Hlade

[252] Hlade (Nord. M.), der berühmte heilige Tempelort Norwegens, für diesen Staat von derselben Bedeutung, wie Upsala für Schweden, Arkona für Rügen. Harald Schönhaar erbaute dort, wo jetzt Trontjem (Drontheim) steht, nur auf der anderen Seite derselben Bucht, eine Stadt, von welcher der Glanz und die besondere Heiligkeit auf Drontheim überging, so dass dieses noch jetzt der Krönungsort der norwegischen Könige ist. Zu H., hoch im Norden, errichtete der königliche Oberpriester einen hölzernen Tempel, welcher durch ihn und seine Nachfolger der reichste im ganzen Skandinavien wurde. Dort versammelte sich ein grosser Theil der Bevölkerung, um Opfer zu bringen, dort wurden jährlich allgemeine Opferfeste gehalten, zu denen Alles kam, was den Tempel irgend auf langem Wege erreichen konnte; zu dieser Zeit war das ganze Land auf einer Wallfahrt begriffen. Für die zahllose Menschenmasse hatte der karge Boden nicht Nahrung genug, daher jeder Wallfahrer sich seine Lebensmittel selbst mitbringen musste. Opfer wurden in Menge geschlachtet, in den frühesten Zeiten auch wohl Menschen, später Pferde (das heiligste Opfer), Rinder, Schafe, Böcke und Ziegen; mit dem Blute wurden die Pfosten der Tempelwände und die Fussgestelle der Statuen jener alten skandinavischen Götter bestrichen, die Thiere aber im Tempelhofe selbst zum Opferschmause gekocht und gebraten, auch der Meth und das Bier mit dem Opferblut vermischt. Die Priester segneten dann die Speisen ein, und jeder überliess sich, nach den ersten Libationen für die Götter, ungezügelter Trinklust.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 252.
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