Fischer, Gustav

[247] Fischer, G. Im Jahre 1789 eröffnete Johann Michael Mauke in Jena eine Verlagshandlung, der bereits im Jahre 1771[247] die Gründung einer Buchdruckerei vorausgegangen war. 1790 hat ihr Friedrich Schiller, »Professor der Philosophie in Jena«, eine von ihm veranstaltete »Allgemeine Sammlung historischer Memoires vom 12. Jahrhundert bis auf die neuesten Zeiten« zum Verlag anvertraut. 1817 übernahm Friedrich Mauke, Johann Michaels dritter Sohn, die Handlung, die er von da ab unter seinem Namen führte. Da derselbe keinen männlichen Erben hatte, adoptierte er im Jahre 1818 den damals vierjährigen Oskar Hermann Schenk, welcher im Jahre 1840, nunmehr Oskar Hermann Mauke, als Teilhaber in das Geschäft eintrat. Im Jahre 1844 wurde dieser alleiniger Besitzer des Verlags und der Druckerei, behielt aber die bisherige Firma bei.

1866 verkaufte Mauke den größeren Teil seines Verlages an Hermann Dufft, ein Teil und insbesondere die Druckerei blieben in seinem Besitz; letztere wurde im Jahre 1876 an August Neuenhahn verkauft, während die von Mauke beim Verkauf an Dufft zurückbehaltenen Verlagswerke im Februar 1895 von Hermann Haacke in Leipzig, der damit sein Geschäft begründete, übernommen worden sind.

Hermann Dufft blieb im Besitz der Handlung bis zum November 1877; in den ersten Jahren gab er seine Unternehmungen unter der Firma Maukes Verlag (Hermann Dufft) heraus, in den letzten Jahren nur unter eigenem Namen. Nach seinem Fortgang aus Jena ging das Geschäft an Gustav Fischer über, welcher dasselbe von da ab unter seinem Namen fortgeführt hat.

Solange der Verlag im Besitz der Maukeschen Familie war, ist in ihm ein bestimmter Charakter nicht zum Ausdruck gekommen. Es fanden nicht nur wissenschaftliche Werke Aufnahme, sondern auch Schriften, welche für ein weiteres Publikum bestimmt waren, Belletristik, Schulbücher und anderes.

Nur wenige Werke aus der Maukeschen Zeit finden heute noch eine größere Verbreitung, jedoch das Heumannsche Handlexikon zu den Quellen des römischen Rechts und Gerbers System des deutschen Privatrechts erfreuten sich auch jetzt noch annähernd des gleichen Jahresabsatzes wie vor 30 Jahren; freilich haben beide Werke im Laufe der Zeit eine gründliche Umgestaltung durchmachen müssen.

Hermann Dufft hat sich in seinen Unternehmungen ganz vorwiegend auf wissenschaftliche Werke beschränkt, allein eine bestimmte Richtung hat auch er seinem Verlag nicht gegeben, vielmehr hat er Schriften aus allen Zweigen der Wissenschaft veröffentlicht.[248]

Diese universelle Haltung des Verlags mußte verlassen werden. Um sich auf das Gebiet der Medizin, Naturwissenschaften, Rechts- und Staatswissenschaften zu beschränken, verkaufte Dr. G. Fischer in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts den größten Teil des alten philologischen Verlags und sämtliche Schulbücher, so an H. Kerler in Ulm, C. Graeser in Wien, P. Matthaei in Jena u. a.

Eine Uebersicht über den ausgedehnten Verlag muß sich auf das Allernotwendigste beschränken. Das Gebiet der Medizin umfaßt fast die Namen aller Kapazitäten: K. von Bardeleben m. A. (Anatomischer Anzeiger und Handbuch der Anatomie des Menschen); G. Schwalbe m. A. (Morphologische Arbeiten, 7 Bände 332 Mk.); Ernst Ziegler m. A. (Beiträge zur Anatomie und Pathologie, 22 Bände 501.50 Mk.); O. Uhlworm m. A. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde etc.); Penzoldt-Stintzings Handbuch der speziellen Theraphie innerer Krankheiten, 6 Bände; O. und R. Hertwig; der Verlagskatalog verzeichnet etwa 600 Mediziner als Autoren.

Die Naturwissenschaft vertreten Namen wie Bergh, Boveri, Braun, Hallier, Haeckel, Hamann, Keibel, Migula, Rabl, Röse, Semon, Strasburger, Weismann u.s.w., im Ganzen etwa 500 Namen.

Auch die Rechts- und Staatswissenschaft ist glänzend vertreten. Neben dem berühmten »Handwörterbuch der Staatswissenschaften« mit Autoren wie Bähr, von Ihering, von Liszt, Adler, Conrad, v. d. Borght, Elster, Lexis, Lamprecht, Hertzka, Nasse, Paasche, von Scheel u. s. w.

Endlich erwähnen wir noch die Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens; das fortlaufende, alphabetische Verzeichnis der Verlagsartikel umfaßt 189 Seiten in Großlexikon-Oktavformat.

Quellen: Verlagskatalog 1898.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 2. Berlin/Eberswalde 1903, S. 247-249.
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