Liebesbrief

1. Liebesbriefe brauchen kein Datum.

Entweder weil man es über der Begierde nach dem Inhalte doch übersieht, oder weil sie so rasch aufeinanderfolgen, dass sie Kalenderstelle vertreten. »Sie sind der Liebe Taubenwagen, die ein Herz zum andern zieht.« (Menzel, Streckverse, 214.) »Um einen guten Liebesbrief zu schreiben«, sagt Rousseau, »musst du anfangen, ohne zu wissen, was du sagen willst, und endigen, ohne zu wissen, was du gesagt hast.«


2. Liebesbriefe haben enge Zeilen.


3. Liebesbriefe sind mit weichem Quarge versiegelt.

Holl.: Minnebrieven zijn met boter verzegeld. (Harrebomée, II, 87b.)


4. Wer Liebesbriefe anfasst, musa nasse Hände haben.

Ihres feurigen Inhalts wegen.


5. Wo Liebesbriefe einwollen, theilen sich die Mauern.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 175.
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