alpenbahn unterfährt zwischen den Stationen Münster und Grenchen die Graitery und den Grenchenberg (s. Abb. 296), u.zw. wahrscheinlich der Reihe nach Alluvium und Diluvium, Tertiär, Malm, Dogger, Lias und dann Trias; er steigt vom Nordmunde bei Münster (535∙3 m ü. M.) auf 3900 m. Lange mit 2∙5% bis zum Scheitelpunkt (545 m ü. M.) und fällt von da auf 4665 m mit 13% nach dem Südmunde bei Grenchen (484∙5 m ü. M.). Die größten Überlagerungen des Tunnels betragen 700 und 876 m. Die Tunnelachse ist gerade, mit Ausnahme einer kurzen Strecke von 55 m Länge am Nordeingange, die einen Bogen von 300 m Halbmesser erhält.

Die Bauarbeiten wurden mit Vertrag vom 26. Oktober 1911 der Bauunternehmung »Société franco-suisse de construction du chemin de fer Moutier-Longeau, Prud'home, Rotpletz & Co.« übertragen und wurden auf der Nordseite am 7. November, auf der Südseite am 6. November 1911 begonnen. Die Vollendung ist zu Anfang des Jahres 1915 vorgesehen.

Der Stollenvortrieb erfolgte anfangs mit Handbohrung, später mit Maschinenbohrung; auf der Nordseite mit 4 Preßluft-Stoßbohrmaschinen »Meyer« auf einem Bohrwagen, wobei der mittlere Stollenquerschnitt 6∙7 m2 betrug, im übrigen wird auch mit Handbohrhämmern »Revolver« gearbeitet.

Im ersten Vierteljahr 1913 wurde im Stollen der Nordseite in den Malmschichten ein mittlerer Tagesfortschritt von 8∙16 m erreicht; dagegen waren die Stollenarbeiten auf der Südseite durch starken Wasserzudrang erschwert. Am 26. Februar 1913 wurde im Stollen eine Wasserader von 250 l/Sek. und am 24. März durch Aufbruch in die First eine Wasserader von 370 l/Sek. angebohrt, so daß die Stollenarbeiten im Monate Februar teilweise, im Monate März 1913 ganz eingestellt werden mußten. Zudem wurde dem Dorfe Grenchen das Trink- und Betriebswasser entzogen, wodurch beträchtliche Entschädigungskosten entstanden sind. Ende März 1913 waren im ganzen hergestellt 3336 m Sohlstollen, 2548 m Vollausbruch, 2225 m Widerlager, 2157 m Firstgewölbe, 1930 m Sohlgewölbe.

Literatur: Vierteljahrsberichte der Berner Alpenbahn-Gesellschaft über den Stand der Arbeiten der Linie Münster – Lengnau. Schwz. Bauztg. April 1912.

Dolezalek.

Abb. 296.
Abb. 296.
Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 5. Berlin, Wien 1914, S. 370.
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