Pfund

1. Drei Pfund gewinnt man mit drei Eiden (s. 3.).Graf, 468, 548.

Altfries.: Thrya pond winth hi mith thran ethim. (Richthofen, 443, 4.)


2. Ein Pfund Federn wiegt so viel als ein Pfund Blei.


3. Ein Pfund soll einer entreden, zwei zwei. (S. Schilling.) – Graf, 468, 581.

Sehr oft bedurfte es im altdeutschen Rechtsverfahren, um seine Unschuld zu beweisen, mehrerer Eide. Im peinlichen Recht wurde ihre Zahl manchmal nach dem für den gegebenen Fall geltenden Bussansatze bestimmt, worauf sich mit mehrern andern Sprichwörtern auch das obige bezieht. Für je einen Schilling (Busse) einen Eid, sodass bei 73 Schillingen ebenso viel Eide erfordert waren. (Vgl. Richthofen, 363, 5 u. 6; Grimm, Weisth., 460, 468.) Je geringere Bussen dazu gehörten, desto geringere Eide waren dafür zu thun. Dabei konnten sich Brucheide ergeben, die von geringer geborenen Männern geschworen wurden. Denn auch der Stand des Schwörenden wirkte dabei entscheidend; der Ritter entging selbdritt, der Bürger selbfünft und der Bauer selbsiebent. Bürger und Bauern schworen mit ganzer Hand, der Adeliche mit zwei Fingern und der König gar nicht. (Vgl. Graf, 472.)

Isl.: Ein skal eyris skiling synia, en tueir tueggia. (Jarnsida, 136.)


4. Ein Pfund soll so viel thun als das andere. (S. Pfennig 82.) – Graf, 511, 191.

Ein Grundsatz der Besteuerung. Jeder sollte zu den gemeinen Lasten nach Massgabe seines Vermögens beitragen und die Steuer sollte eine dingliche Grundlage haben. »Das eyn guldin odir ein Pfunt als viel dun solle als der andre.« (Bodemeyer, 784.)


5. Ein vergrabenes Pfund trägt keine Zinsen.


6. Einmal hundert Pfund, ein andermal ein'n Kohlstrunk. (Russ. Ostseeprovinzen.)


7. Jeder muss sich mit seinem Pfunde begnügen.


8. Man muss sein Pfund nicht vergraben.

Man muss mit seinen Gaben der Welt dienen.

Frz.: Il ne faut pas mettre le chandellier sous le boisseau. – Il ne faut point enfouir le talent. (Kritzinger, 667b.)

9. Wer mit dem Pfunde wagt, bedarf des Centners nicht.Simrock, 7918; Körte, 4805.


*10. Er ist jetzt um einige Pfund leichter.

Von jemand, der von irgendeinem Kummer, einer Sorge u.s.w. befreit worden ist.

Holl.: Hij is eenige ponden ligter. (Harrebomée, II, 192a.)


*11. Er ist weder Pfund no halbs, weder Hund no Leutsch.Sutermeister, 92.

Er ist weder ein Pfund noch ein halbes.


*12. Sein Pfund wohl anlegen.

Frz.: Faire valoir son talent. (Kritzinger, 667b.)


[Zusätze und Ergänzungen]

13. Ein Pfund fertiger Thaten sind mehr werth als ein Centner Pläne zu Saaten.

It.: Un sacco di disegni verdi, non tornano un libbra secchi. (Giani, 502.)


*14. Mit seinem Pfunde wuchern.

Diese Redensart ist aus der biblischen Erzählung von Luk. 19, 12 fg. entlehnt.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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