Schemel

1. Man muss die Schemel brauchen, da keine Bank ist.Eiselein, 548; Simrock, 8949.


2. Wo man vns den schämel entzuckte, so lägen wir all auff dem boden.Von der Messkrankheit, Satire wider Murner.


*3. Den Schemel unter das Bett (die Bank) stossen.Lehmann, II, 798, 58.

Anstand und gute Sitte verletzen. »Ein Weib, wenn sie die Scham von jhr leget vnnd den schemel vnder die Banck stosset, so ist es schon vmb sie geschehen, vnnd ist keine Ehrbarkeit mehr inn jhr. Also thet auch Pharaons Weib, die stiess auch den schemel vnder die Banck vnd reitzet Joseph zu vnzucht an.« (Geiler, Nsch., 64, in Kloster, I, 574.)


*4. Die Schemel wollen auf die Bänke steigen. Eiselein, 548; Simrock, 8950.

Mhd.: Die schamel die dâ solden ligen under den benken, die sind gestigen ûf die benke, diu bank ist ûf dem tisch ze langer vríst. (Welscher Gast.) – Man dringet umb den vürganc, laer sint die schemel, vol diu banc, si stîgent an dem übermuot. (Helbling.) (Zingerle, 132.)

Lat.: Scabella super scamna ascendere conantur, ancillae super servos.


*5. Er muss erst auf einen Schemel steigen, um seine Haare zu erreichen.

Von einem Leichtsinnigen, dem alles gleich ist.


*6. Man muss die Schemel vnter die Banck stossen. (S. Fuss 34.) – Lehmann, 842, 7.


*7. Schemel auff der Bank stellen.Luther's Ms., 10.


*8. Von der Bank auf den Schemel kommen.

Mhd.: Nû muoz ich ab der banc ûf den schamel sitzen. (Otoke.)


[Zusätze und Ergänzungen]

9. Entgehet uns der schemel, so ligen wir gar im dreck.Schade, Satiren, I, 253, 12.


10. Wer den schämel verachtet, der kompt nymmer vff die Banck.Granatapfel, 79b, 2.


11. Wer unterm Schemel geboren ist, kommt nicht auf die Bank (den Stuhl).

»A glêbt's ne, doss, wer underm Schemmel gebûrn, seilatige (seine Lebtage) drunder muss stecka.« (Bertermann, Gedichte, 208.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
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