Antiphates

[53] Antiphates (Gr. M.),

1) König der Lästrygonen in der Stadt Telepylus, den Ulysses auf seiner Irrfahrt zu[53] seinem Schrecken kennen lernte. In einen geräumigen rings von Felsen umschlossenen Hafen einlaufend, sandte er zwei Männer nebst einem Herold zur Erkundigung des Landes aus und um gastlich Obdach zu suchen. Diese trafen ein Mädchen, des A. Tochter, welche am Brunnen Artacia Wasser schöpfte. Sie führte die Fremden in des Vaters Wohnung, wo die riesige Frau des A. ihnen entgegentrat und sie mit Grausen erfüllte, doch noch mehr entsetzten sie sich, als diese den König selbst herbeirief, welcher, an Grösse ein Gigant, sogleich den Herold auffrass; die beiden andern entflohen, doch der König, mit Gebrüll, regte die Stadt auf; die Flotte der Fremdlinge, nebst der darauf befindlichen Mannschaft, wurde durch von Felsen herabgestürzte Steine vertilgt; von zwölf Schiffen blieb nur du eine des Ulysses übrig.

2) A., Sohn des Sarpedon und einer Thebanerin, wurde, wie uns Virgil in der Aeneis (9, 696 ffg.) erzählt, von Turnus getödtet.

3) A., Sohn des Melampus, welcher durch Schlangen, die seine Ohren ausgeleckt hatten, die Sprache aller Thiere verstehen gelernt. Sein Sohn Oïcles war der Vater des berühmten Amphiaraus.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 53-54.
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