Gretchen

1. Es lebe Gretchen in der Küche.Eiselein, 281; Wurzbach II, 153; Reinsberg VII, 11.

Es gab vor Zeiten eine Art Becher, die man » Hänschen im Keller« (s.d.) und »Gretchen in der Küche« nannte, und welche die Einrichtung hatten, dass wenn man Wein hineingoss, infolge des Drucks eine Oeffnung am Rande entstand, aus der ein Knäblein oder Mägdlein emporstieg. Man bediente sich im Scherz dieser Becher, um Frauen, die ein Kind wünschten oder zu erwarten hatten, daraus zuzutrinken und einen geeigneten Wunsch dabei auszusprechen. Wenn man jetzt Hänschen u.s.w. leben lässt, so meint man das zu erwartende oder gewünschte Kind.


2. Jeder hett syne Grêtge leif, un is se ôk beschnudelt.Hochdeutsch bei Reinsberg I, 56; Körte, 3172.

Gretchen ist in plattdeutschen Redensarten sehr beliebt: Bûr-Gretje, dicke Gretje, grise Gretje, Hans un Gretje. (Eichwald, 674.)

Holl.: Elk prijst zijn Grietje, al is ze begrommeld. – Elk heeft zijn Grietje lief, al is ze besnuisterd. (Harrebomée, I, 259.)

Lat.: Suum cuique pulchrum.


3. Twê Gretjens, twê Netjens, twê Annen könt den Düvel ut de Höll' bannen. (Holst.) – Schütze, I, 278; Diermissen, 212; hochdeutsch bei Reinsberg I, 19.

Holl.: Daar twee Grieten in een huis zijn, behoeft men geen bassenden hond. – Twee Grieten en ééne Anne kunnen den drommel uit de hel bannen. (Harrebomée, 7, 259.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870, Sp. 134.
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