Rhetra

[400] Rhetra (Wend. M.). Wo eigentlich Rh. gelegen habe, das man als eine Hauptstätte des wendischen, besonders obotritischen, Gottesdienstes aus mangelhaften Ueberlieferungen kannte, darüber war man lange ungewiss, bis zu Anfang des siebenzehnten Jahrhunderts der Pastor Sponholz zu Prilwitz am Tollenser See in Mecklenburg eine merkwürdige Sammlung wendischer Götterbilder auffand, die durch die daran befindlichen Inschriften sich als Abbildungen der wendischen Hauptgötter auswiesen, daher man nun allgemein annimmt, dass diess die Stätte des alten Rh., der Hauptstadt der Rhedarier, sei, zumal, da noch jetzt in der Nähe ein Hügel gefunden wird, welcher der Rh.-Berg heisst. Das älteste Rh. war eine beträchtliche Stadt mit neun Thoren, und auf neun Inseln erbaut. Von der Stadt führte eine Holzbrücke zu dem Tempel hin, welcher zunächst dem Radegast geheiligt war und ganz allein auf der nördlichsten Insel stand. Diese Stadt wurde unter Kaiser Otto 953 zerstört, später wieder aufgebaut und 1150 von Heinrich dem Löwen abermals in Schutt gelegt.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 400.
Lizenz:
Faksimiles:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika