Merseytunnel

[265] Merseytunnel. Die Eisenbahnverbindung von Liverpool mit Birkenhead erforderte einen Tunnel unter dem Merseyfluß, s. Art.: Liverpools Schnellbahnen. Lage, Längen- und Neigungsverhältnisse dieses von 1881–1886 erbauten Tunnels zeigen Abb. 166 und 308 dieses Bandes.

Der 2gleisige Tunnel mit 3∙33 m Gleisabstand hat zwischen den Münden rd. 3200 m Länge, 7∙93 m lichte Breite, 5∙8 m lichte Höhe über den Schienen und 7∙8 m Höhe zwischen Sohl- und Firstgewölbe. Die Mauerstärke beträgt durchschnittlich für die unter Wasser liegende Tunnelstrecke im Firstgewölbe 0∙686 m, im Sohlgewölbe 0∙5 m. Der Tunnel liegt zum größten Teil im roten Sandstein, nur auf etwa 60 m Länge in dessen oberem Teil im Geschiebe Ton und Sand, die eine Auswaschung des Sandsteins füllen, wodurch die Arbeiten beträchtlich erschwert wurden.

Im Sandstein wurde von Hand gebohrt und mit Tonit gesprengt; auch wurde teilweise, namentlich in den Entwässerungsstollen, mit der Bohrmaschine Beaumont (3∙5 Atm. Luftpressung) ohne Sprengmittel gearbeitet. Nach Vortrieb eines 1∙8 m/2∙4 m großen Firststollens auf 9–12 m Länge wurde die englische Bauweise und Zimmerung angewendet. Der Bau wurde von zwei 52 und 53 m tiefen, etwa 5 m weiten Pumpschächten, die 23∙5 und 9∙5 m seitlich der Tunnelachse liegen und von zwei 28∙7 m tiefen Förderschächten aus betrieben. In die Pumpschächte münden die beiden Entwässerungsstollen (s. Abb. 308).[265]

Der Wasserzufluß stieg bis auf rd. 600 Sek/Liter.

Die mit 17∙5 Mill. M. veranschlagten Tunnelbaukosten sind aber um etwa 2 Mill. M. überschritten worden. Der Tunnel wurde bis 1903 mit Dampflokomotiven und dann elektrisch betrieben, s. hierüber Liverpools Schnellbahnen.

Die Tunnellüftung während des Dampfbetriebs, wobei 28.000 m3/Min. Luft abgesaugt werden mußten, verursachte namhafte Kosten; durch Einführung des elektrischen Betriebs ist auch die Lüftung wesentlich vereinfacht worden.

Literatur: Forchheimer, Englische Tunnelbauten. Aachen 1884. – Merseytunnel. Rev. gén. d. chem. 1887, Gén. civ. 1886. – Fox, Lange Eisenbahntunnel. Bulletin d. Int. Eis.-Kong.-Verb. 1910.

Dolezalek.

Abb. 308.
Abb. 308.
Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 7. Berlin, Wien 1915, S. 265-266.
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