Credit

1. Credit hilft manchem aufs Pferd und manchem unter die Erd'.

Dän.: Credit hielper mange op, og vel saa mange ned. (Prov. dan., 99.)


[542] 2. Credit is beder as baar Geld. (Rendsburg.) – Hochdeutsch bei Simrock, 1471; Pistor., III, 41.

Dän.: At være betrood er til bedre end rede penge. (Pror. dan., 69.)

Lat.: Carior fides, quam pecunia. (Sallust.) (Binder II, 442.)


3. Credit ist mausetodt, sagte der Fuchs, da wollte ihm der Bauer kein Huhn borgen.


4. Credit ist so gut (besser) als baar Geld.Guttenstein, I, 3.

Der Credit besteht darin, dass andere der festen Meinung sind, wir können und werden das wiederbezahlen, was wir von ihnen borgen oder ihnen schuldig sind. Darum gehört der Credit zu den mächtigsten Unterstützungsmitteln des Verkehrs, und einer der grössten Staatsmänner (Pitt) baute fast lediglich sein finanzielles System darauf.

5. Credit ist über Geld.Guttenstein, I, 3; Pistor., III, 41.


6. Credit und Hühner darf man nicht zu gut füttern, sonst legen sie nicht.


7. Der Credit ist todt.Parömiakon, 541.

Es wird nichts geborgt. Das lateinische Sprichwort: Semel rubidus et decies pallidus, beweist, dass die Alten über diesen Gegenstand nicht so gleichgültig waren, als man in unsern Tagen ist. Der geringste Borg machte sie erröthen; und diejenigen, welche nicht bezahlen konnten, erblichen vor dem Anblick ihrer Gläubiger, weil sie fürchteten, dem Gericht überliefert zu werden.

Frz.: Le crédit est mort.


8. Ein Sack voll Credit ist besser als ein grosser Flegel.


9. Wer auf Credit verkauft, hat viel Absatz, aber wenig Geld.


10. Wer den Credit verloren, der ist todt für die Welt.Simrock, 1472; Eiselein, 109.

Engl.: Credit lost is like a Venice glass broken. – He that has lost his credit is dead to the world. (Bohn II, 5.)


11. Wer keinen Credit hat, ist keinen werth.


12. Wer seinen Credit verloren, wird selbst von seinen Sklaven verachtet.


*13. Der hat bei mir keinen (wenig) Credit.

Dän.: Jeg troer ham ikke paa et haar. (Prov. dan., 99.)


*14. Er gibt keinen Credit.

Frz.: Il fait crédit depuis la bourse jusqu'à la main.


*15. Sein Credit kann nur gering sein, da er wenig besitzt.


[Zusätze und Ergänzungen]

16. Creditgeben unbedacht, hat manchem schon viel Leid gebracht.Dresdener Nachrichten.


17. Langer Credit macht faule Zahler.

Dän.: Give lang dag og ond betalning. (Prov. dan., 237.)


18. Wer auff Credit verkaufft, der hat guten Vertrieb, aber sein gut gehet in Stich.Lehmann, 414, 8.


19. Wer keinen Credit hat, ist vor Schulden sicher.

It.: Chi non ha crediti, non ha debiti. (Giani, 463.)


*20. Er gibt nur kurzen Credit.

Frz.: Faire credit depuis la main jusqu'à la bourse. (Lendroy, 542.)


*21. Sich Credit reiten.

Redensart der Studenten: Auf gepumptem Pferde ohne Geld in der Tasche im Wichs umherreiten und sich den Schein der Wohlhabenheit geben.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Klingemann, August

Die Nachtwachen des Bonaventura

Die Nachtwachen des Bonaventura

Erst 1987 belegte eine in Amsterdam gefundene Handschrift Klingemann als Autor dieses vielbeachteten und hochgeschätzten Textes. In sechzehn Nachtwachen erlebt »Kreuzgang«, der als Findelkind in einem solchen gefunden und seither so genannt wird, die »absolute Verworrenheit« der Menschen und erkennt: »Eins ist nur möglich: entweder stehen die Menschen verkehrt, oder ich. Wenn die Stimmenmehrheit hier entscheiden soll, so bin ich rein verloren.«

94 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon