I. Allgemeiner Charakter der Erhebung

[1] Die gegenwärtige Erhebung versucht festzustellen: einerseits, welche Einwirkung die geschlossene Großindustrie auf persönliche Eigenart, berufliches Schicksal und außerberuflichen »Lebensstil« ihrer Arbeiterschaft ausübt, welche physischen und psychischen Qualitäten sie in ihnen entwickelt, und wie sich diese in der gesamten Lebensführung der Arbeiterschaft äußern, – andererseits: inwieweit die Großindustrie ihrerseits in ihrer Entwicklungsfähigkeit und Entwicklungsrichtung an gegebene, durch ethnische, soziale, kulturelle Provenienz, Tradition und Lebensbedingungen der Arbeiterschaft erzeugte Qualitäten derselben gebunden ist. Es sind damit also zwei verschiedene Fragen miteinander verkoppelt, welche der Theoretiker[1] scheiden kann und muß, die aber in der Praxis der Untersuchung fast überall kombiniert miteinander auftreten, dergestalt, daß, wenigstens letzten Endes, die eine nicht ohne die andere beantwortbar ist. –

Der Verein für Sozialpolitik tritt mit dieser Erhebung auf den Boden der ausschließlich wissenschaftlichen Zwecken dienenden Arbeiten. Den beabsichtigten Publikationen und ebenso den möglicherweise sich daran anschließenden Erörterungen liegt jegliche unmittelbar praktische »sozialpolitische« Tendenz fern; ihr Zweck ist ein rein »sozialwissenschaftlicher«. Nicht darum handelt es sich, wie die sozialen Verhältnisse in der Großindustrie zu »beurteilen« seien, ob insbesondere die Lage, in welche der moderne geschlossene Großbetrieb die Arbeiter versetzt, erfreulich sei oder nicht, ob jemand und eventuell wer an etwaigen unerfreulichen Seiten derselben eine »Schuld« trage, was daran etwa gebessert werden solle oder könne und auf welchem Wege? Sondern es handelt sich ausschließlich um die sachliche und objektive Feststellung von Tatsachen und um die Ermittlung ihrer, in den Existenzbedingungen der Großindustrie und der Eigenart ihrer Arbeiter gelegenen, Gründe. Und diese Tatsachen, deren Feststellung erstrebt wird, liegen gleichfalls nicht auf Gebieten und führen auch nicht auf Probleme, welche mit den Mitteln der Gesetzgebung in Angriff genommen werden können. Damit soll nicht etwa gesagt sein, daß sie kein praktisches Interesse böten. Die Frage, ob und eventuell an welche durch »Volkscharakter« und Kulturstand bedingte Qualitäten unserer Arbeiterschaft die Leistungsfähigkeit unserer großen Industrien gebunden ist, ebenso die umgekehrte Frage, mit welchen, durch den stetigen Fortschritt unserer großindustriellen Entwicklung in unseren Arbeitern herangezüchteten, weil für die Großindustrie notwendigen oder nützlichen physischen und psychischen Eigenschaften wir in Zukunft zu rechnen haben, in welche allgemeinen Lebensbedingungen endlich diese so geartete Arbeiterschaft hineingestellt ist und sein wird, – diese Fragen sind sicherlich für äußerst wichtige allgemeine Probleme, nicht nur handelspolitischer, sondern allgemein »kulturpolitischer« (z.B. auch schulpolitischer) Art von ganz erheblicher Bedeutung. Und die Verbreitung von Klarheit über jene Fragen könnte auch für die Beteiligten, die großindustriellen Unternehmer wie die Arbeiter selbst, von beträchtlichem praktischen Interesse werden. Sie[2] könnte schließlich auch über Fragen wie die: was angesichts der gegebenen Existenzbedingungen der Großindustrie auf dem Wege der Gesetzgebung überhaupt als »erreichbar« gelten darf, was nicht, mehr Licht verbreiten, als heute vorhanden ist. Allein diese möglichen praktischen Nebenerfolge der Erhebung sind nicht ihr Zweck. Es ist nicht die Absicht des Vereins, mittels der diesmaligen Erhebung irgendwelche praktischen Fragen in der Art zur Diskussion zu stellen, wie dies bei manchen seiner früheren Erhebungen der Fall war und der Fall sein mußte. Vollends denkt der Verein nicht daran, etwa durch seine Erhebung Material zu liefern, um über die Interessenten, seien dies nun Arbeiter oder Unternehmer, »moralisch« zu Gericht zu sitzen. Mit solchen Absichten wäre der wissenschaft lichen Unbefangenheit dieser Untersuchungen in keiner Weise gedient. Das ganze Problem, um welches es sich handelt, ist schon seiner Natur nach – es scheint nicht überflüssig, dies auch den Herren Mitarbeitern gegenüber zu betonen – ein sozialpolitisch durchaus neutrales. Es folgt daraus beispielsweise: Wo dem Bearbeiter eines Teilgebiets Klagen der Arbeiter über irgendwelche Zustände (Lohnsystem, Verhalten der Werkführer usw.) in industriellen