Nonun

[352] Nonun (M. der Karaiben), ein Geschöpf des Louguo, des ersten Menschen, und desjenigen, der auch die Erde gebildet und bewohnbar gemacht hat. Es war in der Nacht, als er aus den Händen des Louguo hervorging, da glaubte er, es gebe nichts Schöneres auf der Welt, als er sei; wie er jedoch die Sonne erblickte, verbarg er sich aus Scham und zeigt sich seitdem nur, wenn diese nicht mehr scheint, in allem seinem Glanz. Die Karaiben schätzen ihn höher als diess leuchtende Gestirn, und zählen darum ihm zu Ehren die Zeit nach Nächten, ihre Jahre nach Neumonden. So oft dieser eintritt (d.h. nach [352] ihren Begriffen, also am Anfang des ersten Viertels, wo er sich als feiner, sichelförmiger Streif am Abendhimmel zeigt), eilen sie aus ihren Hütten, betrachten ihn durch ein zusammengerolltes Pisangblatt und saugen damit einige Thautropfen auf, um sie in's Auge dringen zu lassen, welches sie für sehr stärkend halten.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 352-353.
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