Burdach, Hermann

[124] Burdach, H. Im Jahre 1672 begründete Christoph Heckel, alias Hekel, 1644 in Gera geboren, am Altmarkt zu Dresden eine Buchhandlung. Nach mannigfachen Streitigkeiten mit den bereits bestehenden übrigen vier Buchhandlungen, die ihm die kurfürstliche Konzession nicht gönnen wollten, starb Christoph Heckel am 26. Juni 1717 und sein Sohn Friedrich Heckel übernahm die Handlung. Derselbe wurde schon im Jahre 1725 zum »Hof-Bücher-Liveranten declariret«. Am 19. April 1735 nahm er als Gehilfen den aus Nürnberg stammenden Georg Conrad Walther auf, mit dem er sich bereits zu Ostern 1737 associerte. Am 26. Januar 1740 kaufte Walthers Schwiegervater, der Posamentierer und Viertelsmeister Salomon Hesse in der Subhastation die Saueressigsche Buchhandlung (begründet zu Anfang des 18. Jahrhunderts von Raphael Christian Saueressig)für 3010 Thaler und überließ dieses Geschäft seinem Schwiegersohne, der es mit der alten Firma vereinigte.

1757 scheint Friedrich Heckel gestorben zu sein; Walther war schon am 2. Januar 1738 vom Kurfürsten Friedrich August II. zum Hof-Buchhändler und am 9. August 1754 zum Kommerzienrat ernannt worden.

Georg Conrad Walther war ein Bücher-Verleger, wie er wünschenswerter von keinem Autor gedacht werden konnte.

Zu den hervorragendsten Autoren des Waltherschen Verlages gehörten außer Voltaire und Winckelmann, mit welchen W. in engster Verbindung und lebhaftem Schriftwechsel stand, auch Ewald von Kleist, Chateaubriand, Lafontaine, Beaumarchais, Petrarca, Goldoni, Keate, Locke, Swift u. a.

1772 besaß die Walthersche Hofbuchhandlung Filialen in Warschau und Prag.

Am 29. Januar 1768 starb Georg Conrad Walther mit Hinterlassung einer Witwe und dreier Söhne. Bis 1808 führten Georg Paul Walther und Georg Friedrich Walther die Hofbuchhandlung unter der Firma Gebrüder Walther weiter, während Conrad Salomon Walther, als Besitzer einer Buchdruckerei, im Jahre 1766 zum kurfürstlichen Hofbuchdrucker ernannt wurde. Seine Offizin ging im Jahre 1815 an L. H. Ramming über, welche Firma noch heute in Dresden besteht.

Georg Friedrich Walther überließ das Geschäft, nachdem sein Bruder Georg Paul verstorben war, seinem einzigen Sohne Georg Moritz Walther, als »Senator Walther« bekannt durch[124] seine vielseitige und umsichtige Thätigkeit für das Gemeinwohl der Stadt Dresden. Michaelis 1824 verkaufte dieser die Buchhandlung an Johann Gottlieb Wagner, der seit 1819 Teilhaber des Verlags- und Kommissionsgeschäfts von Erdmann Ferdinand Steinacker in Leipzig gewesen war. Nach seinem am 9. April 1839 erfolgten Tode kaufte sein Schwager Simon Traugott Bromme den Erben Wagners das Geschäft ab und nahm seinen Vetter Kurt Louis Bromme als Teilhaber auf.

Am 30. Juni 1849 erwarb Rudolf Kuntze die Hofbuchhandlung, trennte 1850 das Sortiment vom Verlag und übergab jenes, während er selbst sein Verlagsgeschäft nach Hamburg verlegte, am 1. Januar 1854 an den 1827 zu Zittau geborenen Hermann Burdach, unter dem das Geschäft sich bedeutend hob und zu hohem Ansehen gelangte. Am 24. September 1872 starb Burdach und am 3. Dezember 1872 ging die Firma durch Kauf in den Besitz von Gustav Heinrich Warnatz, geb. am 5. Okt. 1847 in Dresden und Friedrich Georg Lehmann, geb. am 10. Sept. 1846 in Bautzen über.

Auf dem Gebiete des Verlages entfaltete die Handlung eine ersprießliche Thätigkeit. Von den vielen Hunderten von Autoren seien noch besonders erwähnt: Fr. A. Ammon, F. A. Ebert, Franklin, E. Förstemann, J. G. Th. Grässe, Ludw. Reichenbach, L. Rabenhorst, H. Hettner, C. G. Carus, L. Gruner, G. Schleiden, H. Wäntig, Karl Woermann, W. Osborne, P. E. Richter.

Warnatz trat am 30. Juni 1898 aus der Firma aus, um die Firma Otto Hendel in Halle zu übernehmen und befindet sich seitdem das Geschäft im alleinigen Besitze von Georg Lehmann.

Quellen: Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels, XX. Bd.; Festschrift zum 3. 12. 1897.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 124-125.
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