Betrieben entgegentreten, da würde ihn dieser Umstand – im Sinne der gegenwärtigen Erhebung – nicht als Symptom einer praktischen »Frage« etwas angehen, zu der er urteilend Stellung zu nehmen hätte, sondern er käme für ihn lediglich als Begleiterscheinung bestimmter (technischer, ökonomischer, psychologischer) Umbildungsprozesse in Betracht, die es objektiv in ihrem Verlauf zu erklären gilt. In diesem Sinne betrachtet, können solche Stimmungen der Arbeiterschaft natürlich auch für die gegenwärtige Erhebung von bedeutendem Interesse sein. Allein der Bearbeiter würde sie alsdann nicht auf ihre »Berechtigung«, sondern lediglich auf ihre Entstehung hin anzusehen haben. Und selbstverständlich würde für gereizte Aeußerungen der Unternehmer über die Arbeiterschaft der gleiche Grundsatz, sie als Symptome von Entwicklungsreibungen festzustellen und eventuell zu analysieren, zu gelten haben. –

Die gegenwärtige Erhebung verfolgt also – in dem ebenerwähnten Sinne – »theoretische« Ziele. Es erscheint nützlich, noch ausdrücklicher, als dies aus dem mitgeteilten »Arbeitsplan« selbst hervorgehen kann, zu veranschaulichen, welcher Art diese Ziele sind. –[3] Die Erhebung beschränkt sich in ihrem Objekt zunächst insofern, als sie die geschlossene Großindustrie – Unternehmungen also, welche gänzlich oder mindestens dem Schwerpunkte nach geschlossene Großbetriebe schaffen – zum Gegenstand hat: die etwa angegliederte Heimarbeit wäre aber natürlich, nach Eigenart und Provenienz ihrer Arbeiterschaft, mit der im geschlossenen Betriebe verwendeten zu vergleichen. Ueberhaupt könnte ein Vergleich mit hausindustriellen Verhältnissen gegebenenfalls fruchtbar sein. – Die Erhebung findet ferner ihr letztes Ziel nicht in der Analyse der »morphologischen« Fragen: Organisation der Produktion und des Absatzes und innere Betriebsgliederung, nach deren technischer und ökonomischer Bedingtheit. Allerdings ist es naturgemäß durchaus unumgänglich, daß der Bearbeiter von diesen Dingen sich für sein Arbeitsgebiet eine gründliche Kenntnis verschafft, wie dies ja auch in dem ersten Absatz des »Arbeitsplanes« vorausgesetzt wird. Die Punkte, auf welche es dabei ankommen würde, sind z.B. in der Abhandlung von Dr. G. Ephraim (»Organisation und Betrieb einer Tuchfabrik«, Tübingen 1906) für eine bestimmte Industrie behandelt und den Herrn Mitarbeitern kann das Studium dieser Darstellung nur empfohlen werden. Allein Arbeiten dieser Art würden nicht als Antwort auf die mit dieser Erhebung aufgeworfenen Fragen gelten können, so unentbehrlich sie oft als Vorarbeiten für deren Inangriffnahme sein werden. So würde beispielsweise die Gliederung der Einzelunternehmung in Betriebseinheiten (z.B. eines, in der üblichen Redeweise, sogenannten »Betriebes« – gemeint ist in genauerer Ausdrucksweise: eines in einer Hand und in einem, lokal irgendwie zusammenhängenden, Gebäudekomplex zusammengefaßten Produktionsunternehmens – etwa der Eisenindustrie in technische Betriebseinheiten wie: Gießerei, Kesselschmiede, Maschinenwerkstatt usw., oder einer »Weberei« in technische Betriebseinheiten, wie: Schlichterei, Spulerei, Weberei, Säumerei usw.) und die Art der Abrechnung und des Verkehrs dieser Betriebseinheiten untereinander hier nie das eigentliche Objekt der Darstellung sein dürfen. Das Interesse dieser Erhebung beginnt vielmehr erst bei Fragen wie folgenden: inwieweit besteht – wie immer jene »Betriebseinheiten« innerhalb des Unternehmens produktionstechnisch oder baulich oder buchmäßig (für die Kalkulation) voneinander geschieden oder miteinander kombiniert[4] sein mögen – zwischen ihnen ein Austausch von Arbeitskräften, ein »Avancement« von einer in die andere? oder besteht umgekehrt eine mehr oder minder strenge Scheidung? und hat diese etwa auch in sozialer Hinsicht und im geselligen Verkehr Konsequenzen? Darin verhalten sich z.B. Formerei und Kesselschmiede, Spulerei und Weberei, Weberei und Säumerei gänzlich verschieden zueinander. – Ebenso steht es mit der an sich so wichtigen Organisation des Absatzes. Sie ist nicht um ihrer selbst willen Objekt dieser Erhebung. Dagegen spielt sie nicht selten indirekt in sehr einschneidender Weise in die Fragen dieser Erhebung hinein. Z.B. insofern als die Absatzvermittlung durch Grossisten (»Engrossortimenter«), wie sie die Textilindustrie Englands kennt, die weitestgehende Spezialisierung der Einzelunternehmungen, damit auch ihrer Arbeiterschaft und, als Folge davon, deren