Aegir

[17] Aegir (Nord. M.), der Gott des Meeres, Sohn des Urstoffs, Bruder der Luft und des Feuers. Er wird noch unter die älteren Naturgötter gezählt, und dient, den Ocean in seiner Grösse und Milde zu bezeichnen. Er hat seinen Herrschersitz auf der Insel Lessö im Kattegat aufgeschlagen. Sein Weib ist Ran, aus dem Riesengeschlechte stammend, im Gegensatz mit A. die tückische, feindselige Natur des Meeres. Die Wellenmädchen Himingläfa, Dufa, Hadda, Hefring, Udur, Hrönn, Bylgia, Bara und Kolga sind jenes Paares Töchter. Seine Diener heissen Fimafengur und Eldir. - Als A. einst nach Asgard kam, ward er von den Göttern mit einem glänzenden Gastmahl empfangen. A.s. Tischnachbar Braga trank ihm fleissig zu und erzählte ihm viel von den Thaten der Asen, so dass A. in die heiterste Stimmung versetzt wurde, und endlich auch die Götter zu einem grossen Gastmahl einlud. Diese waren verdrossen über eine solche Kühnheit, daher sie ihm aufgaben, sein Versprechen alsbald zu erfüllen, widrigenfalls sie ihn als einen Verächter und Spötter ihrer Majestät bestrafen würden. A. verlangte nun von Thor einen grossen Kessel, um das Bier für seine Gäste darin zu brauen, und Thor sammt Tyr entwenden mit List und Gewalt dem Riesen Hymir einen Kessel, der die Tiefe einer ganzen Meile hatte. Nun ward das Mahl von A. angeschafft, und alle Götter versammelten sich zu demselben, bald von ihrer üblen Meinung zurückkommend, denn man konnte nicht mehr erwarten, als geleistet wurde. Loke aber, voll Neid desshalb, kam mit den Göttern in Streit, und erschlug dabei A. einen Diener, Fimafengur; die Asen erhoben ihre Schilde, drangen auf ihn ein und folgten dem Fliehenden bis an einen Wald, dann kehrten sie zu dem Gastmahl zurück, wohin auch Loke wieder kam und die Götter so lange schmähete und neckte, bis er von diesen ergriffen und getödtet wurde.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 17.
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