Swawa

[421] Swawa (Nord. M.), Tochter des Königs Eylimi, eine schöne Schildjungfrau und Walküre, ward durch Helgi Haddinga skati, den Sohn Hiorwards, Königs von Norwegen, berühmt. Der König hatte das Gelübde gethan, die schönste Frau der Erde sein zu nennen, und so hatte er schon drei Frauen: Alfhild, Hedins Mutter, Säreid, Humlungs Mutter, und Sinriod, Hilmings Mutter, als der König hörte, Sigurlin sei die allerschönste der Frauen. Sogleich warb er durch den Jarl Atli um dieselbe, ward aus Furcht vor andern Freiern abgewiesen, überzog jedoch den Vater mit Krieg und erhielt endlich Sigurlin, welche nun Mutter eines Sohnes, des berühmten Helgi ward, der jedoch stumm und unthätig blieb, bis die holde S. ihn berührte, erweckte, ihm den Namen Helgi und sich selbst als Namens- oder Pathen-Geschenk übergab. Von der reizenden kühnen Walküre beschützt, mit einem nie fehlenden Schwert beschenkt, in alle Schlachten begleitet, zeichnete sich Helgi bald als den grössten Helden aus; doch, nachdem er die grössten Thaten gethan, seinen Vater an Hrodmar gerächt, ward er von dessen Sohn Atli erschlagen, bald aber als Helgi der Hundingstödter und als Sohn des Königs Sigmund und der schönen Borghili wieder geboren, S. dagegen erstand in einer zweiten Verkörperung als Schildjungfrau Sigrun. Helgi war erst einen Tag alt, da er schon im Panzer stand und nach Schlacht und Sieg verlangte. In das Haus des mächtigen bösen Königs Hundingur trat er kundschaftend, als Mädchen verkleidet, ein, entging als Mahlmagd seinen Nachforschungen, überzog ihn dann mit Krieg und tödtete ihn in einer grossen Schlacht, wovon sein Beiname herkommt. Helgi warb nun um die schöne ehemals geliebte S., jetzt Sigrun, musste jedoch vorher manchen harten Strauss bestehen, da sie bereits dem Hodbrod zugesagt war, welcher, ein Sohn des schwedischen Königs Gramnar, mit[421] ihr verlobt, doch von ihr nicht geliebt war. Helgi zog auch gegen ihn aus, überwand und tödtete ihn in der Schlacht am Frekasteine und schien jetzt dem Ziele seiner Wünsche nahe; doch Hedin, sein Bruder, legte ihm ein Hinderniss in den Weg; dieser war am Julaabend heimkehrend aus dem Forst einem hässlichen alten Zauberweibe begegnet, das auf einem Wolfe ritt, den sie mit zusammengeknüpften Schlangen statt der Zügel lenkte: sie trug sich dem schönen Jüngling als Walküre, als Beschützerin an, da er sie jedoch verschmähete, rief sie zornig: »das sollst du bei Braga's Becher büssen«. Als Hedin nun daheim ankam, und Jeder bei Freirs Eber, den Bragabecher leerend, ein Gelübde that, schwur Hedin betäubt, seines Bruders schöne Braut Sigrun sein zu nennen (nach Anderen des früher geborenen Helgi, seines eigentlichen Bruders, Braut S.); bald aber reuete ihn das Gelübde, und er ging, seinen Bruder aufzusuchen und sich ihm zur Bestrafung zu übergeben, der ihn jedoch nicht nur freundlich behandelte, sondern sogar, als er in einer Schlacht tödtlich verwundet ward, der Geliebten den Bruder zum Gatten empfahl. Helgi kam in Walhalla an, doch konnten ihm alle Freuden des Himmels nicht die Reize der schönen Sigrun ersetzen, darum kehrte er allnächtlich in seinen Grabhügel zurück und ruhete dort an der Seite der lieblichen Sigrun, bis das nahende Morgenroth den Tag und damit das Ende seiner Freuden verkündete, und er sich auf sein Ross schwang, wieder nach Walhalla zu reiten. Zum dritten Male ward Helgi als zweiter Haddinga skati wiedergeboren, und auch S. erschien zum dritten Mal als Kara, Halfdans Tochter, welcher König von Dänemark war und mit dem Gatten seiner Tochter die Herrschaft über Land und See theilte.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 421-422.
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