kontinuierliche Beschäftigung mit der gleichen Arbeit begünstigt, – was sowohl für das uns interessierende »Berufsschicksal« der Arbeiterschaft wie für die Möglichkeit, einigermaßen »exaktes« Material über deren Leistungsfähigkeit zu gewinnen (s. unten), von Wichtigkeit ist. Wo, wie vielfach in Deutschland, in starkem Maße direkter Verkehr mit den Detaillisten stattfindet, ist die Spezialisierung erschwert, daher der Wechsel der Beschäftigungsart des einzelnen Arbeiters, zum mindesten (so in manchen Zweigen der Weberei) der Wechsel der Sorten, die er herstellt, für seine Lage charakteristisch und für die Gewinnung deutlicher Zahlen, welche das Maß seiner Leistung, deren Schwankungen und ihre Vergleichbarkeit mit derjenigen anderer Arbeiter des gleichen Betriebes charakterisieren könnten, sehr erschwerend. – Wenn so die eigentlich betriebsorganisatorischen und Absatzprobleme für diese Erhebung nur eine indirekte Rolle, wenn auch unter Umständen eine sehr wichtige, zu spielen berufen sind, so muß auf der anderen Seite den Bearbeitern angeraten werden, außer solchen »organisatorischen« auch noch einige im engeren Sinne ökonomische »Vorfragen« zu beachten. So scheint es namentlich wichtig, daß der Bearbeiter sich für die von ihm behandelten Industrien ein möglichst deutliches Bild von dem Maß des Kapitalerfordernisses (für »technische« Betriebseinheiten bestimmter Größen) und für die »organische« Zusammensetzung des erforderlichen Kapitals, das Verhältnis also von Gebäude- und Maschinenkapital einerseits, von Rohstoffkosten und Lohnkosten[5] andererseits, zu beschaffen sucht. So zweifelhaft es ist, wie weit im Einzelfall ein Unternehmer geneigt sein wird, eingehende Angaben über seine individuellen Verhältnisse in dieser Hinsicht zu machen, so wahrscheinlich ist es nach allen Erfahrungen, daß brauchbare Durchschnittswerte relativ leicht festzustellen sein werden. Nicht minder wichtig würde die Feststellung sein, wie sich die Umschlagszeiten der Kapitalien im Verlauf der technischen und ökonomischen Entwicklung der betreffenden Industrie in der letzten Zeit verschoben haben, und welches der jetzige Zustand in dieser Hinsicht ist. Die Art der Zusammensetzung des Kapitals, und das heißt zugleich: der Produktionskostenelemente einer Industrie, äußert sich vor allem in der Richtung, in welcher sich ihre Tendenz zur Arbeitsersparnis bewegt. Jede Einstellung einer neuen, technisch vollkommeneren Maschine bedeutet einerseits Ausschaltung einer Reihe von Arbeitsprozessen, die zur Bedienung der bisher verwendeten Werkzeuge erforderlich waren, und das heißt: Entbehrlichwerden bestimmter, bisher erforderlicher Qualitäten der Arbeiterschaft, andererseits: Verwendung von Arbeitern, welche die neueingestellten Maschinen zu bedienen haben und, um dazu geeignet zu sein, ihrerseits gewisse andere Qualitäten entwickeln müssen. Es ist nun für diese Erhebung einer der entscheidenden Punkte, daß 1. festgestellt wird, welche Art von Arbeitern mit welcher Art von Qualitäten durch solche technischen Umwandlungen nach der einen Seite hin ausgeschaltet und auf der anderen gezüchtet werden, 2. inwieweit dies durch die von Maß und Art des Kapitalbedarfs abhängigen allgemeinen ökonomischen Grundlagen der betreffenden Industrie bedingt ist. Technische Umgestaltungen folgen, infolge der Knappheit des jeweils verfügbaren »Kapitals«, ziemlich genau dem Wege, der durch das jeweilige Maximum möglicher Kostenersparnis vorgezeichnet ist. Wo aber dies jeweils liegt, bestimmt sich in hohem Maße durch die Zusammensetzung des Kapitals der einzelnen, in einer Hand zusammengefaßten Wirtschaftseinheiten. Je nachdem z.B. die Kosten für unwirtschaftlichen Materialverbrauch oder für Maschinenverschleiß oder für Fehler und Ungleichmäßigkeit des Produkts oder die nackten Lohnkosten als solche innerhalb einer solchen Einheit relativ besonders stark ins Gewicht fallen, variieren deren jeweilige technische Entwicklungstendenzen. Die Industrie trachtet, dementsprechend, bekanntlich[6] nicht einfach danach, absolut hochbezahlte Arbeiter als solche durch technische Neuerungen auszuschalten, sondern sie sucht sie, beispielsweise, dann auszuschalten, wenn die Lohnkosten in dem betreffenden Teil des Produktionsprozesses einen relativ besonders hohen Bruchteil des Gesamtkapitals in Anspruch nehmen, weil die betreffende Arbeiterschaft zugleich hoch qualifiziert, also teuer, und relativ besonders zahlreich ist. Und die für