Düppel

* Den innern Düppel erobern.

Nachdem im April 1864 die preussischen Truppen den Dänen die Düppeler Werke abgenommen hatten, fand man in der feudalen Presse Berlins die Eröffnung, nach Unterzeichnung des Friedens denke man an die Berennung des innern Düppels zu gehen, um dem Kriegszustande im Lande selbst ein Ende zu machen. Was man unter dem innern Düppel verstehe, war zweifelhaft. Einige glaubten, es sei der demokratische Hang der Gegenwart, andere es sei die Opposition im Abgeordnetenhause oder die widerspenstige Presse damit gemeint. Andere bezogen es auf die der Regierung abgeneigten Magistrate und Stadtverordneten. – Wie F. Kossak (Ueber Land und Meer, Stuttgart 1864, XIII, 155) versichert, bezieht sich die von der preussischen Feudalpartei erfundene, auf die neuere Kriegsgeschichte angewandte Redensart auf die preussische Bureaukratie. Dieses Institut sollte mit oppositionellen Elementen angefüllt sein; unter der Eroberung des innern Düppel verstehe man die Läuterung desselben und den Ersatz durch gefügige Werkzeuge. Die systematisch erfolgten Nichtbestätigungen gewählter freisinniger Gemeindebeamten erschienen als Sturm gegen das innere Düppel. – Man schien aber unter dem »innern Düppel« auch Gesetz und Verfassung zu verstehen. In der Sitzung der Abgeordneten vom 5. Mai 1865 sagt der Abgeordnete Dr. Gneist: Wo sich der Militärstand geltend macht, da begeistert er sich wol zu einem Hurrah über das »innere Düppel« hinaus, d.h. über Verfassung, Verfassungseid und über Gesetz des Landes.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1205.
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