Max, Josef

[662] Max, J. Josef Max in Breslau, ein Mann, welcher sich um die deutsche Literatur unbestrittene Verdienste erworben und es zugleich verstanden hat, mit außerordentlich geringen Mitteln schon nach einem Jahrzehnt sein Verlagsgeschäft zu einem der bekanntesten Norddeutschlands zu erheben, wurde am 30. Januar 1787 in Breslau, woselbst sein Vater als Kaufmann in sehr beschränkten Verhältnissen lebte, geboren. Nach kaum begonnenem Gymnasialunterricht trat Max mit 15 Jahren in der Buchhandlung seines Oheims Kühn in Posen seine Lehrzeit an. Hier wurde er, wie er so oft hervorzuheben pflegte, in den ersten Jahren fast nur zu geringen Diensten verwandt und mit den gewöhnlichsten mechanischen Arbeiten beschäftigt; erst in dem letzten seiner 5 Lehrjahre bot sich ihm Gelegenheit, sich einige Kenntnis der Literatur zu eigen zu machen. Desto emsiger benutzte er jetzt die wenigen freien Stunden, um sich wissenschaftlich mehr auszubilden, und die Schriften eines Garve, Jung-Stilling, Zimmermann und Knigge haben für sein ganzes Leben entscheidend auf ihn gewirkt. Mit seinem 22. Jahre, kurz nach beendeter Lehrzeit, begab er sich nach Breslau, wo er mit einem Erbteile von 500 Talern im Spätherbste des Jahres 1809 unter der Firma Kunst- und Industrie-Comptoir, die sich jedoch schon nach wenigen Jahren in Josef Max & Co. änderte, eine Buchhandlung eröffnete. Seine rastlose, angestrengte Tätigkeit, seine Umsicht und geschickte Benutzung der Verhältnisse – wobei ihm die Übersiedelung der Frankfurter Universität nach Breslau außerordentlich zu Statten kam – gewannen ihm bald Gönner und Freunde, von welchen wir aus den ersten Jahren nur Manso, Passow, Steffens, v. d. Hagen, Domherr Krüger, v. Richthofen, v. Lüttwitz und Dr. Grattenauer anführen. Mit den meisten dieser Autoren unterhielt Max lange Zeit einen lebhaften persönlichen und brieflichen Verkehr. Die äußerst anregende Geselligkeit in seinem Hause, hervorgerufen durch die damals in der ästhetischen Welt so beliebten »Theeabende« war allgemein bekannt. Daß sich der Briefwechsel mit seinen Autoren keineswegs blos auf geschäftliche Angelegenheiten beschränkte, beweisen die an ihn gerichteten Briefe von Goethe, Jean Paul, Steffens, Ludwig Tieck, E. Th. Amadeus Hoffmann, Frau v. Paalzow u. A. Von bedeutenderen Verlagsunternehmungen erwähnen wir die Werke eines Braniß, Gaupp, v. d. Hagen, Steffens, Stenzel, Wuttke, Middeldorpf, Tieck, den Brüdern Karl Otfried, Julius und Eduard Müller, der Frau Majorin von Paalzow, von Adam Oehlenschläger, Caballero und die von Habicht und Schall aus dem Arabischen übersetzten Erzählungen aus »Tausend und eine Nacht«. Zu einzelnen derselben ging von Max selbst die erste Anregung aus. Fast sämtliche Verlagsartikel zeichneten sich durch saubere Ausstattung aus, ein Moment, welches zur weiteren[662] Verbreitung derselben und zu neuen glücklichen Erfolgen wesentlich beitrug. Als Goethe an die Gesamtausgabe seiner Werke letzter Hand ging, trug sich ihm Max als Verleger und zugleich ein Honorar von 100000 Taler an. Goethe, der bald darauf mit Cotta abschloß, antwortete damals ausweichend, insbesondere meinte er, daß das Honorar »dem höchst bedeutenden Unternehmen wohl nicht gleich zu halten sein möchte.« – Infolge anhaltender Kränklichkeit führte Max fast zwei Jahrzehnte ein sehr zurückgezogenes Leben, er starb am 20. 10. 1873.

Die Maxschen Erben verkauften das Geschäft an August Hermann, der Max Tietzen als Teilhaber aufnahm und sein Verlagsgeschäft, A. Herrmans Verlag in Leipzig mit J. Max & Co. vereinigte. Die Sortimentsabteilung trat der inzwischen Alleininhaber gewordene Tietzen im Jahre 1894 an Ewald und Martin Wellmann ab, welche noch heute Besitzer der Firma sind. Der größte Teil des Verlages wurde an Albert Heitz in Stuttgart abgetreten.

Quellen: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 1873; Einiges aus Briefen an Jos. Max (in Prutz, deutsches Museum 1864 Nr. 25); Verlagskataloge von 1825, 1837, 1845, 1870.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 4. Berlin/Eberswalde 1907, S. 662-663.
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