diese Erhebung interessierende Frage ist alsdann: inwieweit sie, im Einzelfall, zugunsten einer dünneren Schicht von Arbeitern mit eventuell noch höherer Qualifikation ausgeschaltet oder durch geringer qualifizierte und jederzeit leicht ersetzbare Arbeiter verdrängt wird. Keineswegs immer aber handelt es sich bei solchen Verschiebungen um einfache Lohnkostenrechnungen; vielmehr wäre die Aufgabe gerade: zu untersuchen, inwieweit und in welcher Richtung durch diese, und inwieweit durch andere Erfordernisse, z.B. Gleichmäßigkeit des Produkts, Materialersparnis usw., Verschiebungen in der Technik und damit in der Zusammensetzung der Arbeiterschaft bedingt wurden. Solche Aenderungen können insbesondere auch Funktion des Interesses der Industrie an der Beschleunigung des Umschlags ihres Kapitals sein. Nicht nur trotz, sondern vermittels stetiger Steigerung des stehenden, insbesondere des Maschinenkapitals zugleich die Umschlagsgeschwindigkeit des Gesamtkapitals steigern zu können, ist eine typische Bedingung weitgreifender technischer Neuerungen. Diejenigen Teile des Arbeitsprozesses – und damit auch die an sie geketteten Arbeiter – sind daher diesen Umschaltungsvorgängen am meisten ausgesetzt, an welchen durch maschinelle Mechanisierung am meisten Zeit gespart wird. – Ferner unterstehen große Teile der Fertig- und Halbfabrikatindustrie dem Gesetz der zunehmenden »Standardisierung« ihrer Produkte. Sie suchen zur Ausschaltung der kostspieligen Vielseitigkeit ihrer Produktionswerkzeuge und ihres Absatzapparates ihre Produkte auf eine Minimalzahl möglichst gleichmäßiger Typen zu reduzieren und die Produktion unter diesem Gesichtspunkt zu »mechanisieren«. Technische Neuerungen, Ausschaltungs- und Neueinschaltungsprozesse, welche unter dem Druck dieses Interesses erfolgen, finden demgemäß an derjenigen Stelle des Produktionsprozesses am intensivsten statt, wo an Typik der Produkte am meisten zu gewinnen ist.

[7] Solche und andere, je nach der Eigenart der einzelnen Industrien verschiedene, ökonomische Bedingungen von technischen Neuerungen sollen nun natürlich von der Erhebung nicht etwa um ihrer selbst willen festgestellt werden. Vielmehr sind sie für die hier verfolgten Zwecke zunächst rein methodisch wichtig, für die Frage nämlich: welche einzelnen Industrien und – innerhalb einer jeden – welche Bestandteile ihrer Arbeiterschaft ein besonders geeignetes Objekt für die Feststellung von Unterschieden in der Arbeitseignung der Arbeiter untereinander, ihrer Gründe und Folgen, darstellen, wo also eine eingehende Untersuchung dieses Punktes mit Hilfe der später zu erörternden Mittel die größten Chancen haben würde. Dies wird da der Fall sein, wo 1. die Lohnkosten einen besonders hohen Bruchteil des gesamten Kapitalaufwandes darstellen und also die rationelle Ausnützung der Arbeitskraft für die Rentabilität besonders dringlich ist, wo ferner – was damit häufig, aber keineswegs immer, zusammenfällt – 2. die Qualifikation der Arbeiter von maximaler Bedeutung für den technischen Produktionserfolg nach Quantität und Qualität ist, die Industrie also von der Arbeitseignung der Arbeiterschaft in besonders hohem Maße abhängig ist, und wo endlich 3. die »Standardisierung« der Produkte, damit auch die Kontinuität gleichartiger Beschäftigung der Arbeiter eine besonders große und also die möglichst exakte Messung der Leistungen der Arbeiter (s. unten) ermöglichende ist, – was wiederum mit den beiden erstgenannten Punkten oft, aber durchaus nicht immer zusammenfällt. Typische Produkte, hohe Qualitäten der Arbeiterschaft, starke relative Bedeutung der Lohnkosten bedingen also bei ihrem Zusammentreffen eine besonders günstiges Terrain für den Erfolg aller auf die »Auslese« der Arbeiter bezüglichen Fragen. Dabei versteht es sich jedoch, daß die Erhebung – ganz abgesehen davon, daß sie ja nicht nur auf diese Frage abgestellt ist – durchaus nicht darauf verzichten darf, auch Industrien, bei denen die Bedingungen der Untersuchung in jeder Hinsicht nicht so günstig liegen, in Angriff zu nehmen. Die Chancen, zu Resultaten zu gelangen, sind dabei keineswegs immer absolut schlechtere; denn es darf nicht vergessen werden, daß neben der unmittelbar am Arbeitserfolg meßbaren reinen Arbeitseignung auch rein historische Bedingungen die Verwendung bestimmter Provenienzen in bestimmten Arbeitsstellungen bestimmen. –[8] In sachlicher Hinsicht interessieren jene ökonomischen Grundlagen der Kapitalverwertung