Schlinge

1. Allen Schlingen zu entgehen ist nicht leicht. Eiselein, 551; Simrock, 9089.

Lat.: Haud facile est omnes laqueos effugere. (Plautus.)


2. Die Schlingen der Weiber und Narren sind am schwersten zu vermeiden.


3. In gar zu offnen (plump gelegten) Schlingen sich selten Vögel fingen.

Lat.: Quae nimis apparent retia, vitat avis. (Ovid.) (Philippi, II, 118.)


4. Je mehr man in die Schlinge läuft, desto fester verstrickt man sich darin.

Holl.: Hoe meer men in den strik loopt, hoe vaster men er zich inwikkelt. (Harrebomée, II, 314a.)


5. Mit leeren Schlingen fängt man keine Krähe.


6. Schlinge auf Schlinge wird aus dem Faden das Kleid (der Strumpf, das Netz).

Frz.: Maille à maille se fait le haubergeon. (Leroux, II, 12; Bohn I, 37; Cahier, 797.)


7. Wer andern Schlingen legt, sich selbst darin zu fangen pflegt.

Frz.: Qui croit guiller Guillot, Guillot le guille. – Tel comme dit Merlin, cuide engaigner autrui, qui souvent s'engaigne soi-même. – Tel qui tend un piége à autrui, y tombe souvent lui-même. (Gaal, 1374.)

It.: Chi cerca d'ingannar, resta ingannato. (Masson, 160.) – Nel laccio di cader, chi ad altri tende, debbe temer, chi a tesser fraudi imprende. (Gaal, 1374.)

Lat.: Qui struit insidias alii, sibi damno dat ipse. (Gaal, 1374.)

Poln.: Kto pod kim dolki kopie, sam w nie wpada. (Masson, 159.)


8. Wer die Schlinge zerreisst, der fällt in die Kette.


9. Wer mir die Schlinge zeigt, der ist mein Freund.

Port.: A quelle he teu amigo, que te tira do arroido. (Bohn I, 267.)


10. Wer zu viel Schlingen legt, kann selber hineinfallen.

Holl.: Die een' strik voor een ander spant, loopt er zelf in. (Harrebomée, II, 314a.)


[241] 11. Wie einer seine Schlingen stellt, so fängt er.

Böhm.: Jak kdo léce, tak vybiera. (Čelakovsky, 160.)


12. Wo Schlingen liegen, muss man behutsam gehen.

Lat.: Cave canem. (Binder II, 467; Petronius, 29.)


*13. Das ist nur eine Schlinge für Narren.

Holl.: Het is een strik voor de gekken. (Harrebomée, II, 314a.)


*14. Einem Schlingen legen.

Engl.: He that makes waits.


*15. Einen in die Schlinge führen.

Hinterlistig in Gefahr bringen.


*16. In die Schlinge gehen (fallen, kommen).Eiselein, 551.

Frz.: Se jetter dans les laqs. (Kritzinger, 412a.)

Lat.: Ab transenna cibum petere. (Philippi, I, 4.)


*17. Sich aus der Schlinge (Affaire) ziehen. Lohrengel, II, 438.

Frz.: Conserver le moule du pourpoint. (Lendroy, 1039.) – Rentrer dans sa coquille. (Kritzinger, 172a.) – Se tirer de la presse. – Se tirer d'un méchant pas. (Kritzinger, 562a u. 680a.) – Se tirer d'intrigue. (Kritzinger, 399b.) – S'échapper par la tangente. (Lendroy, 1392.) – Tirer son épingle du jeu. (Starschedel, 442; Kritzinger, 283a.)

Lat.: Cum adsit ursus, vestigia quaeris. – Cum adsit via, semitam quaeris. (Philippi, I, 1037.) – Cursu lampada tradere. (Varro.) (Binder II, 678; Philippi, I, 108.)


*18. Sich in eigener Schlinge fahen.Eiselein, 551.

»Das ist der Spass, wenn der Feuerwerker mit seiner eigenen Mine in die Luft gesprengt wird.« (Shakspeare.)

Holl.: Hij heeft zich zelven in den strik gebragt. – Hij is in zijn eigen strik gevangen. (Harrebomée, II, 314a.)

Lat.: In laqueos, quos posuere, cadunt. (Ovid.) (Binder II, 1438.) – Laqueo suo captus est. (Binder I, 850; II, 1629; Frob., 409; Seybold, 1629.) – Nostris ipsorum alis capimur. (Philippi, II, 47.) – Perilli praemium adipisci. (Binder II, 2555; Novarin, 462.) – Suo baculo caeditur. (Binder II, 3249; Novarin, 24.) – Suomet se gladio ferit. (Altdorf, 16.)


19. Wer andre vor der Schlinge warnt, wird manchmal selbst von ihr umgarnt.Neue Freie Presse, 4592.


*20. Er ist nicht in die Schlinge gegangen.

Hat sich den Nachstellungen glücklich entzogen.

Lat.: Cervum delusit hinnulus. (Philippi, I, 95.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
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