Perles, Moritz

[752] Perles, M. Moritz Perles, geboren am 15. Dezember 1844 zu Prag, erlernte daselbst in den Jahren 1858-1862 bei J. Schalek den Buchhandel und war hierauf von 1862-1869 in der Beckschen Hof- und Universitäts-Buchhandlung (A. Hölder) – nach einer zehnmonatlichen Zwischen-Kondition bei J. Bensheimer in Mannheim – in hervorragender Weise tätig. Schon hier begann der rührige junge Mann seine Tätigkeit als Verleger, indem er 1866 das »Adreßbuch der österr.-ungar. Buchhändler herausgab, von welchem jetzt der 32. Jahrgang erschien. 1869 gründete Perles mit geringen Mitteln seine Buchhandlung, die sich naturgemäß anfangs nur in bescheidenen Grenzen bewegte. Allmählich aber dehnte sich das junge Geschäft aus und nahm einen solchen Aufschwung, das es heute zu den hervorragendsten Buchhandlungs-Firmen der österr. ungar. Monarchie zählt.

Die Firma kultivirt gleicherweise Verlag, Sortiment und Kommissionsgeschäft, und widmet allen Abteilungen die gleiche Sorgfalt.[752] Vorzugsweise pflegt sie Medizin, Jurisprudenz und Forstwissenschaft, sowie Veterinärkunde, für welche Disziplinen Perles hervorragende Fachmänner zu gewinnen wußte.

Außerdem schuf sich Perles eine Spezialität in seinem 1869 errichteten Kalenderverlage, der, 120 verschiedene allgemeine und Fachkalender umfassend, der bedeutendste nicht nur der Monarchie, sondern weit über die Grenzen derselben hinaus ist.

Das Sortiment unter der umsichtigen Leitung seines Schwagers Friedrich Schiller, zählt zu den vornehmsten und vielseitigsten der Kaiserstadt und ist sowohl für deutsche, sowie auch für fremdsprachige Verlagswerke eine gesuchte Absatzquelle.

Das Kommissionsgeschäft endlich nimmt vermöge seiner Kommittentenzahl unbestritten den ersten Rang ein unter allen derartigen Geschäften der Hauptstadt und der Monarchie.

1870 begann Perles mit der Herausgabe des Kriegskartenverlages, 1871 folgte das Ruthnersche Prachtwerk »Das Kaisertum Oesterreich«. Den pädagogischen Verlag leitete 1874 die Verbindung mit Th. Brunner ein. 1877 folgten die veterinärwissenschaftlichen Schriften Alb. Kochs und die Müllerei-Fachwerke Pappenheims. 1878 rief Perles mit R. v. Dombrowski den Jagdkalender ins Leben und begann durch den Verlag der Hugo H. Hitschmannschen Schriften den Ausbau der landwirtschaftlichen Abteilung seines großen Verlages. Von sonstigen hervorragenden Verlagswerken seien noch genannt die Oesterreich. Justizgesetze; Hayeks Handatlas der Naturgeschichte; das Oesterreich. Zentralblatt für juristische Praxis; desgl. für die gesamte Therapie; Enzyklopädie für Tierheilkunde, desgl. für Forst- und Jagdwissenschaften usw. 1887 erwarb Perles sämtliche Schriften und Instrumente des Hofrats Preßler in Tharandt und 1888 schloß sich dieser Erwerbung der Ankauf der Wiener medizin. Wochenschrift an. 1890 gründete Perles das österreich.-ungar. Zentralblatt für mediz. Wissenschaften.

Quellen: Widmung zur Feier des 25jähriges Bestandes der Firma M. P.; Verlagskatalog 1869-1894.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 4. Berlin/Eberswalde 1907, S. 752-753.
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