und ihre Wandlungen 1. für die Frage: Inwiefern haben jene Eigenarten der Zusammensetzung des Kapitals, der Entwicklung des Kapitalumschlags und der »Standardisierung« in den einzelnen Industrien in absehbarer Vergangenheit zu Aenderungen in der inneren Gliederung der Arbeiterschaft, in deren Berufsschicksal und ihren beruflichen und »menschlichen« Qualitäten geführt? Welche einzelnen Aenderungen dieser Art sind also den einzelnen Entwicklungstendenzen der Kapitalverwertung zuzurechnen? Auf der anderen Seite aber wäre 2. auch zu fragen: ob und in welchem Sinne die betreffende Industrie ihrerseits in der Art ihrer Kapitalverwertung, also z.B. in der Tendenz zu zunehmender Kapitalintensität überhaupt, zur Standardisierung, zur steigenden Umschlagsgeschwindigkeit usw. sich gehemmt findet (oder zu finden glaubt) durch gegebene Qualitäten ihrer Arbeiterschaft, weil diese Qualitäten technische Neuerungen bestimmter Art erschweren. Ist dies der Fall, so fragt sich dann weiter: ob diese Hemmung für sie ganz allgemein besteht (bzw. bestand) oder etwa nur lokal und im Gegensatz zu anderen Wirtschaftsgebieten, inwieweit sie also von der Eigenart der örtlich zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte abhängt (bzw. abhing). Endlich: in welcher Weise sich die betreffende Industrie alsdann diesem Bestandteil ihrer Produktionsbedingungen in Maß, Gliederung und Umschlag ihres Kapitalaufwandes anzupassen genötigt und bestrebt ist (bzw. gewesen ist). Die Vergleichung verschiedener auf den gleichen Arbeitsmarkt angewiesener Industrien, ebenso aber die Vergleichung geographisch getrennter Betriebe der gleichen Industrie, die auf verschiedene Arbeitsmärkte angewiesen sind, dürfte hierfür besonders lehrreich sein: für die ganze Lage der Textilindustrie und ihrer Arbeiterschaft ist es ja von grundlegender Bedeutung, daß mit den auf (relativ) hochgelohnten Arbeitskräften ruhenden Betrieben des Westens die schlesische Textilindustrie in ein und dasselbe Wirtschaftsgebiet eingespannt ist, welche aus dem unerschöpflichen osteuropäischen Bevölkerungsreservoir billige Arbeitskräfte anzieht. Alle Gegensätze der sozialen Struktur von West und Ost spielen hier hinein.

Die Frage, in welcher Art sich die einzelnen Industrien ihre Arbeitskräfte beschaffen, gehört ersichtlich ebenfalls in diesen[9] Zusammenhang. Wenn dabei naturgemäß von der Fragestellung: wie Arbeitsangebot, Anwerbung und Arbeitsvermittlung in der einzelnen Industrie und für die einzelnen Arbeiterkategorien technisch gestaltet ist, auszugehen sein würde, so ist die eigentliche Aufgabe dabei doch die: festzustellen, inwieweit die einzelnen Industrien mehr oder minder an die örtlich oder in bestimmten Regionen vorhandenen Arbeitskräfte gebunden oder inwieweit sie in der Lage waren und sind, solche von auswärts heranzuziehen, eventuell aber: auf welche Art Schwierigkeiten sie dabei stoßen. Die möglichst exakte Feststellung, aus welchen anderweitigen Arbeitsstellungen heraus die einzelnen Arbeiterkategorien der betreffenden Betriebe rekrutiert worden sind, ist dabei von ganz besonderem Interesse, namentlich bei sich stark ausdehnenden oder in schneller technischer Umgestaltung begriffenen Industrien. Der berufliche Lebenslauf der Arbeiter würde unter unsren Gesichtspunkten als eine Art von »Etappenstraße« erscheinen, auf der sie sich, von bestimmten (näher festzustellenden) örtlichen, ethnischen, sozialen, kulturellen Ausgangspunkten aus, ihrer Qualifikation für die schließlich erreichte Arbeitsstellung genähert haben. Charakteristische Resultate würden sich auch dabei naturgemäß am ehesten für solche Arbeiter erzielen lassen, deren spezifische Qualitäten, nach der technischen Eigenart der betreffenden Industrie, in besonders hohem Maße unentbehrlich sind. –

