Schnellert

Schnellert's Geist haust nicht in ihm.

Scherzhaft von einem langsamen, trägen Menschen, in dem kein Leben ist. Der Rodenstein und Schnellert sind zwei Berge im Odenwald, die nahe beieinander liegen und in denen nach der Sage der Schnellertsgeist, auch Rodensteiner genannt, mit einem grossen Gefolge von Rittern und Reisigen haust. Snelhart (von snel = kräftig, rasch) ist ein passender Beiname für den Gott, der unter der Maske des wilden Jägers steckt. Steht ein Krieg bevor, so zieht der Rodensteiner vom Schnellert bei grauender Nacht aus, begleitet von seinem Hausgesinde und schmetternden Trompeten. Er fährt nach der Sage durch Hecken und Gesträuche, durch die Hofraithe (besser Hofreite = Hofraum, vgl. Campe, Wb., II; Weigand, II, 454) und Scheunen Simon Daum's zu Oberkaisbach bis nach dem Rodenstein, flüchtet gleichsam, als wolle er das Seinige in Sicherheit bringen. Scheint der Friede gesichert, dann kehrt er im gleichen Zuge vom Rodenstein nach dem Schnellert zurück, doch in ruhiger Stille. (Vgl. Th. Bodin, Die Göttersagen unserer Altvordern im Sonntagsblatt, Berlin 1873, S. 330.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 304.
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