Ulrich Franz

[12] Ulrich Franz, geb. am 3. März 1844 in Hersfeld (Hessen), gestorben am 14. Oktober 1914 in Cassel (Wilhelmshöhe), gehörte zu den hervorragendsten Beamten des preußisch-hessischen Eisenbahnwesens, hat sich aber ganz besondere Verdienste erworben durch seine bahnbrechenden Schriften über die wichtigsten wirtschaftlichen Eisenbahnfragen. Er hat die Rechts- und Staatswissenschaften studiert, war einige Zeit im Justizdienst beschäftigt und trat dann zur Eisenbahnverwaltung über, war Mitglied der Eisenbahndirektionen in Straßburg i.E. und Elberfeld, einige Jahre vortragender Rat im preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten und von 1895 bis zum 1. Juni 1908, an welchem Tag er in den Ruhestand trat, Präsident der Eisenbahndirektion in Cassel. Während seiner Tätigkeit in Elberfeld hielt er Vorlesungen über das Eisenbahntarifwesen an der Universität Bonn. Seine erste, ohne Namensnennung unter dem Titel »Tariferhöhung oder Reichsbahnen?« im Jahre 1876 erschienene Schrift behandelte als eine der ersten die damals die gesamte Öffentlichkeit beschäftigende Reichseisenbahnfrage. Das Ergebnis seiner Bonner Vorlesungen war das 1886, in zweiter Auflage in französischer Sprache 1890 erschienene Lehrbuch des Eisenbahntarifwesens, es folgte 1892 ein Buch über Personentarifreform und Zonentarif und 1894 ein solches unter dem Titel »Staffeltarife und Wasserstraßen«, das später ergänzt und erweitert wurde durch das kleine inhaltsreiche Werk »Staatseisenbahnen, Staatswasserstraßen und deutsche Wirtschaftspolitik« (1898). U. hat außerdem eine Reihe von Aufsätzen in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht, war auch Mitarbeiter an der ersten Auflage der Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, in der er u.a. die Artikel Gütertarife und Personentarife verfaßt hat. U. war der Begründer der heute zu glänzender Entwicklung gelangten Eisenbahnvereine, in denen die Beamten und Arbeiter der Staatseisenbahnverwaltung, ihre Frauen und ihre Familien zu gemeinsamer wirtschaftlicher und sozialer Arbeit sich zusammenschließen und ihre Interessen durch Spar- und Darlehenskassen, Bibliotheken, gemeinsame Liebestätigkeit und Pflege von Geselligkeit fördern. Den Vorsitz in diesen ihm besonders am Herzen liegenden Vereinen hat U. auch nach dem Ausscheiden aus dem Staatseisenbahndienst, solange seine Gesundheit es erlaubte, beibehalten (vgl. Art. Preußische Eisenbahnen, Bd. VIII, S. 133, 134).

v. der Leyen.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 10. Berlin, Wien 1923, S. 12.
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