Aus dem Gesagten ergibt sich auch die Rolle, welche die Technik in dieser Erhebung zu spielen berufen ist. Eine möglichst eingehende Kenntnis der Technik der geschilderten Industrie ist selbstverständliche Voraussetzung der Möglichkeit ihrer Bearbeitung. Die allereinfachsten Anfangsgründe dazu kann dabei wohl das Studium eines der zahlreichen Fachlehrbücher erschließen. Allein selbstverständlich nie mehr als diese. Soweit also die Herren Mitarbeiter nicht selbst Techniker oder, was besonders zu begrüßen wäre, etwa Lehrer an technischen Schulen, welche für das Verständnis und die Bedienung der Maschinen vorbereiten, sein sollten, kann ihnen gar nicht dringend genug geraten werden, sich des ständigen Beirats erfahrener, mit der Bedienung und den Anforderungen der betreffenden Maschinen und deren geschichtlicher Entwicklung genau vertrauter Techniker zu bedienen. Eine Darstellung der Technik der einzelnen Industrien ist dabei natürlich nur soweit erwünscht,[10] als sie für das Verständnis derjenigen Fragen unumgänglich ist, welche das Objekt dieser Erhebung sind. Denn es hätte angesichts der großen, bequem zugänglichen technologischen Literatur natürlich keinerlei Sinn, solche Darstellungen zum Selbstzweck zu machen. Selbstverständlich ist es die »technische« Eigenart des Produktionsprozesses, insbesondere der Maschinen, durch welche unmittelbar alle diejenigen Qualitäten der Arbeiter, deren die einzelne Industrie benötigt, und fernerhin auch deren mögliches Berufsschicksal bestimmt wird. Selbstzweck ist aber bei Feststellung der Art dieses Zusammenhangs in keiner Weise die Beschreibung der Maschinen, sondern lediglich die eingehende Analyse derjenigen Manipulationen, welche die Arbeiter an den Maschinen vorzunehmen haben, und zwar lediglich unter der Fragestellung: auf die Anspannung welcher ganz speziellen Fähigkeiten es bei den konkreten Hantierungen der einzelnen Arbeiterkategorie ankommt. Diese Analyse allerdings kann sicherlich nie zu gründlich sein.

Der Bearbeiter wird dabei auf die entscheidenden Punkte wohl nicht selten dann am leichtesten aufmerksam werden, wenn er den Hergang des Lernprozesses eingehend studiert und speziell zu ermitteln sucht, welcher von den einzelnen Bestandteilen, in welche sich die Arbeitsmanipulation des einzelnen Arbeiters auflösen läßt, erfahrungsgemäß, nach den Angaben der Arbeiter selbst sowohl wie der Unternehmer, Techniker, Werkmeister, bei Beginn des Lernens am schwersten fällt, auch weiterhin dem Lernen die größten Schwierigkeiten entgegensetzt und am seltensten wirklich ganz vollkommen geleistet wird. Im Zusammenhang damit wäre dann die Verschiedenheit der örtlichen, ethnischen, sozialen und kulturellen Provenienz der Arbeiter in ihrer etwaigen Einwirkung auf die Lernfähigkeit zu studieren.

Der Lernprozeß, dessen eingehende Prüfung unter diesen Gesichtspunkten mithin von erheblicher Wichtigkeit für die Zwecke dieser Erhebung werden kann, verläuft, wie bekannt, bei den einzelnen Kategorien der Arbeiter in sehr verschiedener Weise. Er reduziert sich bei gewissen einfachsten Verrichtungen auf sehr einfache Uebungsvorgänge. Ohne jeden Einfluß der »Einübung« auf die Leistung vollzieht sich selbst die allerelementarste ungelernte Arbeit nicht. Dabei können diese einfachsten, am wenigsten[11] »gelernten« Arbeiten nach dem üblichen Sprachgebrauch sowohl »körperlicher« als »geistiger« Art sein. Das Abzählen und Kontrollieren abgelieferter Produktenquanta z.B. kann so rein mechanischer Natur sein, daß es fast keinerlei Uebung voraussetzt, und, im Gegensatz zu der Maschinenbedienung, von den beschränktesten und wenigst entwicklungsfähigen Individuen erledigt werden kann, vorausgesetzt nur, daß ein Mindestmaß persönlicher Zuverlässigkeit, also: eine »Charakterqualität«, vorhanden ist. Von den untersten Staffeln der »ungelernten« Arbeit bis zu der dem Besitz einer »Kunst« sich nähernden »Gelerntheit« besteht an sich die Möglichkeit einer fast ununterbrochenen Stufenleiter von Arbeitsleistungen und Arbeiterkategorien. Eine einfache Scheidung in »gelernte« und »ungelernte« Arbeiter ist auch faktisch keineswegs immer möglich. Es wird vielmehr für jede einzelne Industrie besonders zu unterscheiden sein wie sich die Arbeiterschaft von Betrieben bestimmter Art und Größe ziffernmäßig auf die einzelnen Staffeln von Maß und Art der erforderlichen Gelerntheit verteilt, wie sich ferner diese Zusammensetzung in absehbarer Vergangenheit geändert hat, welche Aenderungen für die absehbare Zukunft vorauszusehen sind, und warum. Die Industrien scheiden sich oft in höchst charakteristischer Weise in solche, bei denen einem Stamm hochgelernter Qualitätsarbeiter eine mehr oder minder breite Schicht fast ganz »ungelernter« Arbeitskräfte gegenübersteht, und in andere, in denen sich innerhalb der einzelnen Kategorien der Arbeiterschaft derartige Unterschiede nur gradweise finden. Diese Zustände sind durch die technische Evolution, welche ihrerseits mit den oben erwähnten allgemeinen Tendenzen der Kapitalverwertung zusammenhängt, in beständiger Entwicklung begriffen, deren Richtung zu schildern wäre.

