Jenisch, Karl Friedrich von

[514] Jenisch, K. Fr. Karl Fr. von Jenisch wurde als Oberförsterssohn am 29. 6. 1771 zu Winterbach in Württemberg geboren, erhielt einen guten Hausunterricht und besuchte dann das Gymnasium zu Schorndorf. In seinem 14. Jahre trat er in die C. H. [514] Stagesche Buchhandlung in Augsburg in die Lehre. Unermüdlicher Fleiß und ausgeprägtestes Geschäftsinteresse ließen ihn seine Stellung schnell befestigen, sodaß er bald Geschäftsführer der Firma wurde.

Von Jenisch wäre 1806 um ein Haar Palms Schicksal verfallen. Er war der Verbreitung der bekannten Schrift »Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung« angeklagt, wurde gefangen genommen und nach Braunau transportiert. Auf dem Wege begegnete ihm der damalige Augsburger Polizeidirektor von Andrian, der die Transporteure veranlaßte von Jenisch nach München zu bringen. Der Tod wurde über ihn ausgesprochen, jedoch König Maximilian Joseph verweigerte seine Auslieferung, dadurch wurde er gerettet.

1813 brachte von Jenisch die Stagesche Buchhandlung an sich und firmierte von nun ab von Jenisch- und Stagesche Buchhandlung. Sein Verlag umfaßte deutsche, französische, italienische und englische Werke. Den Verlag trennte er 1830, als er die Buchhandlung seinem Sohne übergab, vom Sortiment. Er fiel erst nach seinem am 11. April 1837 erfolgten Tode an den Sohn Carl von Jenisch. Dessen Erben verkauften das Geschäft 1852 an A. Heine und W. Geiß, welche der Firma den Namen Heine & Comp. hinzufügten. 1866 ging ein Teil des Verlages an Alfred Coppenrath in Regensburg, ferner eine Reihe von Verlagswerken an R. Preyß in Augsburg (gegr. 1877), der übrige, größte Teil aber an die B. Schmidsche Verlagsbuchhandlung in Augsburg (gegr. um 1740) käuflich über.

Der Verlag der namentlich Anfang und Mitte des vergangenen Jahrhunderts bekannten Verlagsbuchhandlung bewegte sich vorzugsweise auf dem Gebiete der Volks- und Jugendschriften, sowie auch der Erbauungslitteratur. Neben einer Sammlung von »Komödien« (etwa 100 Bändchen), einer »deutschen Schaubühne« (in 50 Bänden) und einer Sammlung von 24 »Originaltheater-Stücken« finden wir Werke wie: C. Hartmanns encyklopäd. Wörterbuch der Technologie, 4 Bände, 2. Auflage 1840; veterinärmediz. Schriften von J. M. Kreutzer; H. Rebaus und Chr. Schmids Jugendbibliothek; die außerordentlich zahlreichen landwirtschaftlichen Schriften von J. E. von Reider; »Pfennig-Bibliothek der Unterhaltung für gebildete Stände« mit Anschluß einer umfangreichen Sammlung Romane, sowohl deutscher Originale als Uebersetzungen, unter letzteren namentlich die historischen Romane der englischen Schriftstellerin Anna Eliza Bray.

Quellen: Neuer Nekrolog der Deutschen 1837; Verlags-Katalog 1824, 1840, 1860/68.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 3. Berlin/Eberswalde 1905, S. 514-515.
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