Grüninger, Johann

[344] Grüninger, J. Der Straßburger Drucker Johann Grüninger (sein eigentlicher Name ist Johann Reinhard) war gebürtig aus Grüningen in Württemberg. 1480 kommt er in Basel als Drucker vor und im Oktober 1482 erwarb er in Straßburg das Bürgerrecht. Hier ließ er sich in die Goldschmiedezunft aufnehmen; seine Offizin befand sich in der Schlauchgasse, später auf dem Sandplatz.

1483 vollendete Grüninger in Gemeinschaft mit Heinrich von Ingweiler den Druck der Historia scholastica des Petrus Comestor, trennte sich jedoch schon während des Druckes von seinem Teilhaber. Aus dem Jahre 1484 stammt der Druck Margarita martiniana nebst der Concordia discordantium canonum mit den Glossen des Bartholomäus von Brescia, ein mit roten Rubriken und Initialen ausgestattetes Großfoliowerk, das zu den schönsten Erzeugnissen jener Zeit gerechnet werden muß. Weiter sind von Grüningers Drucken bekannt: Ausgaben von Horaz, Terenz und Virgil; Geiler von Kaisersbergs Predigten; eine Reihe von Werken aus dem Gebiete der Medizin, Geschichte und Schönen Litteratur; Schriften von Humanisten und namentlich auch katholische Traktate (von Th. Murner, G. Gebwiler u. a.), denn er war der einzige Straßburger Drucker, der auch nach Einführung der Reformation katholische Schriften veröffentlichte. Wenngleich auch seine Werke in der Paginierung vielfach fehlerhaft sind, so hielt er doch sehr auf schöne Ausstattung mit Holzschnitten und Verzierungen, sodaß die Illustrationen in seine Erzeugnissen einen eigenen Holzschnitt-Stil bilden. Für ihn arbeiteten u. a. Künstler wie Hans Baldung Grien, Joh. Wächtelin und Hans Schäufelein. Das letzte von Grüninger gedruckte Buch Geberi philosophi ac alchimistae maximi, de Alchimia, libri tres wurde am 10. März 1529 vollendet; später hat er sich auch als Verleger versucht.

Für auswärtige Buchhändler hat er vielfach gedruckt, so z.B. für Koberger in Nürnberg, Schönsperger in Augsburg, C. Hist in Speier.

Unter seinen Druckersigneten unterscheidet man fünf verschiedene: 1) In einem länglichen Viereck auf schwarzem Grund ein weißer Kreis, auf dessen Durchmesser ein Monogramm steht; eine der senkrechten Linien dieses letztern durchbricht oben den Kreis und endet in einem von der Straßburger Lilie überragten Kreuz; unter dem Durchmesser befindet sich rechts ein Stern und über dem Kreis, zu beiden Seiten des Kreuzes, die Buchstaben E. F. und D. V. 2) Der mit einem Strahlenglanz gekrönte Adler des Evangelisten Johannes, mit einer Klaue ein offenes Buch haltend, auf welchem[344] sich Grüningers Monogramm befindet; auf einem darüber befindlichen Spruchband steht Sanctus Johannes. 3) Ein Adler und ein Löwe halten das an einem Baum hängende Wappenschild mit dem Monogramm. 4) Das Monogramm in einem kleinen länglichen Schild. 5) Eine Randleiste enthält den Buchstaben G, der zwischen einem geöffneten Zirkel und einem Winkelmaß steht.

Quellen: S. C. Schmidt, Zur Geschichte der ältesten Bibliotheken und der ersten Buchdrucker zu Straßburg, 1882; P. Heitz, Elsässische Büchermarken, Straßburg 1892 (vergl. auch Artikel Heitz); Allgem. deutsche Biographie X. Band.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 2. Berlin/Eberswalde 1903, S. 344-345.
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