Heydt von der

[190] Heydt von der, Freiherr, August, preußischer Staatsminister und Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten von 1848 bis 1862, Finanzminister vom 17. März bis 23. September 1862 und von 1866–1869. Am 25. Februar 1801 in Elberfeld geboren, war er dort bis zu seiner Ernennung zum Minister Teilhaber seines väterlichen Bankgeschäftes und bekleidete zahlreiche Ehrenämter. In Eisenbahnangelegenheiten war er bereits seit 1835 als eifrigster und tatkräftigster Förderer der späteren Bergisch-Märkischen Bahn tätig. Als nach jahrelangen schweren Kämpfen der Bau der Stammstrecke Elberfeld-Dortmund durchgesetzt wurde, trat H. am 18. Oktober 1843 als Präses an die Spitze des Verwaltungsrates der Bergisch-Märkischen Eisenbahngesellschaft und hatte dieses Amt während der ganzen Bauzeit bis zu seiner Berufung zum Minister inne. Schon als Privatmann ein entschiedener Anhänger des Staatsbahngedankens, trat er als Minister energisch für ihn ein, indem er die ersten Staatsbahnen in Preußen baute (die große Ostbahn, die westfälische und die Saarbrücker Bahn), Privatbahnen ankaufte (Niederschlesisch-Märkische Bahn) oder in staatliche Verwaltung nahm (Bergisch-Märkische und Oberschlesische Bahn). Dem Zwecke, den Staatsbahnbesitz zu erweitern, sollte auch das von H. nach großen Schwierigkeiten zu stande gebrachte Gesetz vom 20. Mai 1853 über die Einführung von Eisenbahnabgaben[190] dienen. Ihr Reinertrag war ursprünglich ausschließlich zum Ankauf von Aktien der Privatbahnen bestimmt; fand freilich vom Jahre 1859 an zu allgemeinen Staatszwecken Verwendung. Die öffentlichen Interessen brachte v. d. H. gegenüber den Privatbahnen in der Ausübung der staatlichen Aufsichtsrechte auf das nachdrücklichste zur Geltung. So zwang er durch Geldstrafen die Privatbahnen zur Einführung von Nachtzügen, veranlaßte sie zur Herstellung des Einpfennigtarifes für Kohlen und suchte ihnen durch einheitliche Bestimmungen über die Anlegung von Erneuerungs- und Reservefonds sowie über Festsetzung der Dividenden eine gesunde finanzielle Grundlage zu geben.

Literatur: A. Bergengrün, Staatsminister, Freiherr von der Heydt, Leipzig 1908. – Arch. f. Ebw. 1909, S. 667 ff. u. 1910, S. 601 ff., 813 ff.

Waldeck.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 6. Berlin, Wien 1914, S. 190-191.
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