Die »Gelerntheit« ist dabei natürlich vor allem auch nach ihrer Art zu unterscheiden. Es wird sich empfehlen, entsprechend dem gewöhnlichen Sprachgebrauch, unter einem »gelernten« Arbeiter einen solchen zu verstehen, der einen wirklichen, in irgendeinem Sinne »vielseitigen« Lehrgang, nach Art der alten zünftigen Handwerkslehre oder wenigstens dieser ähnlich, sei es im Handwerk, sei es in gesonderten Lehrwerkstätten oder in der Fabrik selbst, durchgemacht hat. Davon wären als »angelernte« Arbeiter diejenigen zu unterscheiden, welche in der Fabrik unmittelbar an Maschinen der gleichen oder ähnlichen[12] Art, wie sie sie dauernd zu bedienen haben, gestellt und an diesen bis zur Erreichung einer für die Rentabilität ihrer Verwendung erforderlichen Mindest- oder Normalleistung geschult werden, natürlich unter Berücksichtigung der Uebergänge, die sich zwischen beiden Kategorien finden mögen. Dabei wäre nun vor allem anderen die Aufgabe: zu ermitteln, warum die einzelne Industrie oder der einzelne Betrieb die eine oder die andere Form des Lernens bedingt, ob also und weshalb für bestimmte Kategorien von Arbeitern, der Natur ihrer Aufgabe nach, heute noch ein regulärer Lehrgang statt des direkten Anlernens erforderlich ist, für andere nicht, oder inwieweit etwa die Verwendung von solchen, im alten Sinn »gelernten« Arbeitskräften nicht durch die technische Eigenart der Anforderungen, welche der Arbeitsprozeß seiner Natur nach an die betreffenden Arbeiter stellt, bedingt, sondern wesentlich historisches Ueberbleibsel ist usw. Auch wird es zur Klarstellung der Gründe solcher Unterschiede in jedem Fall erwünscht sein, zu ermitteln, welche ungefähren direkten und indirekten Kosten aus der »Anlernung« entstehen, z.B. durch Bereitstellung speziell dafür bestimmter Maschinen und Vorarbeiter, ferner durch Unterproduktion gegenüber einem garantierten Mindestverdienst während der Anlernzeit usw. Sodann wäre weiter als sehr wichtig festzustellen, welches Maß der Leistung im Einzelfalle für die Vollendung des Angelerntseins, also: für die Einstellung als Vollarbeiter, erfordert werden muß, und endlich vor allem: in welchem Zeitraum dieses Maß von den Arbeitern der einzelnen Kategorien, je nach ihrem Alter, Geschlecht, ihrer örtlichen, ethnischen, sozialen, kulturellen Provenienz, ihrer früheren Beschäftigung in diesem oder in anderen Berufen, erreicht wird, und worauf die in dieser Hinsicht etwa sich zeigenden Unterschiede beruhen. Es könnten etwaige sichere, auf hinlänglich umfangreichem und vorsichtig gedeutetem Material beruhende Ergebnisse gerade über diesen Punkt für die Erhebung besonders wichtig werden, da sie vielleicht auf Unterschiede in der Lernfähigkeit der Arbeiter je nach den Unterschieden ihrer Provenienz zurückführbar sein könnten. Dies freilich nur dann, wenn sich der Anlernprozeß unter annähernd ähnlichen Bedingungen vollzieht. Denn es macht z.B. einen ganz bedeutenden Unterschied, ob ein Arbeiter seine Manipulationen Stück für Stück nach den Anweisungen eines Meisters an einer neuen[13] Maschine zu erlernen hat, oder ob er sich kontinuierlich in der Nachbarschaft von bereits voll »geübten« Arbeitern befindet, welche die gleichen Manipulationen ausüben, und sich, nachahmend, in deren Arbeit »einfühlen« kann. Für manche Arbeiten ist, nach Erfahrungen in Fabriken, durch diesen Einfluß des »Einfühlens« eine Verkürzung der Anlernzeit auf fast ein Sechstel herbeigeführt worden. Dagegen ist andererseits auch unter gleichen Bedingungen des Anlernens die erforderliche Zeit individuell sehr verschieden, und den Bedingungen dieser Unterschiede wäre, namentlich soweit sie Unterschieden der Provenienz entstammen, nachzugehen.

