Horchen

1. Horch, horch, et schitt de Borg; hör', hör', he schitt ömmer mehr. (Elbing.) – Frischbier2, 1658.


2. Horch na't Enn, säd' Kotelmann, dor kreeg he enuntwintig.


3. Horch na't En'n, sagt Kotelmann, morgen krigen wir's zu wissen.Fritz Reuter, Ut mine Stromtit, II, 265.


4. Wer horcht an der Wand, vernimmt seine Schand'.

Frz.: Qui écoute aux portes, entend plus qu'il ne désire. (Bohn I, 49.)

Span.: Escuchas al agujero, oirás de tú mal y del ageno. (Bohn I, 222.)


5. Wiér de horcht un de Wäinjde hirt sich lûern uch schäinjden.Schuster, 938.

Frz.: Escouter m'a mis à honte. (Leroux, II, 222.)


*6. Er horcht, ob das Gras wächst.

Holl.: Hij luistert, of het gras groeit. (Harrebomée, I, 257.)


*7. Er horcht, ob er es zu Köln kann donnern hören.

Harrebomée (I, 398a) hat die Redensart in folgender Fassung: Hij stond te kijken, he het te keulen had hooren donderen, und sagt zur Erklärung: Zu Köln bestand ehemals der grösste Theil der Bevölkerung aus Geistlichen; Kirchen und Klöster waren so zahlreich, dass die Stadt in den Geruch grosser Heiligkeit kam und das deutsche Rom genannt wurde. Bei heftigem Gewitter liess der Aberglaube alle Glocken der Stadt läuten, und da deren nicht weniger als 300 waren, worunter die vom Dom, welche 25000 Pfund wiegt und von 12 Mann gezogen werden musste, so entstand dadurch ein solch ohrbetäubendes Geläut, dass man den Donner nicht vernahm. Hörte man ihn aber dennoch durch das Brausen der Glockenklänge, durch das man ihn hatte vertreiben wollen, hindurch, dann war der Schrecken der abergläubischen Kölner aufs höchste gestiegen. Darum wird das Sprichwort angewandt, wenn jemand infolge einer natürlichen Erscheinung unnütze Furcht zeigt.


*8. Er horcht von weitem.

Lat.: Ab alno spectat.


*9. Er horcht, was die Münchener auf dem Rathhausthurm sagen.

So sagt man im Frankenwalde von jemand, der in Gesellschaft schläft.


*10. Er horcht wie ein Barch (Schwein), der ins Stroh pisst. (Eifel.)


*11. Horchen wie ein Zeisske.Herberger, I, 796.


[Zusätze und Ergänzungen]

12. Horchen macht Sorgen.Glaubrecht, Heimatlose, 25.


13. Wer horcht, bekommt das, was knarret.

Nämlich Prügel.

Altfr.: Dear harket, feid wat er knarket. (Hansen, 10.)


*14. A hurcht wi de Sau, wenn sei ei's Woasser pullt. (Grunau bei Hirschberg.)


*15. Er horcht mit Maul und Nase.

Holl.: Hij luistert to met neus en mond. (Harrebomée, II, 124b.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
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