Froschauer, Christoph

[285] Froschauer, C. Christoph Froschauer, der erste berühmte Buchdrucker Zürichs stammte aus Neuburg bei Oetting in Bayern. 1519 wird er als Bürger Zürichs aufgenommen »von siner Kunst wegen.« Seine ersten bekannten Druckwerke, zwei von Leo Jud, dem vertrauten Freunde Zwinglis, in das Deutsche übersetzte Schriften des Erasmus stammen aus dem Jahre 1521. Froschauer, ein Freund Zwinglis, hat auch beinahe alle einzelnen Schriften des Reformators, etwa 80 Nummern gedruckt und verlegt; zum Teil in Gemeinschaft mit dem seit 1523 aufgetretenen Zürcher Buchdrucker Hans Hager.

Froschauers Offizin nahm in wenigen Jahren eine bedeutende Ausdehnung an, mit ihr sein Verlag, der nach und nach gegen 600 Schriften umfaßte.

Abgesehen von zahlreichen Bibelausgaben in griechischer, lateinischer, deutscher und sogar englischer Sprache druckte er nicht weniger als 75 Schriften (einschließlich der verschiedenen Auflagen) von Zwingli, 132 von Bullinger, 86 von Rud. Walther (Gualtherus), 21 von Petrus Martyr Vermilius u. s. w. Seine Thätigkeit in dieser Richtung steht ebenbürtig neben der der Wittenberger Drucker für die Lutherischen.

Einen Ehrenplatz unter seinen Verlagswerken nehmen ferner die zahlreichen, zum Teil umfangreichen Schriften von Conrad Gesner ein, eines der bedeutendsten Naturkundigen des 16. Jahrhunderts, dessen mehrbändiges »Thierbuch« in Folio mit seinen Tausenden vortrefflicher Holzschnitte ebensowohl von der umfassenden Gelehrsamkeit seines Verfassers, wie von dem Unternehmungsgeist und dem typographischen Geschmack seines Verlegers zeugt. Gesner war zugleich der Erste, der das Feld der Bibliographie (in seiner Bibliotheca universalis 1545) und der vergleichenden Sprachkunde (in seinem Mithridates 1555) mit Erfolg bebaute (vergl. Artikel Salomon Geßner).

Neben diesen hervorragenderen Erzeugnissen der Froschauerschen Presse finden wir eine große Anzahl von kleineren theologischen Streitschriften (von Erasmus, Leo Jud, Oecolampadius, Utz Eckstein,[285] Vadianus, Pellicanus etc.), Katechismen und andere Schulbücher, Gebet- und Gesangbücher, verschiedene Ausgaben alter griechischer und lateinischer Autoren, medizinische Schriften und viele andere, aus denen wir nur hervorheben: das wichtige und seltene deutsche Wörterbuch von Joh. Maaler (Pictorius), Hans Blums Säulenbuch, Joh. Stumpffs Concilium zu Constantz und dessen Gem. Eydgnoschaft beschreybung.

1524- 29 veranstaltete Froschauer die erste Schweizerausgabe der ganzen Bibel (in Großfolio) mit Zugrundelegung des größten Teils in Lutherscher Uebersetzung. Bis zum Jahre 1564 hat man allein 27 Froschauersche Ausgaben der ganzen Bibel gezählt, davon 20 in deutscher Sprache; vom Neuen Testament 15 Ausgaben. Falkenstein berichtet, Froschauers »Ruf war so groß, daß er sogar von England aus Aufträge für seine Presse erhielt. Aus dieser ging u. a. die erste englische Bibel The bible (by M. Coverdale) Prynted in the yeare of our lorde MDXXXV Fol. hervor. Nur die Zueignung und das Vorwort sind in London gedruckt.«

»Froschauer,« schreibt sein Biograph Vögelin, »verwandte auf die typographische Ausstattung seiner Druckwerke große Sorgfalt und Unkosten. Nachdem er anfangs zu denselben lateinische Lettern gebraucht, ließ er ganz neue, große deutsche, der sogenannten Schwabacher Schrift ähnliche Lettern gießen und versah nicht nur die mehreren Ausgaben sowohl der ganzen Bibel als des Neuen Testamentes mit zierlichen Vignetten als Anfangsbuchstaben, sondern auch mit sehr vielen Bildern in Holzschnitt.«

Froschauer bediente sich mehrerer Druckermarken, je nach dem Format seiner Druckwerke. In einer großen architektonischen Einfassung befindet sich auf einem gezäumten Frosch reitend ein helmtragender Genius, in der linken Hand hält er den Zaum, in der rechten eine kleine Fahne, auf der die Buchstaben CR. FR., oben in einem Kranze der Zürichschild stehen; ein anderes Zeichen zeigt einen Weidenbaum, um den drei Frösche herumsitzen und an dem der vierte hinaufklettert; ein drittes bringt dasselbe Baumemblem, aber versehen mit einem Spruchband mit dem Namen des Druckers; ein viertes endlich hat vor dem Baume mit den Fröschen noch einen nackten Knaben oder Genius auf einem großen Frosch reitend.

Mit Hinterlassung eines Vermögens von 12000 Gulden starb Froschauer am 1. April 1564, die Druckerei übernahm Christoph Froschauer der Jüngere für die Summe von 9400 Gulden. Als dieser im Jahre 1585 ohne direkte Erben starb, ging die[286] Buchdruckerei im Jahre 1590 an Johannes Wolf über. Nach mehrfachem Besitzwechsel im 17. und 18. Jahrhundert ist sie in die Buchdruckerei von Orell, Füßli & Co. aufgegangen (vergl. diesen Artikel, sowie Artikel Geßner).

Quellen: S. Vögelin, C. Fr. Zürich 1840; Horner, Neujahrsblatt der Stadtbibliothek, Zürich 1841; E. C. Rudolphi, Die Buchdruckerfamilie Froschauer etc., Verzeichniß der aus ihrer Offizin hervorgegangenen Druckwerke, Zürich 1869.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 2. Berlin/Eberswalde 1903, S. 285-287.
Lizenz:
Faksimiles:
285 | 286 | 287
Ähnliche Einträge in anderen Lexika