Türkenwein

* Es ist (echter) Türkenwein.

Es ist dies ein Spitzname für einen sauern Wein, wie sie unter dem Gesammtnamen Rachenputzer (s.d.) bekannt sind und auch schon zur Zeit der römischen Kaiser mit allerhand Spitznamen belegt wurden. So nannte der Kaiser Tiberius den Surrentiner nur einen »edeln Essig« (Generosum acetum) und Caligula »nobilem vappam«. In nicht besserm Rufe standen die Weine von Vejenta und Pelignum; und den vom Vatican nannte man, boshaft genug, geradezu Gift: »Caelatus tibi cum sit, Amiane Serpens in patera Myronis arte vaticana bibis, bibis venenum.« Der obige Türkenwein gehört nun dem Jahre 1528 an. Fr. J. Dochnahl (Chronik von Neustadt a.d. Hardt, Neustadt a.d.H. 1867) führt ihn unter dem Namen »Wiedertäufer« auf. Es heisst dort S. 140: »Im Jahre 1529 war ein kalter Winter, grosse Gewässer in allen Ländern, Wein sehr sauer und fast ungeniessbar, daher Wiedertäufer genannt. Weil gerade der türkische Sultan Wien belagerte, benannte man das Gewächs auch Türkenwein. Der Wein soll so sauer gewesen sein, dass man ihn, selbst mit anderm vermischt, noch nach acht Jahren geschmeckt habe.« (S. Dreimännerwein, Seewein, Stösselwein, Strumpfwein.) (Vgl. auch Antiquarische Bemerkungen zu einer Studienordnung der lateinischen Rathsschule zu Landau in der Pfalz vom Jahre 1482 von Dr. J. Franck, Beigabe zum Jahresbericht zur Lateinschule zu Edenkoben für das Jahr 1873-74.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867, Sp. 1380.
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