Daneben wäre der Einfluß der inneren Gliederung der Arbeiterschaft, wie sie durch die Eigenart ihrer Leistung, das Maß der dazu erforderlichen Gelerntheit und die Art des Lernens oder Anlernens bedingt wird, natürlich einer derjenigen Punkte, an welchen die Analyse 1. des Berufsschicksals, 2. der sozialen Beziehungen der Arbeiter untereinander, endlich 3. der allgemeinen »charakterologischen« Qualitäten der Arbeiterschaft, wie sie die Großindustrie entwickelt, einzusetzen hätte. Die hier wesentlich in Betracht kommenden Fragen sind offenbar: 1. inwieweit die Entwicklung der Arbeiterschaft sich in der Richtung qualitativer und von da aus beeinflußter ökonomischer und sozialer Differenzierung ihrer verschiedenen Schichten oder umgekehrt in der Richtung ihrer zunehmenden Uniformierung bewegt. Inwieweit 2. die Verwendbarkeit des einzelnen Arbeiters in der Industrie sich zunehmend spezialistisch, auf die ausschließliche Uebung ganz spezieller Einzelqualitäten zugeschnitten, oder umgekehrt universalistisch gestaltet. Inwieweit, dementsprechend 3. die einzelnen Industrien von bestimmten, sei es anerzogenen, sei es eingeübten Qualitäten ihrer Arbeiter sich zunehmend emanzipieren, und inwieweit etwa der »Standardisierung« der Produkte eine »Standardisierung« auch der Arbeiter entspricht, oder umgekehrt der Spezialisierung der Arbeitsmittel eine Vermannigfaltigung der Eigenart der Arbeiter. Wie sich ferner 4. für die Arbeiterschaft die Chance eines Avancements innerhalb der Beschäftigungsarten gestaltet, sowohl ökonomisch (nach der Art der möglichen Gestaltung ihrer Verdienstkurve), wie organisatorisch (nach dem Maß der relativen Selbständigkeit oder auch Ueberordnung, welche im Verlauf ihres Berufsschicksals an die Stelle[14] der zunächst unvermeidlichen Unterordnung zu treten vermag), wie »psychologisch« (nach der Art ihrer subjektiven Neigung zu den einzelnen Arbeitsstellungen, in die sie einzurücken die Chance haben). Der wichtige Gesichtspunkt der »Arbeitsfreude« (H. Herkner) und z.B. auch die Würdigung der gelegentlich erörterten Frage, unter welchen Bedingungen die »Bedienung« der Maschine seitens des Arbeiters als ein »Beherrschen« derselben empfunden zu werden vermöge, gehört hierher. Wie sich endlich 5. das Ergebnis all dieser Einflüsse in der psychophysischen und charakterologischen Eigenart der Arbeiterschaft einer Industrie und in ihrem »Lebensstil« nieder schlägt. – Diese entscheidend wichtigen Fragen der Erhebung müssen natürlich sämtlich ausgehen von dem einfachen Vorgang des »Einübens« bestimmter Leistungsfähigkeiten, welche die Industrie verlangt, damit aber: von den allgemeinen physischen und psychischen Voraussetzungen und Folgen, welche die »Einübung« und »Geübtheit« hat.

Es kann nun von den Herren Mitarbeitern, soweit sie nicht etwa von Beruf oder Studium Physiologen oder Experimentalpsychologen sind, nicht vorausgesetzt werden, daß sie sich im Besitz der erforderlichen Fachkenntnisse befinden, um diejenigen Ergebnisse jener Wissenschaften, welche für die Zwecke dieser Erhebung überhaupt in Betracht kommen könnten, zu beherrschen. Ein Versuch, solche Ergebnisse ohne strenge fachmännische Kontrolle zu verwerten, würde nur allzu leicht dilettantisch ausfallen. Wenn hier gleichwohl etwas näher auf diese Probleme eingegangen wird, so geschieht dies, um einen ungefähren Ueberblick darüber zu gewinnen, was, im Prinzip, bei einer Erhebung dieser Art als letztes Ziel erstrebt werden müßte, nicht aber zu dem Zweck, vorwiegend rein nationalökonomische Mitarbeiter – die wohl die Mehrzahl bilden werden – zu veranlassen, sich ihrerseits auf ihnen nicht fachmäßig vertraute Gebiete zu wagen. Es scheint nützlich, daß der einzelne sich auch darüber klar ist, welchen Problemen er mit seiner Fragestellung nicht auf den Grund gekommen ist. Im übrigen aber wäre nichts lebhafter zu begrüßen, als die etwaige Mitarbeit von Fachmännern der betreffenden Disziplinen selbst.[15]


Quelle:
Max Weber: Gesammelte Aufsätze zur Soziologie und Sozialpolitk. Hrsg. von Marianne Weber. Tübingen 21988, S. 1-16.
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