Sachsenspiegel

[1805] *1. Den Sassenspêgel wîsen. (Pommern.)

Den Hintern weisen, den Rücken kehren.


*2. Ik warr dî den Sassenspêgel noaschloân (auch: ûtlegen, rewendêren). (Pommern.)

Ich werde dir den Sachsenspiegel nachschlagen (auslegen, revidiren). »Von denen, die sich des Wortes bedienen«, bemerkt Fr. Hasenow, wird sicher nicht mehr an den Sachsenspiegel, das alte Rechtsbuch, an welche gerade diese Redensart so deutlich erinnert, gedacht; ihnen sind dieselben nichts weniger als zweideutig, sondern nur eindeutig: den Hintern vollschlagen, da im ersten Theile des Wortes »Sachsenspiegel« nur an das Sitzen gedacht und auch das einfache Wort »Spiegel« mehrfach an sich für Hinterer gebraucht wird. Statt »noaschloân« kommt auch vollschlagen vor, wodurch das Unbewusstsein zu Tage tritt, wie dies auch die andern Redensarten beweisen.


*3. Sett dî up dînen Sassenspêgel.

Diese Redensart stellt ausser Zweifel, dass »Sachsenspiegel« euphemistisch für »Hintern« steht.

*4. Ut'n Sassenspêgel predigen (vertellen). (Pommern.)

Sich einer Blähung entledigen.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880.
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