Kamille

1. Je mehr die Kamille betreten wird, desto schneller wächst sie.


[1121] *2. Dat sünt ôle Kamellen, de rükt (riecht) nig mêr. (Holst.) – Schütze, II, 217; Diermissen, 108; hochdeutsch bei Simrock, 5377; Körte, 3271.

Von allgemein bekannten Dingen. (S. Viole.) Bekanntlich führt eine der gelesensten Schriften Fritz Reuter's den Titel: Olle Kamellen, der aber verschiedene hochdeutsche Auslegungen gefunden hatte. Dr. R. Reusch hat dieselben in einem an den Verfasser gerichteten plattdeutsch geschriebenen Briefe vom 1. Juni 1863 zusammengefasst und um dessen Erklärung gebeten. Dieser antwortet, datirt Nigenbramborg, den 17. Juni 1863, und sagt hierauf bezüglich: »Du fröggst, wat ›Olle Kamellen‹ heit. Dat will ik di seggen; dat heit so vel ungefihr, as Meidinger, as olle längst an de Schauh afgedragene Geschichten, de halw vergeten sünd und stammt sik von de Kamellenblaumen her, de ok nich recht mihr fär Bukweihday' helpen willen, wenn sei äwerjöhrig worden sünd. De Redensart is bi uns gäng' un gäw; un wenn Einer recht wat vertellen will, denn föllt em en Anner wull in de Red' un seggt: Na, dat lat man, dat sünd olle Kamellen.« (Vgl. Unterhaltungen des literarischen Kränzchens in Königsberg, herausgegeben von R. Reusch, Königsberg 1865, Nr. 1, S. 12.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870, Sp. 1121-1122.
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