Babylonier

[88] Babylonier (Rel. der). Eines der gebildetsten Völker des Alterthums war das der B., und so war ihre Religion, obwohl noch mit rohen Zügen gemischt, doch eine der am tiefsinnigsten durchdachten, ein geläuterter Sabäismus; die sichtbaren Offenbarungen der Gottheit waren Sonne, Mond und Gestirne; dem Volke erschienen sie freilich als die Götter selbst. Die Priester der B., ein eigener Stamm, Chaldäer genannt, lehrten, dass die Göttin Omorka das Chaos geschaffen und beherrscht, und dass nach ihr Baal dasselbe entwirrt und Licht und Finsterniss geschieden, indem er Omorka in zwei Hälften zerschnitten, deren eine sofort den Himmel, die andere die Erde gebildet habe. Er opferte sich für seine Schöpfung, liess sich das Haupt abschlagen, und aus seinem mit der Erde gemischten Blute entstand alles Lebende, dem er nach vorher geschriebenen Gesetzen ein sicheres Dasein bestimmte. Diese Gesetze wurden den Menschen durch Oannes, ein mächtiges, redendes Seeungeheuer, geoffenbart, welches täglich aus den grünen Fluthen kam, um sie zu lehren; auch Künste und Wissenschaften brachte Oannes mit, so wie Religion und Weisheit. Nach dieser Lehre verehrten die B. in Baal und Baaltis die schaffenden und gebärenden Kräfte, worauf sich auch der höchst üppige Dienst bezog, welcher forderte, dass jedes Weib der Göttin opfere, wie man der Venus auf Cyprus sich hingab.

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Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 88.
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