Isolatoren

[280] Isolatoren (insulators; isolateurs; isolatori). Im weitern Sinne alle Nichtleiter oder schlechten Leiter für Elektrizität, wie Glas, Porzellan, Glimmer, Kautschuk, Guttapercha, Hartgummi, Seide, getrocknete Pflanzenfaser, Papier, Öle, atmosphärische Luft u.a.m., sofern sie dazu dienen, Elektrizitätsleiter untereinander und von der Erde so zu trennen – zu isolieren – daß ein Überfließen der Elektrizität von einem zum andern oder zur Erde verhindert oder doch nach Möglichkeit erschwert wird. Im engeren Sinne gilt die Bezeichnung für die als Träger elektrischer Freileitungen dienenden Nichtleiter. Zu diesen im Freien anzubringenden I. muß ein möglichst wetterbeständiges und festes Material gewählt werden, das seine Eigenschaft als Nichtleiter unter dem Einfluß der Luft und der Sonnenbestrahlung nicht verliert. Am besten eignet sich dazu das Porzellan, und zwar das sog. Hartfeuerporzellan (härtestes Feldspatporzellan).

Aber nicht nur von den Eigenschaften des Materials ist die Güte der Freileitungsisolatoren abhängig, sondern in hervorragendem Maße auch von ihrer Form. Die I. müssen eine solche Form erhalten, daß bei Regen und feuchter Luft das Überziehen der Oberfläche mit einer zusammenhängenden Feuchtigkeitsschicht nach Möglichkeit verhindert wird, weil andernfalls an jedem I. einem kleinen Teile der in der Leitung fließenden Elektrizität ein Abweg über die nasse Oberfläche des I. und des Stützpunktes zur Erde und zu benachbarten Freileitungen geboten wird. Dieser Verlust ist unter Umständen so groß, daß schon in verhältnismäßig geringer Entfernung von der Elektrizitätsquelle elektrischer Strom überhaupt nicht mehr oder doch nur ein unzulänglicher Rest in der Leitung nachweisbar ist. Deshalb wird für die I. die Glockenform gewählt. Der die Außenfläche treffende Regen fließt dann am untern Rande der Glocke ab, ohne die Innenfläche zu benetzen, so daß hier der leitende nasse Überzug durch eine geschlossene trockene Fläche unterbrochen ist.

Wenn nun damit auch der schädigenden Wirkung des Regens vorgebeugt wird, so kann doch nicht verhindert werden, daß bei Nebel und feuchter Luft die von der Luft getragenen feinen Wasserbläschen auch in das Innere der Glocke gelangen und nach und nach auch die Innenwandung mit Nässe überziehen. Beseitigen läßt sich dieser Mangel nicht, wohl aber läßt sich sein nachteiliger Einfluß auf die Isolation der Leitung dadurch nach Möglichkeit einschränken, daß der Weg, den die über die nasse Oberfläche von der Leitung abfließende Elektrizität nehmen muß, möglichst lang gemacht wird, so daß der Leitungswiderstand des Abflußweges entsprechend vergrößert und infolgedessen die Menge der abfließenden Elektrizität entsprechend verkleinert wird. Die I. erhalten deshalb nicht nur einen, sondern zwei, bei Hochspannungsleitungen auch drei und mehr Glockenmäntel und diese werden, Soweit es ohne Beeinträchtigung der Haltbarkeit[280] angängig ist, möglichst lang ausgebildet. Vielfach in Verwendung ist der sog. Doppelglockenisolator (Abb. 175). Mittels des inneren Gewindes wird er auf eine runde mit Hanf umwickelte eiserne Tragstütze fest aufgedreht, die noch einen Zwischenraum von 5–6 mm zwischen sich und der innern Glockenwand freiläßt. Die Stützen werden an hölzernen oder eisernen Gestängen oder an eisernen Mauerbügeln befestigt.

Die Leitung wird in der oberen Vertiefung des Isolatorkopfes (in gerader Linie) oder seitlich in der Einschnürung zwischen Kopf und Mantel (in Krümmungen) mittels Bindedraht festgebunden.

Die Außen- und Innenwandungen der I. müssen vollkommen glatt sein, damit das Wasser leicht abläuft und Staub und Schmutz möglichst wenig Halt finden. Demnach ist es nicht zu vermeiden, daß mit der Zeit, namentlich in Industriegebieten, in der Nähe von Kohlenzechen und an Eisenbahnlinien die I. der Freileitungen sich mit einer leitenden Schmutz- und Rußschicht überziehen, die auch bei trockenem Wetter der in der Leitung fließenden Elektrizität Abwege bietet. Gegen diesen Feind der Isolation läßt sich nur durch Reinigung ankämpfen, die in gewissen Zeitabschnitten – gewöhnlich genügt es in jedem Jahre einmal – vorgenommen werden muß.

Fink.

Abb. 175.
Abb. 175.
Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 6. Berlin, Wien 1914, S. 280-281.
Lizenz:
Faksimiles:
280 | 281
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika